Shearwater - Animal joy
Sub Pop / Cargo
VÖ: 17.02.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zoo, logisch
Ausgestorben gewähnte Urwaldäffchen, mitleidbegabte Laborratten, Tauben, die kopfrechnen können. Das alles gibt es nicht etwa bei den täglich ausgestrahlten Tiergarten-Dokusoaps im Nachmittagsprogramm, sondern auf der Facebook-Seite von Shearwater. Frontmann Jonathan Meiburg ist nämlich ein großer Naturfreund und außerdem Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit über die seltene Geierfalkenart Falklandkarakara. Ähnlich majestätisch wie der große Seevogel im Bandnamen schweben die Alben von Shearwater seit 2001 durch die Randgebiete von folkigem Indie-Rock und Popmusik mit Gespür für barocken Zierat - "The golden archipelago" war zuletzt schon näher an Talk Talk als an den gern als Vergleich herangezogenen Okkervil River, wo Meiburg bis vor ein paar Jahren noch an den Tasten saß.
Angesichts der robusten Tatzen auf dem Cover mag es anfangs ein wenig überraschen, wenn sich das siebte Shearwater-Album auf recht leisen Pfoten anschleicht. Behutsam federt das akustische Fingerpicking, Meiburgs stets leicht erbebender Gesang pirscht sich vorsichtig über die allmählich aufblühenden Harmonien, während "Animal life" allmählich Fahrt aufnimmt und schließlich zu einem prachtvollen Folkrocker anwächst, der wenig mehr als dreieinhalb Minuten braucht, um anhaltend im Gedächtnis des Hörers zu verweilen. Und es spricht nicht etwa gegen "Animal joy", sondern vielmehr für diesen wunderbaren Opener, wenn man nach einigen Durchläufen erkennt: Schöner wird es auf den restlichen zehn Stücken nicht mehr.
Doch auch wenn Shearwater zugunsten harmonischer Beschaulichkeit diesmal oft auf große, dramatische Gesten verzichten, können sie trotzdem jederzeit die Reißzähne blecken. Der bassige Polterer "Breaking the yearlings" hat mit orchestral gediegener Popmusik jedenfalls genausowenig gemein wie das tosende Uptempo von "Immaculate", das zwar lediglich Luft für 150 Sekunden hat, in dieser Zeit aber alles über den Haufen rennt, was sich ihm in den Weg stellt. Sozusagen der Gepard unter den Songs auf "Animal joy", der gar nicht schnell genug zur Fütterung der Raubtiere kommen kann, während "Open your houses (Basilisk)" eher wie ein gemütlicher, aber respektgebietender Dickhäuter daherschlurft und dabei eine wogende Pianofigur und ein hypnotisches Vocal-Mantra mit sich schleppt.
Es ist diese Ambivalenz von Streichelzoo und freier Wildbahn, von geschmackvoller Zurückhaltung und hetzendem Rock, die "Animal joy" zu einem mitunter schwer greifbaren, aber umso vielseitigeren Vergnügen macht. Meiburg gibt dazu wahlweise den vorlauten Rufer in der Wüste oder den feingeistigen Ästheten und inszeniert die Rastlosigkeit der pianogetriebenen "Black eyes"-Verwilderung "You as you were" ebenso souverän wie das kontemplative "Insolence". Vermutlich hat er nicht zuletzt darum ein Herz für komische Vögel, weil er im Vergleich mit vielen Artgenossen im weitläufigen Gehege des Indie-Rock selbst einer ist - und zudem als Wissenschaftler wie als Musiker vehement auf Artenvielfalt pocht. Und auch mit diesem Album Recht behält. Finden nicht nur Pinguin, Löwe & Co.
Highlights
- Animal life
- You as you were
- Immaculate
- Open your houses (Basilisk)
Tracklist
- Animal life
- Breaking the yearlings
- Dread sovereign
- You as you were
- Insolence
- Immaculate
- Open your houses (Basilisk)
- Run the banner down
- Pushing the river
- Believing makes it easy
- Star of the age
Gesamtspielzeit: 43:13 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
vhwtakx |
2012-05-11 23:32:49 Uhr
aeayxmz |
qwertz |
2012-04-18 18:43:54 Uhr
Hatte mich schon ein bisschen satt gehört, aber das gestrige Konzert war echt eine Offenbarung. Ganz, ganz starke und mächtige Soundkulisse, fast bei jedem Song am Ende ein furioses Noise-Finale. Haben im Grunde das komplette Album gespielt und nur eine handvoll älterer Stücke. Besonders "Insolence" war großartig. Bestes Konzert seit langem! |
Accentor |
2012-03-20 18:15:09 Uhr
Shit, ist dieses Album großartig. Irgendwelche Tipps, welches ich mir als nächstes holen soll? |
nglsxu |
2012-03-19 05:06:53 Uhr
wlebgba |
REYORTSED |
2012-02-26 11:38:10 Uhr
neben lambchop's mr. m die beste platte des Jahres bisher |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
The Besnard Lakes; Other Lives; The Antlers; Efterklang; The Decemberists; Glacier (Of Maine); Talk Talk; Mark Hollis; Scott Walker; John Cale; Pink Floyd; Sunset Rubdown; Wolf Parade; Neva Dinova; Antony & The Johnsons; Sophia; Arcade Fire; Eagle Seagull; Seachange; Okkervil River; Destroyer; Escapologists; Spoon; The Wrens; Devastations; Blue Water White Death; Red House Painters; Sun Kil Moon; Low; Murder By Death; Sixteen Horsepower; Woven Hand; Sparklehorse; Loney Dear; The Mountain Goats; Iron & Wine; Bon Iver; Band Of Horses; My Morning Jacket; Patrick Watson; Minus Story; Wye Oak; Akron/Family; DM Stith; Phosphorescent; The Acorn; Spain; American Music Club; Mark Eitzel; Great Lake Swimmers; Magnolia Electric Co.; Songs:Ohia; Damien Rice; Nick Drake; Tim Buckley; Cousteau; David Sylvian; Leonard Cohen
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Shearwater - The Great Awakening (12 Beiträge / Letzter am 10.06.2022 - 11:20 Uhr)
- Shearwater - Jet plane and oxbow (16 Beiträge / Letzter am 04.09.2016 - 07:04 Uhr)
- Shearwater - Animal Joy (19 Beiträge / Letzter am 11.05.2012 - 23:32 Uhr)
- Shearwater - Winged life (8 Beiträge / Letzter am 07.04.2012 - 12:10 Uhr)
- Shearwater - The Golden Archipelago (72 Beiträge / Letzter am 05.11.2010 - 20:36 Uhr)
- Shearwater - Rook (52 Beiträge / Letzter am 11.06.2009 - 14:34 Uhr)
- Shearwater - Thieves EP (1 Beiträge / Letzter am 06.07.2008 - 00:20 Uhr)