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Bowerbirds - The clearing

Bowerbirds- The clearing

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 09.03.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der Wald ist nicht genug

Alles ist relativ, auch in der Musik. Man stelle sich vor, U2 oder vielleicht auch Coldplay nähmen - warum auch immer - ein Album wie "The clearing" auf. Von neuer Innerlichkeit wäre da die Rede, von einer schlichten, kargen Klanglandschaft. Bowerbirds allerdings sind bekanntermaßen nicht die Art von Band, die überdimensionale Zitronen oder kiloweise Konfetti auf Stadionbühnen schleppt, während Bono und Chris Martin sich zum Musizieren sich wohl kaum in einer Blockhütte mitten im Wald verschanzen würden. Genau dort entstand aber, ganz in Manier eines nicht ganz unbekannten Waldschrats aus Wisconsin, das dritte Album von Bowerbirds. In ihrem laubbedeckten Folk-Kosmos ist es deshalb gar nicht so lächerlich, wenn im Zusammenhang mit den neuen Liedern immer wieder von Fülle und Opulenz gesprochen wird.

"The clearing" lässt - immer vorsichtig tastend - mehr Dinge zugleich geschehen als seine Vorgänger "Upper air" und "Hymns for a dark horse". Letztendlich zehrt es dennoch von den gleichen Qualitäten: Bowerbirds bleiben Mitglieder des nicht sonderlich großen Kreises an Künstlern, die mit ihrer Musik Heizung oder Wolldecken ersetzen können. Schon "Tuck the darkness in" umarmt den Hörer zur Begrüßung mit einer Warmherzigkeit, die auch die Kuschelschotten-Fraktion um Stuart Murdoch und Fran Healy mit der Zunge schnalzen ließe. Das selbstbewusstere Schlagzeug? Die Streicher und Chöre hier und da? Die dezenten Elektro-Andeutungen? Die brauchen Bowerbirds eigentlich bloß, um Abnutzungserscheinungen vorzubeugen - sonderlich radikal fallen die Veränderungen im Vergleich zu "Upper air" schließlich nicht aus. Lieder, die schon in ihrer anfänglichen Gitarrennacktheit völlig selbstgenügsam klingen, breiten sich verwinkelter und detailreicher aus denn je. Allein "Death wish" ist mit Cembalo, drängelnder Snare und einer bläserlastigen Klangcollage zum Abschluss ein Arrangement-Schatzkästchen für sich.

Ganz spartanisch bleibt nur "Overcome with light", das mit seinem Text programmatisch für die Schwierigkeiten im Vorfeld des Albums ist: Der beinahe tödliche Unfall von Beth Tacular? Die beinahe endgültige Trennung von ihr und Phil Moore? Bowerbirds setzen Licht dagegen, die Strahlkraft von Stücken wie "Stitch the hem". Ein paar Takte Klavier mit zaghaftem Hintergrundchor reichen, und man verliebt sich ähnlich spontan wie seinerzeit bei "In our talons". Überraschen dürfte es eigentlich nicht mehr, wie geschmeidig die Band ein harmonisches Rädchen in das andere greifen lässt, wie jeder Refrain eine neue Klangfarbe hinzufügt - verzaubern kann es stets auf ein Neues und mit jedem Hördurchgang ein bisschen mehr.

(Jana Fischer)

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Highlights

  • In the yard
  • Stitch the hem
  • Death wish
  • Now we hurry on

Tracklist

  1. Tuck the darkness in
  2. In the yard
  3. Walk the furrows
  4. Stitch the hem
  5. Overcome with light
  6. Sweet moment
  7. Hush
  8. Brave world
  9. Death wish
  10. Now we hurry on

Gesamtspielzeit: 42:44 min.

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