Einar Stray - Chiaroscuro
Sinnbus / Rough Trade
VÖ: 20.01.2012
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der Hutmacher
Waldi hatte sich schon kurzzeitig auf ein neues Bier aus Norwegen gefreut, die Friseurbranche feiert es als neuen Haarton, und der späte Sommerabend hatte endlich ein Attribut. Aber es ist noch besser: "Helldunkel" ist die Übersetzung von "Chiaroscuro", dem Debüt des jungen Norwegers Einar Stray. Ihm gelingt es, mit einem Grundgedanken naiv, vermessen und großartig zugleich zu sein. Stray hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses "Helldunkel" musikalisch abzubilden: einerseits von der Größe, Schwere, Düsterheit und Schrecklichkeit der heutigen Welt zu sprechen und gleichzeitig Hoffnung zu verbreiten. Dieses duellierende Spiel von Schwarz und Weiß sowie Gut und Böse ist ein alter Hut. Dass sich jetzt ein 21-Jähriger auftut, sieben lange Songs damit zu kontrastieren, ist vermessen. Großartig ist, was er daraus macht.
Stray veröffentlichte bereits mit 18 Jahren seine EP "Favors & fields", im vergangenen Jahr interpretierte er den Hundreds-Song "Little heart" neu, und nun darf Deutschland "Chiaroscuro" hören. Im Titeltrack geben sich Streicher und Klavier die Hand, ehe der teils dreistimmige Gesang einsetzt, nach vier Minuten ziehen perkussive und verzerrte Störquellen auf. "Cause we're all so tired with this / But we still crash dreams and sink." Man wähnt sich plötzlich allein auf weiter Flur, der Horizont verdunkelt, der Sturm rückt näher, man findet ein Versteck, es klappert, es beruhigt sich kurzzeitig, ehe das postrockige-Sturmzentrum sich unmittelbar vor der Nase auftürmt und die letzten Klaviertöne die Spur für das verwüstete Weite freigeben.
Man merkt: Stray ist nicht alleine. Gemeinsam mit (meist vier) weiteren Musikern arbeitet der Norweger seine Ideen aus, die elegische und nahezu architektonische Konstrukte sind und ihm scheinbar spielerisch von der Hand gehen: "Ich hatte gedacht, es würde mehr schmerzen", sagt er in einem Interview über die Fertigstellung seines Debüts, das in jedem Song mehrere Haken schlägt und gekonnt abwägt zwischen wildgeschütteltem Schlagzeugspiel und schwelgerischen Streichern. Häufig an seiner Seite zu hören ist Silje Halstensen vom Projekt Bendik. Als alternierendes Duo erinnern sie in "Yr heart isn't a heart" an Stars, in seltenen Momenten von "Caressed" auch an Arcade Fire oder Fanfarlo.
In "Arrows" spielt ein Schifferklavier auf, und das hörbare Vor- und Zurückspulen einer Tonbandaufnahme in "Beast", lediglich untermalt von Pianoklängen, erinnert ein wenig an King Creosotes Einführung in "Diamond mine". Was selbst der aber so nicht hinbekommen hat, offenbart sich in zehnminütiger melancholischer Glückseligkeit namens "Teppet faller". Das ist alleine schon den Kauf der Platte wert. Stray setzt bei "Chiaroscuro" thematisch auf einen alten Hut, aber die Art, wie er seine pianistischen Fähigkeiten als Singer-Songwriter mit Post-Rock, Indiepop, Shoegaze-Elementen und Klassik verbindet, ist die beste Möglichkeit, ihn zu tragen. Leave your hat on.
Highlights
- Chiaroscuro
- Arrows
- Beast
- Teppet faller
Tracklist
- Chiaroscuro
- Yr heart isn't a heart
- Arrows
- We were the core seeds
- Caressed
- Beast
- Teppet faller
Gesamtspielzeit: 48:36 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
HV |
2012-01-31 00:00:58 Uhr
lol |
zany |
2012-01-30 23:59:42 Uhr
Teppet Faller ist so wunderschön. |
Bonzo |
2012-01-26 10:18:52 Uhr
Scheiße, wieder mal 2 Wochen zu spät. :( |
@3/10 |
2012-01-26 09:31:16 Uhr
nein, wir werden jetzt keine "nein-doch-nein-doch"-Diskussion eröffnen, auch wenn du das gerne hättest.Wenn dir das Album nicht zusagt, begründe bitte wenigstens warum, und hör es dir dann einfach nicht mehr an. Kommentarlos. |
BadaBing |
2012-01-25 10:02:02 Uhr
Hab mir jetzt mal die ersten beiden Songs angehört, vor allem der Titelsong ist ganz groß!Freue mich schon auf heute abend, wenn ich mich auch dem Rest in Ruhe widmen kann. |
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Referenzen
The Best Pessimist; Ólafur Arnalds; Aqualung; Moddi; Yann Tiersen; Hundreds; Kjetil Bjørnstad; Explosions In The Sky; Team Me; Kyte; Sigur Rós; Hjaltalín; The Irrepressibles; Stars; Memphis; The Dears; Arcade Fire; Fanfarlo; Mono; Mogwai; Codes In The Clouds; Sufjan Stevens; The Antlers; Agnes Obel; Jóhann Jóhansson; Balmorhea; Owen Pallett; Deadhorse; Godspeed You! Black Emperor; Seabear; Múm; The All New Adventures Of Us; Andrew Bird; Frédéric Chopin; Nils Frahm; Rena Jones; Me And My Drummer
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