Rinôçérôse - Music kills me

V2 / Zomba
VÖ: 11.03.2002
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tiere, Tod und schnelle Flitzer
Das Rhinozeros ist ein großes, plumpes Säugetier und gehört zur Familie der Unpaarzeher. Bei alten Römern wie Curtius Rufus oder Martial finden sich erste Beschreibungen des Nashorns. Es hat eine dicke, kaum behaarte Haut und einen bis zwei hintereinanderstehende Höcker auf dem Nasenrücken. Den pflanzenfressenden Einzelgänger mit nur einem Höcker nennt man "Indisches Nashorn", den Verwandten mit zwei Huckeln auf der Nase "Afrikanisches Nashorn".
Die possierliche französische Band Rinôçérôse besteht aus den beiden studierten Psychologen Patrice Carrié und Jean-Philippe Freu, die jenen merkwürdigen Bandnamen von einem vermutlich noch merkwürdigeren Gemälde eines verwirrten Patienten übernommen haben. Und als ob das nicht schon genug der Absonderlichkeit wäre, trägt ihr zweites Album den Titel "Music kills me" und setzt genau dort an, wo das Debüt "Installation sonore" vor zwei Jahren aufhörte: bei der Vermischung von House mit Rock. Auch wenn es seit etlichen Jahren nichts Neues mehr ist, gute alte Gitarrenriffs in schicke neue Dancetracks zu basteln, finden sich neben Samples von The Cure in "Lost love" und den Small Faces in "Something I want to tell you" auch etliche Gitarrenriffs, die AC/DC oder die Rolling Stones nicht hingebungsvoller gniedeln könnten.
Fast alle Titel auf "Music kills me" sind dabei interessante, aber mitunter auch sehr gesichtslose Instrumentals, bei denen höchstens hin und wieder mal jemand jault, kiekst oder stöhnt. Am besten klingen treiben Rinôçérôse noch immer dann, wenn die Band mit ihren vielen Gastmusikern einen typisch französischen Lounge-House im Stile von St. Germain mit einem ordentlichen Schuß Jazz durchzieht. Zum Ende hin wird dann auch noch den Landsmännern von Air Tribut gezollt: Bei "Highway to heaven" wird der schnelle Flitzer vom Cover geparkt, das Nashorn in den Kofferraum gepackt, die Beifahrerin eng umschlungen und der Sonnenuntergang über dem Meer betrachtet.
Doch auch wenn viele Songs so düstere Namen wie "Dead flowers", "Professor suicide" oder "Dead can dance" aufweisen, verursachen die Franzosen weder einen plötzlichen, begeisterten Herzinfarkt, noch treiben Rinôçérôse den Hörer in einen verzweifelten Selbstmord. Es sei denn, man verknotet zum wiederholten Male die Finger beim Versuch, den Bandnamen unfallfrei in die Tastatur zu tippen.
Highlights
- Lost love
- Highway to heaven
Tracklist
- Le rock summer (Edit)
- Music kills me
- It's time to go now!
- Lost love
- Dead flowers
- Resurrection d'une idole pop
- Professeur suicide
- No, we are not experienced!
- Brian Jones: last picture
- Obseques d'un guitar hero
- Dead can dance
- Highway to heaven
Gesamtspielzeit: 60:42 min.
Referenzen
Modjo; St. Germain; Etienne de Crécy; Alex Gopher; Superfunk; Thievery Corporation; Yeah!; Daft Punk; Cassius; Air; Zero 7; Birdie; Dimitri From Paris; Roger Sanchez; Bebel Gilberto; Bertrand Burgalat; Phoenix; Tahiti 80