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Jason Urick - I love you

Jason Urick- I love you

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 27.01.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

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Es geht in die Extreme. Anders kann der Musiker Jason Urick auch nicht erfasst werden. Keine Ahnung, in welchem Glückskeks er das Konzept für seinen Sound gefunden hat, aber es gilt: Die Leere ist alles und alles ist die Leere. Denn zwischen Drone und Dub findet sich auf seinem dritten Album "I love you" nichts. Und nach 40 Minuten stellt sich heraus, dass der Titel nur der dreckige Zynismus eines Bastards sein kann. Liebe ist nämlich das fernste Gefühl, das diese Platte beschwören könnte. Die wenigen Stimmen zwischen einzelnen Flächen aus Sound sind hier lediglich verzerrte Fratzen, von denen keiner mehr sagen kann, ob sie mal in der Kehle eines Menschen oder auf Knopfdruck entstanden.

Mit jedem Durchgang nährt sich so der Verdacht, dass "I love you" nur eine böse Simulation darstellt. Dafür zerbröselt Urick verschiedene Beats und Samples wie in "Ageless isms", und während sich eine Melodie aufbaut, wird das wütende Rufen aus dem Hinterzimmer lauter. In den verwinkelten Räumen und Lichtern, die Urick zeichnet, verweilt die Aufmerksamkeit stets bei diesen synthetisch hergestellten, organischen Rudimenten. Das weckt ein übles Gefühl von Einsamkeit und beschwört diesen hinterhältigen Moment, in dem einem klar wird, dass bei einem selbst auch irgendwann einmal die Lichter ausgehen werden. Ein Mahlstrom des Unbehagens, nicht mehr und nicht weniger. "I love you" könnte damit kaum weiter draußen sein. "The crying song" ist ebenfalls mehr die Tütensuppe unter den Emotionen - nicht wirklich echt, aber schmeckt trotzdem.

Dass Urick die Platte überhaupt in fünf Songs geteilt hat, bleibt das vielleicht letzte Zugeständnis an gängige musikalische Konventionen. Denn die Anti-Melodien, gebrochenen Rhythmen und Flächen kreisen um einen Kern, den eindeutig Urick geschaffen hat. Das hebt ihn auch von vielen anderen Drone-Projekten ab: Auf "I love you" entstehen Dinge, während Urick sie zerlegt. Wenn gerade ein erstes Gefühl von Wirklichkeit auftaucht, zerstäubt er es mit einem Sound. Urick ist eindeutig der Schöpfer und nicht der Zufall. Dem Ansatz sind schon viele gefolgt, aber Urick bekommt es trotzdem hin, die Route in das Nichts genau vorzugeben. Die wenigen Punkte, an die es sich zu halten gilt, hat er voll ausgeleuchtet. Jedes Detail in dieser Leere soll gesehen werden, bevor da am anderen Ende die Ungewissheit wartet. Vielleicht nimmt Urick die Sache zu ernst, vielleicht auch der Hörer. Der Trip lohnt sich aber trotzdem.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • I love you
  • Ageless isms

Tracklist

  1. I love you
  2. Don't digital
  3. Ageless isms
  4. The crying song (Album mix)
  5. Syndromes

Gesamtspielzeit: 38:27 min.

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