Tycho - Dive
Ghostly International / Al!ve
VÖ: 11.11.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ein Auf und Ab
Dem stimmungsvollen Cover ist es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu entnehmen: Handelt es sich um einen Sonnenauf- oder einen Sonnenuntergang? Wir vermuten letzteres, doch im Prinzip ist es egal, wo die Sonne steht, wenn man Tychos neues Album "Dive" hört. Elektronische Untermalung für das fantasiereiche Kopfkino bieten die zehn Stücke in jedem Fall. Hinter dem Namen Tycho verbirgt sich der US-amerikanische Produzent Scott Hansen, der mit seinem zurückgelehnten Kopfhörer-Electro eine sehr spezifische Hörerschicht bedienen dürfte: Auf "Dive" gibt es elektronische Musik für Postrock-Hörer und andere Menschen, die gedanklich gerne abschweifen, eher wortkarg sind und Musik für sich alleine, also ganz im Stillen, genießen.
Das Album beginnt mit dem verträumten "A walk". Dort funkeln zunächst zu einem schleppenden Beat die Sterne und vergraben sich die Zehen ganz tief in den warmen Sand. Warme Flächen, darunter ein tiefer, aber leiser Bass, das ist alles. Später öffnet sich der Track, wird dynamischer, erinnert an "Flim" und verwandte Stücke von Aphex Twin. Einen unberechenbaren Ausbruch muss man hier indes nicht befürchten. Tycho bleibt sich seiner Linie treu, spielt das altbewährte Laut-Leise-Spiel, lässt den Hörer gedanklich in die Ferne schweifen. Auf den starken Opener folgt mit "Hours" ein sehr sonniger Song, zwar nicht partytauglich, dennoch könnte man dazu einen Tequila Sunrise zum Frühstück trinken, wäre man eine Person, die so tickt.
Generell ist Tychos Sound sehr friedliebend und nicht mit dem Vorschlaghammer auf Distinktion getrimmt. Nein, hier darf jeder mit, vor allem die, die gerne die Augen schließen beim Musikhören. Auch das sinnvoll betitelte "Daydream" lädt mit seiner melancholischen Akustikgitarre ein, in den Schwebezustand überzugehen. Flirrende Synthesizer brennen in "Coastal brake" am Himmel, verdichten sich und verdrehen dem Hörer dabei den Kopf. Im Mittelteil des Albums dürfen Stücke auch mal kurz aufflackern und etwas bedrohlicher wirken, wobei diese Momente meist von recht kurzer Dauer sind und der Schönklang alsbald wieder die Oberhand gewinnt. Welches Ziel verfolgt Tycho wohl mit einem Album wie diesem? Man weiß es nicht. Wir vermuten: das Verschwimmen der Grenzen, den stetigen Fluß, die Ratlosigkeit, ob die Sonne nun auf- oder untergeht. Das hätte er nämlich vorzüglich geschafft.
Highlights
- A walk
- Hours
- Adrift
Tracklist
- A walk
- Hours
- Daydream
- Dive
- Coastal brake
- Ascension
- Melanine
- Adrift
- Epigram
- Elegy
Gesamtspielzeit: 50:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
jetzt hört doch endlich mal rein |
2016-10-07 11:51:27 Uhr
https://tycho.bandcamp.com/album/epoch |
musie Postings: 3992 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-10-06 14:03:09 Uhr
Epoch ist sogar seine beste geworden würd ich sagen.. |
nilo |
2016-10-03 23:53:22 Uhr
ich hoffe, die neue platte wird rezensiert. ist erneut großartig. |
Frühling kommt, Gras wächst von selbst |
2014-03-20 15:19:32 Uhr
Neues Album geht gut rein. Immer noch die helle Seite von Boards of Canada mit noch mehr "The Edge"-Gitarren diesmal. Klar, ist natürlich der Werbespot/Grafikdesigner/Hipsterklischeesound ohne Ende, aber hört das mal bei Sonnenaufgang über den Dächern der Stadt...ist halt leider schon super. Keine Rezi diesmal? |
jufo |
2012-05-26 22:53:50 Uhr
fenomenales album; grad zum ersten mal gehört und total geflasht - ziemlich cooler drive |
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Referenzen
Boards Of Canada; Bonobo; Com Truise; Helios; Aphex Twin; Loscil; Active Child; Cepia; Telefon Tel Aviv; Gold Panda; Bibio; Ulrich Schnauss; M83; Washed Out; Apparat; Moderat; Caribou; Port-Royal; Nightmares On Wax; The Glitch Mob; Autechre; Dntel; Scuba; Chris Clark; The Flashbulb; Shlomo; Four Tet; Plaid; Kettel; Nosaj Thing; Memory Tapes; The Field; Baths; Neon Indian; Prefuse 73; Phantogram; Pantha Du Prince; Burial; Goldmund; Eluvium; Tim Hecker; Kuedo; Rustie; Memoryhouse; Trentemøller
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