Brute - Nine high a pallet
Trocadero
VÖ: 31.01.2000
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Rock\'n\'Rollstuhl
Wenn sich einer der meist verkannten Folkschraddler (lies: Singer/Songwriter), den der amerikanische Untergrund zu bieten hat, mit ein paar vom letzten Grateful-Dead-Konzert übrig gebliebenen Acidheads zusammentut, kann gar wundersames passieren. Das ungewöhnlichste bei diesem Experiment ist wohl, daß die Hippies von Widespread Panic ausnahmsweise mal ausufernde Soli ausufernde Soli sein lassen und versuchen, songdienlich zu spielen. An manchen Stellen funktioniert dies sogar. Unterstützt vom bei solchen Gelegenheiten bewährten David Lowery (Cracker) läßt sich die zweite Liga von Athens/Georgia nicht hindern, ihre Version von Americana aufs Volk loszulassen.
Nein, dies ist kein Country, denn jenseits von Nashville und diesseits des großen Teiches gilt dies gemeinhin immer noch als Schimpfwort. Trotz mundgeblasener Harmonika und Pedal Steel gewinnen die meist ruhigen Stücke von Brute ein Profil, daß sich mit Cowboyhüten schlecht vereinen läßt. Gelegentlich erreichen die Songs zwischen den gezupften Akustikgitarren und mit liebevollen Besen gestreichelten Drums gar einen verschrobenen Groove. Zeilen wie "I set into a downward spiral / caught an illness that was literally viral" würde man aber nicht mit leichtfüßigen Tanzattacken verbinden. Nötig ist dies auch hier nicht. "Who's the basket case / In this rock'n'roll face" wird gefragt und plötzlich schleicht sich ein Grinsen in das staubfressende Antlitz.
Vic Chesnutt, an den Rollstuhl gefesselt und dem deutschen Publikum wohl hauptsächlich durch den "Sweet relief II"-Sampler bekannt, bei dem Acts wie die Smashing Pumpkins, Soul Asylum, Madonna und Garbage seine Songs coverten, steckt momentan in einer Entscheidungskrise. Was liegt also näher, als die 1995 nur in den USA erschienene Kollaboration mit Bonustracks versehen auch in unseren Gefilden zu veröffentlichen? Schon damals hatte das Material des Albums zwei Jahre auf dem Buckel. Den Umstand, daß man "Nine high a pallet" dies nicht anhört, mag man Zeitlosigkeit nennen. Nach irgendwelchen Trends wird hier geschielt, was dem hörbaren Selbstbewußtsein von Brute entspricht. Auch wenn diese Art von Musik in Deutschland kaum Blumentöpfe zu gewinnen in der Lage ist, verstecken sich zwischen Heimweh, Sehnsucht und beißendem Zynismus genug interessante Ideen, die den geneigten Hörer mitwippen lassen und letztlich das Album zu einer runden Sache machen.
Highlights
- Blight
- Good morning Mr. Hard On
- Let's get down to business
Tracklist
- Westport ferry
- Blight
- Good morning Mr. Hard On
- I ain't crazy enough
- Protein drink/Sewing machine
- Let's get down to business
- George Wallace
- PC
- Snowblind
- Miserable
- Bastards in bubbles
- Cataclysm
- Let's get down to business (Electric version)
- Blight (Alternate take)
Gesamtspielzeit: 57:14 min.
Referenzen
Vic Chesnutt; Widespread Panic; Cracker; Camper Van Beethoven; Tom Petty; Neil Young; Bob Dylan; Lambchop; HGH; F.S.K.; R.E.M.; Soul Asylum; Counting Crows; Nadine; Smog; Songs:Ohia
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