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Jeff Buckley - Mystery white boy (live 95-96)

Jeff Buckley- Mystery white boy (live 95-96)

Universal / Sony
VÖ: 07.06.2000

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nachlaß eines großen Künstlers

Die bloßen Fakten sind so bekannt wie immer noch erschütternd: Jeff Buckley ertrank am 29. Mai 1997 im Alter von 30 Jahren kurz vor Fertigstellung seines zweiten Albums übermütig singend im Mississippi in den Wellen eines heranbrausenden Schiffes. Die Frage muß natürlich noch immer heißen, ob er auch lebend im Jahr 2000 ein geschätzter und berühmter Künstler wäre oder ob erst der Mythos um seinen Tod ihm zu der Verehrung verhalf, die ihm heute noch allerorten zuteil wird. Wir wissen es nicht, und auch Buckley wird die Antwort darauf nie erfahren. Fest steht, daß das nun erscheinende Live-Album "Mystery white boy" - nach seinem Debüt "Grace" (1994) und "Sketches for my sweetheart the drunk" (1998), der nach seinem Tod veröffentlichten Kollektion ungeschliffener Studioversionen, erst die dritte Albumveröffentlichung unter Jeff Buckleys Namen - anders als viele Live-CDs im allgemeinen und posthumen Livealben im speziellen nicht nur der bloßen Geldmacherei dienen kann. Dafür ist bei der Auswahl einfach zu viel Sorgfalt zu erkennen. Die Veröffentlichung wurde immer wieder verschoben und hinausgezögert, statt das Material so schnell wie möglich auf den Markt zu werfen.

Dieses Album ist nun eine Zusammenstellung von zwölf Songs aus sieben verschiedenen Konzerten der "Mystery white boy"-Tour sowie der australischen "Hard luck"-Tour. War an der Auswahl für "Sketches for my sweetheart the drunk" noch Chris Cornell (Ex-Soundgarden) beteiligt, so oblag diese Aufgabe nun Buckleys Mutter Mary Guibert und seinem Gitarristen Michael Tighe. Dem Cover-Medley aus Leonard Cohens "Hallelujah" und "I know it's over" (The Smiths) und vor allem dem legendären zehnminütigen Live-Jam "Kanga roo", den er bei fast jedem Aufritt darbot, merkt man das exzellente Verständnis zwischen Jeff Buckley und seiner Band an. Als weitere Coverversionen werden das bereits hinreichend bekannte "Lilac wine" (Nina Simone) sowie "The man that got away" (Judy Garland) zum Besten gegeben.

Schade ist dabei jedoch, daß die Klangqualität nicht durchgehend den von offiziellen Livealben erhofften Standard erreicht. Vor allem bei dem in Paris aufgenommenen Song "Last goodbye", dem unbestritten besten Stück Buckleys, läßt der Sound zu wünschen. "Merci beaucoup le fromage" lautet die Ansage - und der leicht dumpfe Klangmatsch wirklich Käse, so daß ich, um "Last goodbye" zu hören, lieber das Bootleg aus dem Schrank ziehe. Absolut jede der knapp 80 Minuten von "Mystery white boy" atmet dennoch die Atmosphäre und das Charisma des "Dream brothers", das schon sein Debüt "Grace" ausmachte. Zwölf Live-Dokumente, die das Lebenswerk eines großen Künstlers einzufangen und festzuhalten versuchen, das aber letztendlich doch durch die Finger rann. Das Publikum hält sich mit akustischen Regungen weitestgehend zurück und lauscht stattdessen andächtig im Stillen dem spirituell leidenden Jeff Buckley.

Wenn er Songs wie "Eternal life is now on my trail" oder "Last goodbye", das nicht nur als Verabschiedung von einer Liebe, sondern im Nachhinein auch wie eine Vorahnung seines Todes steht, lamentiert, so ist es wirklich eine Ironie des Schicksals, daß er zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Monate von diesem entfernt war. Ohne jetzt noch pathetischer werden oder Jeff Buckley in den Himmel loben zu wollen, sprechen die zwölf Darbietungen eine deutliche Sprache. Dieses Album zeigt sein außergewöhnliches Talent und läßt uns nur erahnen, wozu er noch imstande gewesen wäre, hätte ihm mit seinem frühen Tod nicht das gleiche Schicksal ereilt wie seinen Vater Tim. Uns bleibt also nur zu hoffen, daß seitens der Plattenfirma in den nächsten Jahren nicht wie so oft die Leichenfledderei einsetzt. Es gilt, den Tatsachen mit den Worten "Only the good die young" ins Auge zu sehen und dieses beeindruckende letzte Lebenszeichen anzuerkennen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • I woke up in a strange place
  • Mojo pin
  • Last goodbye

Tracklist

  1. Dream brother
  2. I woke up in a strange place
  3. Mojo pin
  4. Lilac wine
  5. What will you say
  6. Last goodbye
  7. Eternal life
  8. Grace
  9. Mood swing whiskey
  10. The man that got away
  11. Kanga roo
  12. Hallelujah, I know it's over (Medley)

Gesamtspielzeit: 78:24 min.

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