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Gisbert zu Knyphausen - Live im Konzerthaus Dortmund

Gisbert zu Knyphausen- Live im Konzerthaus Dortmund

PIAS / Rough Trade
VÖ: 10.02.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

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Der Mensch an sich ist ein Abo-Liebhaber. Wer mal kurz darüber nachdenkt, wird dieser Aussage sicherlich zustimmen. Hier das Tageszeitungsabo, um nicht schon in aller Frühe mit dem morgenmuffeligen Gegenüber parlieren zu müssen. Da das Pay-TV-Abo für fußballerische und die sonstigen medialen Freuden. Was noch? Klar, den Plattentests.de-Newsletter, den Kicker für ihn, die Vogue für sie. Und bei den ganz Hartgesottenen kommt auch noch das berühmt-berüchtigte Sparabo eines Klingeltonanbieters hinzu. Bequemlichkeit, Preisvorteile und das Gefühl, ja nichts zu verpassen, locken in die freiwillige Bindung. Wie wäre es also mit einem Pop-Abo?

Gibt's nicht? Gibt's doch. Das Konzerthaus in der Dortmunder Innenstadt hat vor einigen Jahren eine so titulierte Konzertreihe ins Leben gerufen, deren Protagonisten schon Künstler wie John K. Samson oder William Fitzsimmons und Bands wie Kettcar, Blumfeld, Efterklang oder Kinderzimmer Productions waren. Insofern war Gisbert zu Knyphausen in bester Gesellschaft, als er vor gut einem Jahr mit seiner Band ein stromloses Stelldichein in jenem hochmodernen Stahl-/Glasbau gab. Vor ausverkauften Rängen galt es, ein Potpourri seiner bisherigen beiden Studioalben darzubieten. Dass die Songs teilweise anders arrangiert wurden, fügt dem Ganzen neben der außergewöhnlichen Örtlichkeit an sich einen weiteren positiven Effekt hinzu.

"Aus unseren schäbigen, alten Boxen / Strömen die Lieder / Aus vielen, vielen, vielen Jahren / Direkt in unsere Herzen", singt zu Knyphausen in "Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten" und tut damit der famosen Akustik des Konzerthauses zwar unrecht, trifft mit dem Rest aber wie gewohnt ins Schwarze. Und so geht es weiter über Klischees, Besäufnisse, Kopfschmerzen, Fernweh und ungeilen Geiz bis hin zu Bertolt Brecht, Schlaglöchern, einem rosafarbenen Teufelskostüm und dem Tanz der Piraten. Fesselnde Texte über Zwischenmenschliches in intimer, fast schon heimeliger Atmosphäre. Das passt. Wo ansonsten zur Mozart-Matinee geladen wird und manches Kammerorchester den Raum mit voluminösen Klängen flutet, ziehen der Wiesbadener und seine Mitstreiter mit musikalischem Understatement zwischen Xylophon und Cello die Zuhörer in ihren Bann. Manchmal ist weniger mehr. Und wenn es dann zu wenig erscheint, werden eben fix ein dem Free Jazz nicht unähnliches Getöse wie im Falle von "Nichts als Gespenster" oder wildes Pianogeklimper wie in "Hey" aus dem Hut gezaubert.

Dass der ganze Genuss nach nur einer Dreiviertelstunde und zehn Songs bereits wieder vorbei ist, ist einerseits bedauerlich, steigert andererseits aber auch die Vorfreude auf ein mögliches neues Studioalbum. "Ich singe meine Lieder / Wohin das führt / Wir werden sehen / Sie sind meine Art, mich vor dem Leben zu verneigen." Und solange der schlanke Gisbert noch singt, ist die Oper nicht zu Ende. Wir bleiben dabei. Abo sei Dank.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Ich bin Freund von Klischees und funkelnden Sternen
  • Erwischt
  • Morsches Holz
  • Dreh Dich nicht um

Tracklist

  1. Ich bin Freund von Klischees und funkelnden Sternen
  2. Erwischt
  3. Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten
  4. Verschwende Deine Zeit
  5. Hey
  6. Morsches Holz
  7. Dreh Dich nicht um
  8. Grau, grau, grau
  9. Kleine Ballade für zwischendurch
  10. Nichts als Gespenster

Gesamtspielzeit: 44:31 min.

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