Lockerbie - Ólgusjór
Kapitän Platte / Cargo
VÖ: 09.03.2012
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Süßthematisch
Ist das jugendfrei? Muss das zensiert werden? Sind da etwa unterschwellige Botschaften versteckt, die einen dazu verleiten, auf Knopfdruck mit nichts als einem gelben Parka bekleidet in eine Karaoke-Bar zu laufen, um Björk-Songs zu singen? Hundertprozentig ausschließen kann der Rezensent es nicht. Wie eigentlich immer, wenn isländische Bands ihre Muttersprache auch für den internationalen Markt konsequent beibehalten und die Texte nur bruchstückhaft zu entschlüsseln sind. So viel ist jedoch bekannt: "Sumar" bedeutet "Sommer", "Í draumi" heißt "im Traum", und die spartanischen Wortschatzkenntnisse untermauern den Höreindruck. "Ólgusjór" ist ein Streifzug durch die Natur, weich und weit, wohltuend und beruhigend. Prädikat: FSK 0.
Es dürfte wenig überraschen, dass sich eine isländische Band dem Postrock verschrieben hat. Hier allerdings weniger im klassischen Sinn. Lockerbie spielen poppigen Postrock oder Indiepop mit Postrock, was auf Albumlänge noch nicht ganz ausgereift wirkt. "Reyklykt" zückt eine Spieluhr, die vermutlich am Xylophon herunterbaumelt. Da ziehen die Streicher minutenlang ihre Kreise, zudem trötet und posaunt es in diesem Stück genauso wie bei "Í draumi" oder zum Auftakt von "Laut". Doch etwas weniger Bläsersektion rund um die ohnehin bonbonklare Stimme von Sänger Pórður Páll Pálson stünde der Band gut zu Gesicht, wie schon der Ausläufer "Laut II" eindrucksvoll zeigt.
"Gengur í garð" nutzt das Keyboard als Piano, Pálson zieht es gleich zu Beginn in die Kopfstimme, eine Geige lässt die letzten Schwingungen im Raum verklingen und wartet artig, bis die Drums das Kommando an sich reißen, um sich dann wieder vordergründig miteinzubringen. Erst jetzt, so scheint es, streifen Lockerbie alle Fesseln ab, erst jetzt hat "Ólgusjór" seinen Fluss gefunden. "Kjarr" traut sich sodenn einen Geigen-Walzer zu, das bis dato arbeitslose Banjo diktiert den Song über "Esja", den Berg in der Nähe von Reykjavik, und "Snóljón" stapft durch Einar-Stray-Gebiet mit einer kräftigen Postrock-Pfütze am Ende des Weges. Ein letztes Mal, ehe nach "Sumar" und "Siðsumar" nichts als Glückseligkeit und schwelgerischer Leichtigkeit zählen. Je weniger Zucker "Ólgusjór" schluckt, desto süßer wird es. Das ist dann wohl der Süßstoff aus dem Albumträume gemacht sind.
Highlights
- Gengur í Garð
- Snóljón
- Siðsumar
Tracklist
- Laut
- Laut II
- Reyklykt
- Í draumi
- Gengur í garð
- Kjarr
- Ólgusjór
- Esja
- Snóljón
- Sumar
- Síðsumar
Gesamtspielzeit: 41:54 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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stammtroII |
2012-05-17 14:23:14 Uhr
9/10 |
Beefy |
2012-05-17 14:22:36 Uhr
Die sollten nun aber wirkilch einen eigenen Thread erhalten. Danke, Plattentests. Wunderbare Frühlingsmusik. Wer "Vid spilum..." von Sigur Ros mochte, sollte hier zugreifen. |
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Referenzen
Einar Stray; Immanu El; Kyte; For A Minor Reflection; Adelaide; Rökurró; Ef; Jeniferever; Blue Sky Archives; Balmorhea; Sigur Rós; Lukestar; Fanfarlo; Noah And The Whale; Loney, Dear; Beirut; I'm From Barcelona; Alexander; Friska Viljor; The Hidden Cameras; Shout Out Louds; Naked Lunch; Yann Tiersen; The Notwist; Sufjan Stevens
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- Lockerbie - Ólgusjór (2 Beiträge / Letzter am 17.05.2012 - 14:23 Uhr)