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Lindstrøm - Six cups of rebel

Lindstrøm- Six cups of rebel

Smalltown Supersound / Feedelity / Soulfood
VÖ: 03.02.2012

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Bis zur Unkenntlichkeit

Scheiß doch auf die Authentizität. In Zeiten, in denen es die größte Leistung ist, einen möglichst organischen, echten Sound in die elektronische Musik zu zaubern, wie es bestenfalls das LCD Soundsystem schafft, geht Hans-Peter Lindstrøm mit seinem Cosmic Disco einen anderen Weg. Den schwerfälligen fünfminütigen Opener "No release", in dem eine Kirchenorgel das tut, was sie eben so tut: sie orgelt, hätte der norwegische DJ und Produzent natürlich auch ganz authentisch in einer großen Kirche aufnehmen können. Aber im hohen Norden ist es wohl so kalt, dass der feine Herr Musiker lieber daheim im Studio bleibt und sich sein Intro, denn mehr ist "No release" nun wirklich nicht, aus vielen verschiedenen MIDI-Orgeln zusammenbastelt. Der Einstieg in "Six cups of rebel" könnte anstrengender und sperriger kaum sein. Dieses vierte Soloalbum des Mannes, der bereits Remix-Arbeit unter anderem für eben jenes LCD Soundsystem und Franz Ferdinand geleistet hat, soll dann auch experimenteller als seine bisherigen Platten sein. Was "Six cups of rebel" nicht wirklich gut steht.

Da wäre neben dem erwähnten "No release" zum Beispiel der Experimental-Lärm von "Call me anytime", bei dem sich seltsame Sounds und Percussion ohne erkennbaren Überbau aneinander reihen, und im Grunde von den ersten Tönen an gehörig auf die Nerven gehen. Ganze zehn Minuten lang. Was das soll? Man weiß es nicht. Auch der anschließende Titeltrack sowie "Hina" sprühen zwar einerseits vor spannenden Soundideen, die doch andererseits leider niemals ein Ganzes werden. Erneut rumpelt und pumpelt es in Lindstrøms Soundgebälk, dass die Wände wackeln, aber der Sinn erschließt sich überhaupt nicht. Das abschätzige Lachen im Background des Songs "Six cups of rebel" wirkt denn auch wie vorsorglich eingebaut: Schaut her, ich nehme mich und diesen Kram doch auch nicht allzu ernst.

Am stärksten ist dieses Album immer dann, wenn Lindstrøm seine überkandidelten Experimental-Ambitionen zurückfährt, und nur ganz einfache Clubmusik auftischt. Das passiert vor allem in "De javu" und auch noch in "Quiet place to live", aber schlußendlich viel zu selten. Dabei hätten mehr Tracks wie das simpel vor sich hin beatende "De javu", das irgendwo zwischen Justice und Mr. Oizo das Tanzbein schwingt, sehr gut getan. "Quiet place to live" ist da zwar schon eine ganze Spur anstrengender mit seinem 70s-Prog-Rock-Anstrich und den Captain-Future-Sounds, findet aber doch trotz aller Ausschweifungen immer in die Songspur zurück. Hans-Peter Lindstrøm schraubt und dekonstruiert an seinem Cosmic Disco streckenweise bis zur Unkenntlichkeit und noch viel weiter herum. So viel künstlichen Ehrgeiz hat der Gute doch gar nicht nötig. Nächstes Mal dann vielleicht wieder etwas authentischer.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • De javu
  • Quiet place to live

Tracklist

  1. No release
  2. De javu
  3. Magik
  4. Quiet place to live
  5. Call me anytime
  6. Six cups of rebel
  7. Hina

Gesamtspielzeit: 53:15 min.

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