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VCMG - Ssss

VCMG- Ssss

Mute / GoodToGo
VÖ: 09.03.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

ADSR

Es gibt Dinge, die man als Sensation bezeichnen darf. Dinge, die man sich kaum hätte vorstellen können und die dann doch geschehen. Und dann gibt es Dinge, die schlichtweg nie möglich sein werden. So sehr man sie sich auch wünschen mag. Und dann machen Vince Clarke und Martin Gore dreißig Jahre nach Clarkes Ausstieg bei Depeche Mode wieder gemeinsam Musik. Zeichen und Wunder.

Clarke hatte seitdem mit Yazoo und Erasure die poppige Seite der Melancholie weiter ausgelotet und schließlich ein für alle Mal die grundlegende Vereinbarkeit von Pop, Camp und Plastik bewiesen. Gore hingegen wurde durch Clarkes Ausstieg ins kalte Wasser geworfen und musste zügig schwimmen lernen: Auf dem vermeintlichen Gipfel der Teenieband war er plötzlich alleinverantwortlich und musste mühsam lernen, sich die Tiefe abzuringen, die schließlich die größte Synthpop-Band aller Zeiten ausmachen sollte. Bei beiden drehte es sich immer um elektronische Musik. Ihre Ansätze jedoch konnten verschiedener kaum sein.

Als Clarke dann irgendwann ohne seinen Langzeitpartner Andy Bell an ein paar minimalistischen Technotracks arbeitete, schickte er spaßeshalber Gore eine E-Mail, und der war sofort Bit und Byte für die Idee VCMG. Dass den beiden alten Säcken - Gore wurde letztes Jahr 50, Clarke schon ein Jahr früher - clubkompatible Klänge gelingen würden, war dennoch keineswegs ausgemacht. Allerdings haben die beiden ihr Attack-Decay-Sustain-Release-Handwerk noch von der Pike auf gelernt und wissen darum, wie man mit den alten, modularen Synthesizer-Kisten umgeht. Und schon mit der Vorab-EP "Spock" gelang Ende letzten Jahres eine erfreuliche Befreiung: Noch auf "Sounds of the universe" hatte Gore die Möglichkeiten der wiederentdeckten Klanggerätschaften den bisweilen halbgaren Gesangsmelodien unterordnen müssen. Jetzt dürfen die vom Staub befreiten Klänge verdient im Zentrum stehen. Und ohne Platz für Gesang lassen zu müssen, konnten VCMG in den hinterlistig pumpenden Groove des Titelstücks zahlreiche subtile Details mogeln, die lang und in Frieden glitzern.

Und letztlich schließt sich sogar ein Kreis: Obwohl sich die allgemeine Rhythmus-Intelligenz seit "Speak & spell" durchaus exponentiell weiterentwickelt hat, ist die Weisheit der vier Viertel immer noch die beste Grundlage für den Club. Das beginnt beim surrenden Opener "Lowly", der sich vom Sägezahnbass kraulen lässt und mit wohligen Dissonanzen ums digitale Feuer tanzt. Die neue Single "Single blip" arbeitet subtil mit Reverb und Offbeat. "Recycle" grollt aus synthetischer Tiefe, damit aus der Mission Impossible ein Electric Boogie wird. Und das abschließende "Flux" stottert sich die Beine weich, und die bittersüße Melodie wirft sich für das Flackerlicht des Clubs in Pose. Von wegen "Nodisco", das ist über dreißig Jahre her.

Endlich zahlt sich die Begeisterung für die alten Synthesizer aus, denn die spannendsten Sounds sind immer noch analog. VCMG steht übrigens nicht als Anagramm für die Namen der beiden. Der Voltage Control Modulation Generator ist ein elektrischer Oszillator, dessen Frequenz durch die Größe einer anliegenden Spannung verändert werden kann. Hier ist der Groove noch echte Handarbeit.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Lowly
  • Spock
  • Single blip
  • Recycle
  • Flux

Tracklist

  1. Lowly
  2. Zaat
  3. Spock
  4. Windup robot
  5. Bendy bass
  6. Single blip
  7. Skip this track
  8. Aftermaths
  9. Recycle
  10. Flux

Gesamtspielzeit: 58:25 min.

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