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Benzin - Chor der Kaputten

Benzin- Chor der Kaputten

Hamburg / Soulfood
VÖ: 27.01.2012

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Diese Jugend

"Wir verbrennen alles, was uns wichtig war / Unsere Jugend ist vorbei", trällert Sänger Sebastian Schwaigert munter vor sich her, als wenn es das einfachste Vorhaben der Welt wäre. Ist es aber natürlich nicht. Wer will sich schon freiwillig eingestehen, dass mittlerweile schon viel zu viele Jahre in Land gezogen sind? Und man eben nicht mehr ohne Verstand trinken kann? Womit wir auch schon bei der Musik wären. Alle Deutschpunk-Scheiben von damals verbrennen? WIZO, Hosen, Ärzte, Wohlstandskinder und auch die Terrorgruppe? Puh. Natürlich schallen die alten Scheiben kaum noch durch den heimischen Äther, aber gleich wegschmeißen? Belassen wir sie doch in den Tiefen des Plattenschrankes und führen uns stattdessen weiter die vergleichbare Aktualität zu Gemüte. Zum Beispiel eben Benzin.

Mit ihrem dritten Album "Chor der Kaputten" beackern die vier Herrschaften aus Ulm weiterhin Deutschlands Power-Punk-Pop-Felder und hinterlassen dabei einen durchaus heilen Eindruck. Dass sie dabei auf Bewährtes zurückgreifen, verwundert nicht. Insofern sind Zeilen wie "Gleiche Platte, gleicher Sprung!" im knackig voranpreschenden "Hermann" nicht wörtlich zu verstehen. Gleiches gilt vermutlich auch für die als Opener fungierende Walter-Ulbricht-Gedächtnisnummer "Keine Macht der Beatmusik". Bisschen platt, aber was soll's? Ansonsten verarbeiten Benzin in handlichen Portionen von üblicherweise zwei bis drei Minuten mit Vorliebe Zwischenmenschliches und sagen, was Sache ist. "Die Kacke ist am Dampfen / Sie ist kurz vorm Explodieren." Na, dann nichts wie weg, möchte man meinen. Und trotzdem bleibt man doch, weil Songs wie "Herzlos/Schmerzlos" oder "Schutt und Asche" einfach gut ins Ohr gehen.

Wenn dann auch noch der Groove stimmt wie im schmissigen "Licht aus Las Vegas", verzeiht man hier und da auch gerne mal lyrische Dünnbretter wie "Mein Kopf steckt bis zum Hals im Sand, die Hände in den Taschen / Ich kicke Steine durch die menschenleeren Gassen." Man dreht den "Chor der Kaputten" im Titelsong lauter, entdeckt mit dem intensiven "Zweiweltenmoment" nach und nach den vermutlich besten Track des Albums und schwelgt dank Benzins "Sommer '96" gerne mal in den Erinnerungen. Man müsste noch mal jung sein.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Chor der Kaputten
  • Zweiweltenmoment
  • Sommer '96

Tracklist

  1. Keine Macht der Beatmusik
  2. Hermann
  3. Schutt und Asche
  4. Lottergewinn
  5. Chor der Kaputten
  6. Mann über Bord
  7. Doppelgänger
  8. Herzlos/Schmerzlos
  9. Unsere Jugend ist vorbei
  10. Zweiweltenmoment
  11. Münchhausen
  12. Licht aus Las Vegas
  13. Sommer '96

Gesamtspielzeit: 39:08 min.

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