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The Little Willies - For the good times

The Little Willies- For the good times

Blue Note / EMI
VÖ: 06.01.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Gute Hüte

Humor. Linksverkehr. Countrymusik. Es gibt Dinge, die man in Deutschland einfach nicht begreifen kann. Daher ist es auch müßig, nach Erklärungen zu suchen und das Unabänderliche ändern zu wollen. Man muss es einfach hinnehmen. Während schlichte Musik für schlichte Gemüter hierzulande Schlager oder Pietro Lombardi genannt wird, spielt man in den USA einfach die raffinierten Songs so, dass es auch die schlichten Gemüter mögen können. Wer sowas macht? Norah Jones zum Beispiel.

Jones hat sechs Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt wieder The Little Willies zusammen getrommelt, um zum zweiten Mal ein paar Country-Klassikern die schnoddrige Ehre zu erweisen. Und weil ihre Truppe trotz der langen Pause immer noch prima eingespielt ist, gelingen die Songs auch auf "For the good times" meist prächtig. Natürlich stecken alte Schränkeschieber wie "I worship you" oder "Remember me" schenkeltief im Schmalz. Natürlich ist das ans Jodeln grenzende Liebeskummerjaulen aus "Lovesick blues" jenseits jeder Definition von Kitsch. Und dennoch leiht man sich wegen der hörbaren Könnerschaft den Hut, um ihn vor eben dieser ziehen zu können.

So rumpeln in "Diesel smoke, dangerous curves" Akustikgitarre und Schlagzeug los, damit Richard Julian von den Gefahren des einsamen Truckers künden kann, zu der nicht nur die Straße, sondern auch die Kurven der lasziven Jones gehören. Auch in Johnny Cashs "Wide open road" braust Julian mit reichlich Testosteron über den Highway, während Jones in Kris Kristoffersons Titelstück oder Loretta Lynns "Fist city" das kraftvolle Sensibelchen abgibt. Stets inszenieren die Little Willies die Songs mit geschmackvoller Zurückhaltung, einer Spur Albernheit und einer Spur zu viel Routine. Aber das ist nicht schlimm.

Wenn Du Dir nämlich die seltsamen Hüte, die schauerlichen Äußerungen diverser darunter steckender Rednecks und die zumeist schlichte Musik, die sie hören, einfach mal wegdenkst, sind diese Honkytonks plötzlich gar nicht mal mehr so abstoßend. Und wenn dann auch noch eine grundsätzlich sympathische Person wie Jones am Klavier sitzt und offensichtlich Spaß hat, hörst Du vielleicht sogar hin, obwohl Deine teutonischen Wurzeln lautstarke Protestnoten an die zuständigen Gehirnregionen übermitteln.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Diesel smoke, dangerous curves
  • Foul owl on the prowl
  • Jolene

Tracklist

  1. I worship you
  2. Remember me
  3. Diesel smoke, dangerous curves
  4. Lovesick blues
  5. Tommy Rockwood
  6. Fist city
  7. Permanently lonely
  8. Foul owl on the prowl
  9. Wide open road
  10. For the good times
  11. If you've got the money I've got the time
  12. Jolene

Gesamtspielzeit: 38:45 min.

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