Tom Liwa - Goldrausch

Gim / Intergroove
VÖ: 24.02.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ziemlich beste Freunde
Wenn Du traurig bist, ist ein Tom Liwa in Hochform Dein bester Freund. Er klingt dann immer noch wie der kleine Junge, doch seine Texte gehen tiefer als jeder Sandkasten. Die zärtliche Gitarre zupft Dir nicht am Ärmel, sondern streicht Dir sanft übers Ohr. Liwa verbreitet Trost. Und wenn er singt, weißt Du, dass Deine Tränen nicht allein sind.
Auch Liwa hätte genug Gründe zu klagen. Doch er stemmt sich mit unaufgeregter Zuversicht dagegen. In "Dein Wille geschehe" erzählt er von irrationalen Ängsten und beiläufigem Vermissen, während das warme Cello die trüben Metaphern davonstreicht. Mit "Halt Dich an mir fest" gibt der Schwache den Schwächeren Kraft. "Anna kommt, Günther geht" begrüßt einen neuen Menschen und verabschiedet einen guten Freund. Selbst dann, wenn seine Liebe wie in "Yoyo" unvermutet transparent wird und sich in Luft auflöst, relativiert Liwa die Trauer. "Mit dem Gedanken an Heiraten habe ich kein Problem / Doch an Sex möchte ich nicht erinnert werden."
Das Szenario für dieses Songdutzend ist denkbar schlicht. Liwa und seine Akustikgitarre genügen sich meist selbst. Meist. "Ich schreib mit ein Streichquartett / Weil ich mir alleine nicht reich." Manchmal malen also Streicher ein paar Wolken in die Atmosphäre, ein einsamer Bass singt dazu, und der eine Song mit flotter Band dauert nicht mal anderthalb Minuten. Dabei dehnt dieses "Wohin mit dem verheulten Gesicht?" die Vokale, dass Thees Uhlmann neidisch wird.
Es ist ein beglückendes Gefühl, dass Liwa sich auf handliche Erzählungen begrenzt. Die Gedankenspiele ordnen sich dem Song unter. Kein Kitsch, kein Muckertum. Die Schlichtheit von "Goldrausch" ist seine größte Stärke. In "Krähen zählen" zwinkert es sogar aus Meditation über eigene Unzulänglichkeiten heraus: "Bis ich nichts mehr fühl / Und weiß, wohin ich will." Statt wie das vermeintlich sprachbegabte Jungvolk irgendwelchen Naidooismen nachzusteigen, macht Liwa einfach seine beste Platte seit "St. Amour". Toll.
Highlights
- Dein Wille geschehe
- Fliegende Teppiche
- Honig und Laub
- Günther geht, Anna kommt
- Yoyo
Tracklist
- Dein Wille geschehe
- Halt Dich fest an mir
- Fliegende Teppiche
- Heideblume
- Honig und Laub
- Günther geht, Anna kommt
- Wohin mit dem verheulten Gesicht?
- Krähen zählen
- Lena, Lena
- Verlorenes Wochenende
- Claire
Gesamtspielzeit: 40:46 min.
Referenzen
Flowerpornoes; Tilman Rossmy; Tim Isfort Orchester; Florian Glässing; Nils Koppruch; Fink; Pawnshop Orchestra; Erdmöbel; Gisbert Zu Knyphausen; Paul Dimmer Band; Sternbuschweg; Niels Frevert; Nationalgalerie; Blumfeld; Kante; Phono Royal; Die Regierung; Stoppok; Dziuks Küche; Element Of Crime; Voltaire; Die Aeronauten; Karamel; Big Sleep; Bob Dylan; Syd Barrett; Nick Drake; Iron & Wine; Kristofer Åström; Eef Barzelay; Fionn Regan; Damien Rice; Gus Black; Moritz Krämer; Bernd Begemann; Olli Schulz; Thees Uhlmann; Wolke; PeterLicht
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