Y'Akoto - Baby blues

Warner
VÖ: 30.03.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Locker von Herzen
Kann sich eigentlich irgendwer vorstellen, wie viele Platten sich auf dem Schreibtisch stapeln, die einem die nächste Soul-Sensation versprechen? Klar, da wird Amy Winehouse übertrumpft, in einer Liga mit Nneka gespielt und eine mindestens so einzigartige Stimme wie Erykah Badu hat anscheinend jede zweite Sängerin, glaubt man den Ankündigungen, Selbstbechreibungen und Reviews. Stimmt natürlich alles selten bis nie. Doch Y'Akoto gehört nicht zu diesen kleinen Schwindeleien. Schon alleine nicht, weil sie sich sowieso nicht in das Genre Soul stecken lässt. Dafür kommt der Sound auf dem Debüt der gebürtigen Hamburgerin auch viel zu vermischt daher. Blues, Reggae und Pop spielen da ebenso rein wie Soul. Dass Y'Akoto in ihrer Jugend in Ghana und an anderen Orten Afrikas gelebt hat, lässt sich durch die vielen unterschiedlichen musikalischen Einflüsse erahnen.
Und so kommt "Baby blues" mal komplett locker vom Herzen daher. "I should be so hurt / Because your rejection is so obvious / I feel stupid / And I cry" - Zeilen bei denen andere die ganze Bandbreite an Emotionen rausholen. Y'Akoto hingegen singt sie mit ihrer kernigen Stimme mit Bedacht über den Rhythmus. Jedes Wort kommt da überlegt über ihre Lippen. Auch "Move better rest" fügt die Dinge behutsam zusammen, doch das ist keine Vorsicht, sondern genau so gewählt. Über die verschiedenen Rhythmen erschließen sich bei den meisten Songs überhaupt erst die Melodien. Die Bläser in "Body movements" fallen einem so auch erst auf, nachdem der Kopf bereits ordentlich mitgenickt hat. Durch diese vielen einzelnen Elemente, die so geschickt zu Songs verlaufen, entsteht hier eine Vielschichtigkeit, die sehr angenehm ist. "What makes you strong" setzt Gitarre und Orgel genau passend ein, um sich für längere Zeit einzubrennen.
Dabei wählt Y'akoto die genau passenden Worte, die astrein im Zusammenspiel mit der Musik liegen. Sie zeichnet mit ihrem warmen und herzlichem Gesang deutliche Emotionen, die tief in der Seele liegen. Die ganze Platte berührt einfach ungemein - alleine schon, weil die Produktion sehr rund ist. Ekstase findet sich auf "Baby blues" nicht. Unaufgeregtheit steht an oberster Stelle, Emotionen sollen nicht mutwillig aufgedrängt werden, sondern selbst erschlossen werden. Das passiert nie aus Berechnung, sondern einfach aus dem Sound selbst heraus. Und so sollte es ja auch sein. Im Titeltrack singt Y'Akoto zu einem dunklen Klavier von der neuen Liebe ihres Verflossenen. Der Song gibt sich trotz der Streicher nie ins Drama, trotz des Themas nie ins Klischee hin. Aber wozu auch? Für solche Griffe ist Y'Akoto auf ihrem Debüt jetzt schon viel zu einzigartig. Bitte das unbedingt notieren.
Highlights
- Talk to me
- Moving
Tracklist
- Diamonds
- Tamba
- Talk to me
- Drunk or high
- Y'Akoto's babyblues
- Moving
- Good better best
- Tonight
- Bodymovements
- Sitting 'round the table
- Whatever dear
- What makes you strong
- Without you
- Truth
- Diamonds (Radio version)
Gesamtspielzeit: 47:36 min.
Referenzen
Asa; Nneka; Joy Denalane; Ayo; Selah Sue; Jaqee; Betty Wright; Lauryn Hill; Erykah Badu; Kinny; Amy Winehouse; Adele; Jill Scott; Macy Gray; Neneh Cherry; Ladi6; Angie Stone; Andreya Triana; Nina Simone; Alicia Keys; India.Arie; Georgia Anne Muldrow; Joss Stone; Etta James; Nikka Costa; Aretha Franklin; Kelis; Chaka Khan