Goldfrapp - The singles
Mute / Parlophone / EMI
VÖ: 03.02.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Wonderful electric
Die Älteren erinnern sich: Als Goldfrapp damals mit ihrem wundervollen Debüt "Felt mountain" und ätherischer Retro-Elektronik Anfang 2001 die verdiente 9/10 bei Plattentests.de abstaubten, waren die Proteste im noch übersichtlichen Forum groß. Nicht, weil das Album von jemandem, der viel zu viele Höchstwertungen verteilt, fürchterlich überschätzt worden wäre. Sondern, weil ihnen das 8/10er-Debüt von Linkin Park den Titel als "Album der Woche" weggeschnappt hatte. Die Seite war noch jung und verteilte den Titel seinerzeit noch nicht unbedingt nach der höchsten Bewertung. Ein Skandal, der eigentlich nicht übertroffen werden konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Auch Alison Goldfrapp und ihr Partner Will Gregory distanzierten sich recht zügig von ihrem fulminanten Einstieg ins popkulturelle Bewusstsein. Nicht mit sanftem Entrücken, sondern mit grell geschminkten Ausrufungszeichen. Der Zweitling "Black cherry" bollerte discoid vorwärts und wollte nichts anderes, als ausgelassen zu feiern. Auf wirkungsvollen Singles wie "Strict machine" stand der präsente Beat im Mittelpunkt. Auch im noch am ehesten ans Debüt erinnenden Titelstück hielt die Stromlinie allzu außerweltliches Flirren im Zaum. Das war durchaus im Geist der Zeit: So wie bei Goldfrapp aus TripHop Electroclash geworden war, hatten sich die Nuller eindringlich von den elektronischen Neunzigern emanzipiert.
Mit "The singles" wird dies nun noch einmal nachvollziehbar, und es liegt an der Beschränkung auf Singles, dass das Debüt dabei mit gerade einmal zwei Stücken unterrepräsentiert sein muss. Dennoch überstrahlt die wunderliche Schönheit von "Lovely head" und "Utopia" noch den ambitioniertesten Rest. So gibt es statt dem verwunschenen Bondfilm-Chachacha "Human" das simpel bollernde "Ride a white horse" vom weitgehend charmebefreiten Hitalbum "Supernature". Das erinnert schmerzlich daran, dass diese dritte Platte 2005 außer "Ooh la la" nur die Erkenntnis bereit hielt, dass es mit noch mehr Lippenstift und noch tieferem Dekolleté nicht mehr weitergehen konnte.
Goldfrapp hatten ein Einsehen und vernachlässigten auf dem naturalistischen "Seventh tree" die Libido. Songs wie der Schaltkreis-Folk von "A&E" oder der das herzensgut scheppernde "Happiness" flirteten 2008 mit Sehnsüchten und Rätseln. Auf dem letztjährigen "Head first" waren Goldfrapp dann bei unaufgeregtem Synthpop angekommen, der diese letzte Silbe mit Pastelltönen ausmalte. Die Yamaha-Fanfaren von "Rocket" und die Oktavbässe von "Believer" sonnten sich unter den Neonröhren der Achtziger. Schlicht, aber liebenswert. Goldfrapp hatten sich mit sich selbst arrangiert, und so zeigen auch die beiden neuen Songs auf "The singles" ihre Stärke durch Zurücknahme. Das bittersüße "Yellow halo" wartet mit dem Groove bis fast ganz zum Schluss, und "Melancholy sky" wagt sich gar wieder an die ätherische Cinemascope-Ballade, wie sie "Felt mountain" prägte. "The singles" ist, haha, eine runde Sache.
Highlights
- Ooh la la
- Strict machine (Single version)
- Lovely head
- Utopia (Genetically enriched)
- A&E
Tracklist
- Ooh la la
- Number 1
- Strict machine (Single version)
- Lovely head
- Utopia (Genetically enriched)
- A&E
- Happiness (Single version)
- Train
- Ride a white horse (Single version)
- Rocket
- Believer
- Black cherry
- Yellow halo
- Melancholy sky
Gesamtspielzeit: 54:41 min.
Referenzen
Donna Summer; Giorgio Moroder; The Human League; Yazoo; Erasure; Adult; 2kHz; Ultrafox; Saint Etienne; La Roux; Little Boots; Animotion; Trans-X; Heaven 17; Visage; TokTok; Roísín Murphy; Moloko; M83; Kylie Minogue; Madonna; Sophie Ellis-Bextor; Technique; Lamb; Ilya; Ladytron; Annie; Miss Kittin; Add N To (X); Broadcast; Kate Bush; Björk; Beth Gibbons & Rustin Man; Portishead; Stella; Commercial Breakup; Garbage; Curve; Gary Numan; Ultravox; Roxette; Eurythmics; A-Ha; Wham!; My Mine; Kim Wilde; Boomkat; Ruby; Blondie; ABBA; Lady Gaga; Rihanna; Monrose; Cascada; Sugababes; Zoot Woman
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