Boy & Bear - Moonfire
V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 27.01.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Für eine Handvoll Dollar
Ein Albumtitel kostet entweder eine lange Abwägungsphase, eine Blitzidee oder 2 Dollar. Boy & Bear investierten diesen Betrag, um auf Tour eine DVD zu kaufen, deren schlechtes Cover einen brennenden Truck und Nazi-Symbole zeigte. Der Film hieß "Moonfire" und war - da gab es für die Mitglieder keinen Zweifel - der mieseste, den sie je gesehen hatten. Seither kursierte dieser Titel als Scherz im Bandgefüge und hielt sich hartnäckig, bis er sich schließlich verselbständigte und keine Alternative gegen "Moonfire" ankam. Nun heißt so das Debütalbum einer australischen Band, die ihren Namen wiederum der Google-Suchmaschine zu verdanken hat. Und man mag es kaum glauben, aber es handelt sich hier um eine aufstrebende Truppe.
In der aktuellen Besetzung existiert das Quintett erst seit 2009, blickt aber bereits auf gemeinsame Touren mit Laura Marling, Angus & Julia Stone und Mumford & Sons zurück. Dazu kommen die international beachtete EP "With emperor Antarctica", eine gelobte Tribut-Coverversion von Counting Crows' "Fall at your feet" und nicht zuletzt fünf australische Musikpreise für "Moonfire". Gestartet als Solo-Projekt von Sänger Dave Hosking, eint die Band nun vier Singer-Songwriter und fünf Vokalisten, was Boy & Bear für chorale Harmonien schamlos auszunutzen wissen. Da liegen in "Part time believer" Querverweise zu den Fleet Foxes oder Crosby, Stills, Nash & Young auf der Hand und die Hörer sich beim rührenden "House & farm" in den Armen.
"Moonfire" ist eine Folk-Platte, die vielleicht nicht zu den gewieftesten des Genres zählt, aber nie die Aufmerksamkeit des Hörers verliert. Mit dem großtrommeligen Opener "Lordy May", dem pfeifenden "Feeding line" und der textlicher Düsternis entsprungenen Pop-Fröhlichkeit in "Milk & sticks" gelingen den Australiern gleich zu Beginn Hits. Im Sixties-Mitschnipper "Part time believer" heißt es dann: "I remember sitting back on my balcony / I was listening to the Rolling Stones". Gesagt, gespielt, und zu hören in den Gitarrenparts von "Golden jubilee".
Bei der Zusammenarbeit mit Produzent Joe Chicarelli (The Shins, The White Stripes, The Strokes) rümpften Boy & Bear nur einmal kurz die Nase, als er vorschlug, einige Songs etwas einzudampfen, um sie besser im Radio unterbringen zu können. Die Antwort: "We don't give a f....". Ein weiser Entschluss - was sonst aus dem sechsminütigen, Americana-umarmenden und grandios auftriebigen "Beach" geworden wäre, will man sich gar nicht vorstellen. Und so ist noch genügend Raum für etwas Simon & Garfunkel, America und die jaulende Banjo-Interlude "Percy Warner Park". Statt einer internationalen Karriere können sich Boy & Bear nun etwas anderes wünschen, denn, hex hex, da ist sie schon. Kaum auszudenken, wie viele DVDs sie sich nun leisten können.
Highlights
- Feeding line
- Milk & sticks
- My only one
- House & farm
- Beach
Tracklist
- Lordy May
- Feeding line
- Milk & sticks
- Part time believer
- My only one
- Percy Warner Park
- Golden jubilee
- House & farm
- The village
- Beach
- Big man
Gesamtspielzeit: 42:40 min.
Referenzen
Band Of Horses; My Morning Jacket; Fleet Foxes; Crosby, Stills, Nash & Young; Mumford & Sons; Dan Mangan; Blitzen Trapper; The Head And The Heart; Dr. Dog; Midlake; Of Monsters And Men; Counting Crows; Stornoway; The Shins; Other Lives; Johnny Flynn; Laura Marling; Angus & Julia Stone; America; Marching Band; Port O'Brien; Bright Eyes; Micah P. Hinson; The Bony King Of Nowhere; Simon & Garfunkel; Bowerbirds; Dry The River; Admiral Fallow; Xavier Rudd; R.E.M.; The Jayhawks; The Rolling Stones; Fleetwood Mac; Arcade Fire
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