The Rasmus - The Rasmus
Universal
VÖ: 20.04.2012
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Irgendwie und sowieso
The Rasmus waren lange weg. Aufgefallen ist das nicht vielen Leuten. Warum auch? In den letzten neun Jahren haben die Finnen einen in seiner Konsequenz beeindruckenden Absturz von jugendlichen Chartstürmern hin zu einer nervigen Gothic-Schunkelcombo hingelegt. Nicht umsonst stammten die annehmbaren Songs auf dem "Best-Of-Album", das vor knapp drei Jahren als letztes Lebenszeichen des Quartetts erschien, sämtlich aus dem Zeitraum von 2001 bis 2003. Nun melden sich The Rasmus nach vierjähriger Pause zurück. Doch was soll man von einer Band noch erwarten, die ihre Seele an die dunkle Seite des Midtempo-Rocks verkauft hat? Der Sachse würde sagen: nüscht.
Ob das auch der Band selbst bewusst geworden ist? Jedenfalls haben Lauri Ylönen und Kollegen das neue Album einfach "The Rasmus" genannt und damit den Klassiker aller "Wir-wollen's-jetzt-aber-wissen"-Titel gewählt. Wagen die Finnen den Neuanfang? Gibt es vielleicht sogar die Rückkehr zum spritzigen und unterhaltsamen Poprock aus "Into"-Tagen? Fragen, die genau so lange aufkeimen, bis sie die Vorabsingle "I'm a mess" mit seichtem Radiogeschunkel gnadenlos abtötet. Belangloser klangen The Rasmus wohl noch nie. Im Refrain wären nur minimale Anpassungen nötig, um die Rentner im ZDF-Fernsehgarten zum Mitklatschen zu animieren. Nimmt man diesen Song zum Maßstab, hat sich im Hause The Rasmus nicht nur nichts geändert - alles ist sogar noch schlimmer geworden als zuletzt.
Tatsächlich dominiert auf "The Rasmus" immer noch der kleinste gemeinsame Nenner. Und ohne die drei "M" geht nach wie vor nichts: Midtempo, Melancholie, Melodie. Und Songstrukturen und Thematik sind immer noch so vorhersehbar wie die Temperaturen im nordischen Winter. Andererseits muss man The Rasmus zu Gute halten, dass sie trotz aller selbstauferlegter Beschränkungen mit spürbarer Spielfreude zu Werke gehen. Außerdem blitzt selbst unter meterdicker Kajalschicht immer wieder ihr Händchen für einprägsame Melodien auf. Abseits der haarsträubenden Single finden sich auf dem neuen Album durchaus gelungene Ohrwürmer, die man insgeheim zwar seicht finden mag, die sich aber trotzdem hartnäckig in die Gehörgänge einnisten. "End of the story" etwa gefällt mit dramatischem Melodiebogen, und "It's your night" ist einer der besten und mitreißendsten Songs auf dem Album. Obwohl der Text stellenweise klingt, als hätte Ylönen eine Esoterik-Broschüre verspeist.
Der größte Konkurrent um diesen zweifelhaften Titel ist "Someone's gonna light you up", das mit überraschend filigranem, spanisch angehauchten Gitarrenspiel beginnt und sich auch anschließend Mühe gibt, anders zu sein als der Rest. Schade, dass The Rasmus sich auf Albumlänge viel zu selten zu solchen Ausflügen hinreißen lassen und allzu oft auf breiige Keyboards und das ausgelutschte Radiohit-Baukastenprinzip setzen. Dass sie es besser oder zumindest weniger egal hinkriegen könnten, wird auf "The Rasmus" an mehr als einer Stelle deutlich. Offenbar haben es sich die Finnen aber endgültig in ihrer Nische bequem gemacht. Dort sitzen bereits so viele andere, dass es wenigstens immer warm ist. Andererseits fällt es dann auch kaum auf, wenn plötzlich jemand fehlt.
Highlights
- It's your night
- Someone's gonna light you up
Tracklist
- Stranger
- I'm a mess
- It's your night
- Save me once again
- Someone's gonna light you up
- End of the story
- You don't see me
- Somewhere
- Friends don't do like that
- Sky
Gesamtspielzeit: 48:40 min.
Referenzen
Negative; HIM; Kwan; Kiss; 3 Doors Down; Lovex; Uniklubi; Poets Of The Fall; My Chemical Romance; 30 Seconds To Mars; Sunrise Avenue; Plain White T's; Alter Bridge; Linkin Park; Good Charlotte; Hinder; Lostprophets; Nightwish; Evanescence; LAB; Daughtry; Empty Trash; Hoobastank; Cinema Bizarre; Tokio Hotel; Lit; Fastball; Wheatus
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