Lambchop - Is a woman

Merge / City Slang / Labels / Virgin
VÖ: 18.02.2002
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

For the wee small hours
Er wollte so etwas schon immer mal ausprobiert haben. Schon die üppig arrangierten Vorgänger im Schaffen von Lambchop warfen den Blick aus den Mauern des erzkonservativen Country-Mekkas Nashville hinaus und schielten bisweilen nach Memphis. Der souligen Großtat "Nixon" wehte gar der tiefschwarze Duft von Motown um die bleiche Nase. Auf "Is a woman" nun kehrt die Musik von Kurt Wagner, dem Kopf des vielköpfigen Kollektivs, zum Ruhepuls zurück. Ihm hatte schon immer eine Platte vorgeschwebt, die fast ganz von den Streicheleinheiten eines Klavier getragen wird. Von Anfang bis Ende solle sie eine stimmungsvolle Geschichte erzählen. Und so lebt das sechste Album der Americana-Erneuerer von beinahe ertastbarer Atmosphäre. Ein Wunsch wird Wirklichkeit.
Gestärkt von Ruhe und Zweisamkeit trotzt der ehemalige Holzfußboden-Verleger Wagner dem Alltag und findet neue Kraft in Romantik und Besinnlichkeit. Wie ein samtweiches Flüstern liegt seine Stimme über einem Bett aus musikalischen Rosenblättern. So völlig entspannt erklingen seine Zeilen, daß man bei geschlossenen Augen die Sonntagsbrötchen fast schon riechen kann. Und dazu lauscht man Melodien wie die Strahlen der aufgehenden Sonne, der Duft des morgendlichen Kaffees oder das zärtliche Wecken durch eine liebevolle Stimme.
Oftmals fast nur von den hingehauchten Texturen von Tony Crows Piano umschmeichelt croont sich Wagner durch kammermusikalische Miniaturen. Beschauliche Arrangements gehen in innerer Ruhe vollends auf. Handverlesen erklingen die Instrumente, die wie ein ruhiger Fluß durch Wagners Zurückgelehntheiten strömen. Ein Gefühl von Dankbarkeit liegt in der Luft: "But I guess it's right / To love the girls who fight / Off our manly acts of desperation".
Selbst wenn Wagner kleine Boshaftigkeiten in seinen Alltagsbetrachtungen versteckt, klingen seine Zeilen wie die Poesie eines sanften Verführers. Er schießt Pfeile gegen Modepüppchen, wettert augenzwinkernd gegen Intel, Sony und andere globalisierte Ungetüme, aber haucht die Spitzen mit zartem Schmelz. In seinem ganz privaten Universum haben Mammon und Mißmut nämlich keinen Platz. Hier regiert die Romantik. Und Wagner ist ihr Innen- und Außenminister.
Highlights
- The daily growl
- The new cobweb summer
- Is a woman
Tracklist
- The daily growl
- The new cobweb summer
- My blue wave
- I can hardly spell my name
- Autumn's vicar
- Flick
- Caterpillar
- D. Scott Parsley
- Bugs
- The old matchbook trick
- Is a woman
Gesamtspielzeit: 61:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34594 Registriert seit 07.06.2013 |
2023-08-13 14:10:54 Uhr
Geht mir genauso. Versinke gerade mal wieder drin. |
kingsuede Postings: 4548 Registriert seit 15.05.2013 |
2022-11-12 22:50:32 Uhr
Je älter ich werde desto mehr mag ich das Album! |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34594 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-05-25 22:06:22 Uhr
So ein wundervolles Album. Highlights: Opener, "I can hardly spell my name" (!) und "D. Scott Parsley". |
Gemüseschnitter |
2013-09-15 22:16:59 Uhr
Es ist definitiv das leiseste, zarteste Album dass ich kenne. Irgendjemand meinte mal, es ist erstaunlich, dass ein so großes Musikerkollektiv wie bei Lambchop so leise und bedächtig sein kann. :-) Der "Schlagzeuger", allein das Wort klingt in dem Zusammenhang viel zu hart, streichelt die Felle nur leicht, der Sänger haucht mehr als dass er singt, Melodien werden eher angedeutet. So als hätte diese Musik einen zu großen Sinn für das Schöne und Ästhetik als dass sie dies durch jegliches Barbarentum kaputtmachen wollte. So als müsste man sehr sorgsam mit Tönen umgehen, da sie sonst Verletzungen zufügen können. Doch bei alldem klingt es keineswegs verweichlicht oder langweilig, sondern fundiert und lebenserfahren. Liest sich alles sehr doof, aber das sind meine Gedanken zu dieser Musik. Ich mag das Album, hörs zwar nicht oft, aber es ist einfach perfekt für ruhige Momente. Schon so ein stilles Meisterwerk. |
Herr Postings: 2783 Registriert seit 17.08.2013 |
2013-09-14 22:36:23 Uhr
Der Herr dankt für diese göttliche Ausgrabung und nahm dieses zum Anlass, auch das famose Doppelalbum Aw C'Mon / No You C'Mon erklingen zu lassen, mit dem unfassbaren Song Something's Going On. |
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Referenzen
Richard Hawley; Jeb Loy Nichols; Tindersticks; The Blue Nile; Anywhen; Scott Walker; Leonard Cohen; Nick Drake; Frank Sinatra; George Jones; Charlie Rich; Hank Williams; Marvin Gaye; Curtis Mayfield; Terry Callier; Nat King Cole; The Divine Comedy; The Pernice Brothers; The Court And Spark
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