Dwellers - Good morning harakiri

Small Stone / Cargo
VÖ: 16.03.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Immer langsam
Manche Musik ist so retro, dass der Bezug auf nur eine Schaffensperiode des Rock'n'Roll einfach nicht ausreichend ist. Natürlich kommen beim Stichwort "70er" sofort schwere Gitarrenriffs, donnernde Drums und verschwitzte Langhaarige in den Sinn. Aber die 1970er Jahre stehen mittlerweile für eine riesige Menge an Genres Pate, dass damit alles und gleichzeitig überhaupt nichts gesagt ist. In der letzten Dekade des vergangenen Jahrtausends war vor allem der frühe Metal der 70er noch recht eindeutig Vorbild für ein Genre, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum zwischenzeitlich so weit überschritten war, dass sich kaum noch jemand gerne in die Nähe der ganz speziell riechenden Überreste des Stonerrock gewagt hat.
Die 70er und Stonerrock sind gleichberechtigte Referenzen auf "Good morning harakiri", auch wenn Letzteres ohne Ersteres wohl kaum existieren würde. Schon das Cover sieht nach Stoner in Psychedelikfarben aus, und die sechs Songs erinnern zu gleichen Teilen an Black Sabbath und Monster Magnet, an Mountain und Kyuss. Doch im Gegensatz zu vielen der sich gedankenlos wiederholenden Stoner-Bands, die durch die vergangenen 20 Jahre geschlichen sind, drücken Dwellers dem Genre einen markanten eigenen Stempel auf. Damit stehen sie 2012 nicht mehr alleine da, sondern befinden sich in der guten Gesellschaft von The Sword, Baroness, U.S. Christmas, Torche oder Red Fang - Bands, die die Formelhaftigkeit des Genres lange überwunden haben, sich aber für den Kern aus staubigen Riffs und dröhnendem Sound weiterhin begeistern.
Dwellers bekommen das hin, indem sie auf einem eigentlich dichten und kompakten Album immer wieder ganz weit ausholen, sich ausgedehnten Riff-Spielereien hingeben und trotzdem nie in willkürliche Jams abdriften. Was den Songs meist fehlt, ist einfach die dritte oder vierte Wiederholung des Refrains. So bleibt zum Beispiel im zehnminütigen "Vultures" genug Zeit, um die manchmal fein ausgeklügelten, manchmal grobschlächtig aufbrausenden Akkordfolgen atmen zu lassen und mit trocken knarzenden Soli zu überziehen.
"Good morning harakiri" ist in jeder Hinsicht eine laute Platte. Zu vorsichtigen Tönen setzt die Band höchstens mal für ein paar Sekunden an. Und die inhärente Langsamkeit der Platte ist keine der Rhythmen oder Takte, sondern eine des langsamen Voranschreitens in der Songstruktur. Dwellers finden dabei die richtige Mischung aus eingängigen, gut konstruierten Riffs und deren vielmaliger Wiederholung, um Langeweile in den Songs zu vermeiden. Vielleicht ist gerade deswegen das kurze, konventionelle "Lightening ritual" das schwächste Stück der Platte. Denn die längeren und damit auch immer flächigeren Songs wie das einnehmend wabernde "Secret revival", die Endlos-Skalen von "Black bird" oder das dunkel brütende "Old honey" drehen nach dreieinhalb Minuten erst so richtig auf. Vorher kommt halt niemand ins Schwitzen im Rock'n'Roll.
Highlights
- Secret revival
- Vultures
Tracklist
- Secret revival
- Black bird
- Vultures
- Ode to inversion layer
- Lightening ritual
- Old honey
Gesamtspielzeit: 41:22 min.
Referenzen
Acid King; Earthless; Solace; Sleep; Night Horse; Freedom Hawk; Unida; Kyuss; Monster Magnet; Spirit Caravan; The Sword; Baroness; U.S. Christmas; Torche; Red Fang; The Obsessed; High On Fire; Shrinebuilder; Infernal Overdrive; Clutch; Lowrider; Nebula; Fu Manchu; Earl Greyhound; Wolfmother; Graveyard; Karma To Burn; Corrosion Of Conformity; Goatsnake; Down; The Hidden Hand; Premonition 13; Quest For Fire; Black Sabbath; Bison B.C.; Priestess; Roadsaw; Saviours; Solarized; Spiritual Beggars; Throttlerod