The Men - Open your heart
Sacred Bones / Cargo
VÖ: 30.03.2012
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Folter oder Federkissen
Ist eine Band schon eine gute Band, nur weil sie Spaß macht? Beim Hören, aber auch wegen der Vorstellung von vier Slackern mit schlabberigen Klamotten in einer kleinen Garage, die ihre Gainregler über- und schließlich abdrehen? Am Ende nicht. Zugegeben: "Leave home", das Letztwerk der Brooklyner Krachlatten The Men, war eine verstörende Platzwunde in das Jahr 2011. Ein psychedelischer Roundhousekick umgarnt von riesenhaften Wänden aus brutaler Verzerrung. Roher Punkrock, der an allen Enden psychotische Doom-Gewalt entwickelte. Chris Hansel erbrach seine Innereien über rücksichtslos vergewaltigtem Instrumentarium, das nach Orgien härtester Penetration in wilden Flammen abfackelte. Eine Band nach der genau jetzt viele hoffnungsvoll flehen sollten: nach Männern, die mit erhobenen Bierdosen all die Hexen und Geister aus dem hallenden Rotweinschleier reißen, um sie dann manisch lachend in die 4x12-Zoll-Membran zu prügeln.
"Open your heart" macht zwischendrin ebenfalls Spaß. Dass sich die Kritik in Purzelbäumen ihrer wilderen Zeit erinnert, verscheiert allerdings auch, wie weit das hier eigentlich eine Band für den Rolling Stone geworden ist. Denn die zehn neuen Heuler aus Brooklyn sind Inseln für den geflohenen Nerd. Nicht für den mit Kastenbrille und Neon-Sneakern, sondern für den einer neuen Spezies: dem Rocker. "Turn it around" steigt klassischer in eine Rocknummer ein, als man es eigentlich hätte noch für möglich halten können. Viermal vorgelegt und Peng: Alle rauf auf die Bretter. "Animal" ist Bluesrock, wie ihn The Hold Steady zuletzt überragend gezeigt hatten, bevor sie anfingen, ihre Hemden zu bügeln. Aus dem "Country song" entsteigt ebenfalls ein Blues-Crawler, der auf großen Reverb-Slides über Südstaaten-Sümpfe mäandert und mit "Oscillation" in einen Kraut-Trip klassischer Länge gerät, bevor "Please don't go away" mit wildem Spaß am Set in modernem No-Age-Gewaber ausfranst.
All diese Songs sind eigentlich ein einziger instrumentaler Block aus Angebernummern, die kurz bevor sie zerfallen von einem neuen, tragenden Element aufgefangen werden: Einem Sehnen der Slide-Gitarre, einem überdehnten College-Rock-Solo oder einem mantrischen Lou-Reed-Gedicht. Der vorab veröffentlichte Titeltrack ist ein simpler aber doch großer und purer Rockwurf. Erst packen The Men hier Buzzcocks doll am Kragen und gehen dann in der Bronx einen trinken. Es fühlt sich alles echt an um The Men: Den Punk haben sie aus England und mischen diesen kräftig mit allem, was Amerika in den letzten vierzig Jahren an der Gitarre hervorbringen konnte. Von der Wurzel bis zum sanften Trip greift das Motto: WIR sind die Band und machen was UNS Spaß macht. Neu formiert, Spektum ausgebaut, viel Blues und Folk gehört. Zudem viel Velvet Underground, aber in völlig neuem Panorama, gewürzt mit noch mehr Musik, die The Men im eigenen Reifeprozess erst kennengelernt haben - Cheap Trick, Big Star, Lou Reed, Dylan.
Die Arrangements von "Open your heart" folgen somit klassischeren Schemen, konzentrieren sich auf den Song als solchen, um ihn besser auszustellen. Weil das alles so spielerisch geschieht, verzeiht der Hörer sich für einige Zeit den mäkelnden Gedanken an jegliche Referenz. Lässt die Männer mit den Großen balgen, das Album laufen und wiederholen. Doch dann kommt die Langeweile. "Leave home" zeigte ein diffuses Bild, schwarz-weiß, auf dem vier lange Schatten zwischen Laternen oszillieren. Unberechenbar und schön. Bei "Open your heart" hält der Spaß hingegen gerade mal halb so lang, da die Riffs nicht groß genug sind und man nach der Show doch lieber Led Zeppelin hören geht.
Highlights
- Open your heart
Tracklist
- Turn it around
- Animals
- Country song
- Oscillation
- Please don't go away
- Open your heart
- Candy
- Cube
- Presence
- Ex-dream
Gesamtspielzeit: 45:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Achim |
2013-03-10 11:55:20 Uhr
beim neuen ist alles weg, was die band mal ausgezeichnet hat. machen jetzt nur noch lahmen indie-pop.Achim. |
Felix |
2013-03-10 11:17:56 Uhr
Schon wieder neues Album am Start, wer hat es schon gehört? Pitchfork gibt 8,2. |
tuxx |
2013-03-04 15:14:33 Uhr
5/10? Ach Freunde... |
Arcon |
2012-04-25 11:31:34 Uhr
Sehe ich auch so. Eine 7 ist es im Vergleich mit anderen Bewertungen hier mindestens. Momentan vertraue ich sogar Pitchfork wieder mehr als PT. |
retro |
2012-04-25 08:07:26 Uhr
wie daneben diese 5 punkte sind, sieht man wieder am update von gestern: alle 20 rezis bekommen 6 oder mehr punkte (einzige ausnahme sind the rasmus mit 4). somit bleibt "open your heart" bei plattentests einer der schlechtbewertetsten alben des jahres! unglaublich, wenn man bedenkt, wieviel schrott so veröffentlicht wird... |
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Referenzen
Cheap Trick; Big Star; Lou Reed; Bob Dylan; Buzzcocks; The Clash; Sex Pistols; Ramones; Generation X; The Damned; U.K. Subs; X-Ray Spex; The Stranglers; MC5; Led Zeppelin; The Hold Steady; The Bronx; Spacemen 3; The Drones; The Stooges; Foo Fighters; Fucked Up; The Replacements; Velvet Underground; Cloud Nothings; Iceage; War On Drugs; Yuck; Japandroids; No Age; Titus Andronicus; Wild Flag
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