Sophie Zelmani - Soul
Epic / Sony
VÖ: 25.11.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Aus dem Hauch heraus
Die gute Nachricht: Nach den Alben "The ocean and me" und "I'm the rain" hat Sophie Zelmani dieses Mal nicht ganz so nah am Wasser gebaut. Die gar nicht so schlechte Nachricht: Diese Feststellung trifft nur auf den Titel ihres neunten Studiowerkes zu. Er lautet "Soul", was jedoch eine leicht verwirrende Fehletikettierung ist - zumindest als Genrebezeichnung. Denn Seele haben diese zehn Stücke eine ganze Menge, auch wenn Zelmani dann doch nicht zur schwedischen Aretha Franklin geworden ist. Dafür würde ihr aber auch ein bisschen das Volumen fehlen, sowohl physisch als auch stimmlich. Wobei es gerade dieses zarte Hauchen ist, das den Charme der Schwedin ausmacht. Dieses Singen als ob jeder Ton eine höchst fragile, nach Mitternacht mundgeblasene Miniatur-Vase wäre, in tiefem Dunkelblau.
Im ersten Lied "Free now", das von einem sanft federnden Duo aus Bass und E-Gitarre durch eine Landschaft aus Blues- und Jazz-Fragmenten getragen wird, singt Zelmani von der Freiheit und ihren großartigen Möglichkeiten: "You've got your freedom / So choose your way." Vielleicht steckt in jenem, nach kaum drei Minuten hingehauchten Satz bereits der Kern dieser Platte, und auch ein bisschen ihr uneingelöstes Versprechen: Denn die Wege, die Zelmani in dieser Dreiviertelstunde beschreitet, kennt man allesamt schon von ihren früheren Veröffentlichungen - "Soul" ist bereits ihr viertes Album seit 2007. Trotzdem kommen Zelmanis Songs nicht vom Fließband, sondern - diesen Pilcherismus erlauben wir uns an dieser Stelle einfach mal - von Herzen. Und ein Herz darf sich auch ruhig mal wiederholen. Es muss sich sogar wiederholen.
Auch die Themen sind immer wieder die selben: die Liebe und ihre Tücken, die kleinen Hoffnungen, die großen Sehnsüchte, die Bittersüße des Scheiterns und die Melancholie des Verstehens. "It reveals my devotion for everything blue", singt Zelmani in "All about you", und wer jetzt grinsend ans Blaupausen denkt, sollte sich diese Lieder lieber erst einmal anhören. Zelmani hat nämlich durchaus auch Tricks auf Lager: Wie macht sie das bloß, dass ihre Stücke gleichzeitig unaufdringlich und anhänglich klingen? Wie kriegt sie es nur hin, dass man das Gefühl hat, dass kein Blatt Pauspapier mehr zwischen uns und ihre Songs passt? Und woher nimmt sie diese Melodien? Mit "For you", einem Duett mit ihrem schwedischen Kollegen Daniel Lemma, hat Zelmani dieses Mal sogar einen richtigen Popsong parat. Man könnte beinahe von einem potenziellen Hit sprechen.
Während "I wouldn't speak for him" ganz überraschend ein hinreißendes, fernöstlich anmutendes Streicherarrangement offenbart, fühlt "Story of us" sich noch ein bisschen mehr zum Americana hingezogen als das Zelmanis Songs ohnehin schon tun. Nicht selten hat man auf "Soul" das Gefühl, einer Live-Aufnahme zu lauschen, so nah und direkt klingen die Stücke - vor allem das finale "My soul remembers", das sich den Luxus einer Überlänge von neun Minuten gönnt und Zelmani nach der Hälfte in den wohlverdienten Feierabend schickt, um dann gekonnt instrumental auszuufern. Dass "If you're still a dreamer" oder "Churchbell" eher unscheinbar bleiben und auch "My daughter" nicht zu den ganz großen Highlights zählt - geschenkt. Denn dieses Album hat eine gute Seele. Nicht nur im Titel.
Highlights
- All about you
- For you (feat. Daniel Lemma)
- Story of us
- My soul remembers
Tracklist
- Free now
- I wouldn't speak for him
- All about you
- For you (feat. Daniel Lemma)
- My daughter
- I love you
- If you're still a dreamer
- Story of us
- Churchbell
- My soul remembers
Gesamtspielzeit: 44:45 min.
Referenzen
Maria Solheim; Carla Bruni; A Fine Frenzy; Anna Ternheim; The Sundays; Maria Taylor; Simone White; Vienna Teng; Norah Jones; Katie Melua; Maria Mena; Jolie Holland; El Perro Del Mar; Heather Nova; Suzanne Vega; Azure Ray; Rosie Thomas; Madeleine Peyroux; Isobel Campbell; Aimee Mann; Rachael Yamagata; Taken By Trees; Lou Rhodes; A Camp; Cat Power
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