Peter Broderick - Music for Confluence

Erased Tapes / Indigo
VÖ: 25.11.2011
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Mordsalbum
Es ist wirklich keine leichte Kost, die dem Zuschauer bei "Confluence" vorgesetzt wird. Im Dokumentarfilm von Vernon Lott und Jennifer Anderson geht es um eine Mordserie, die in den achtziger Jahren das kleine Städtchen Lewiston in Idaho heimsuchte. Eine Reihe junger Mädchen wurde damals auf mysteriöse Weise umgebracht und die Mordfälle bis heute nicht aufgeklärt. Unweit von Lewiston wuchs ein junger Mann auf, den das Thema offenbar auch nicht unbeeindruckt ließ. Und als Lott und Anderson diesen jungen Mann namens Peter Broderick fragten, ob er die Musik zu ihrem Film beisteuern würde, sagte dieser zu. "Music for Confluence" ist unter den gegebenen Umständen also das wohl dunkelste und schwerste Album des 24-Jährigen geworden.
Das fängt schon bei den Titeln an: Songs wie "We didn't find anything", "She just quit coming to school" oder auch "It wasn't a deer skull" zeugen bereits von einer unheilsschwangeren Stimmung, bevor man auch nur einen Ton gehört hat. Dabei fängt der Opener "In the valley itself" noch eine relativ angenehme Ruhe ein. Gepaart mit der Stimme von Arone Dyer lässt Brodericks sanftes Arrangement "Music for Confluence" sachte beginnen, bis er den Hörer mit den letzten Tönen im Dunkeln tappen lässt, die schließlich nahtlos in das pianolastige "The last Christmas" übergehen. "What was found" bedrückt nicht nur mit seinem schweren Bass, während das auf minimalste Instrumentierung reduzierte "We enjoyed life together" die Entscheidung schwierig macht, ob man diese Klänge nun schön oder traurig finden soll. Diese Grundstimmung, das Hin und Her zwischen Gut und Böse, zieht sich wie ein roter Faden durch "Music for Confluence", und der Wahl-Berliner Broderick lässt seinem Hörer nicht einmal eine Sekunde, um sich für eine Seite zu entscheiden.
"It wasn't a deer skull" spielt mit dem unerträglichen Gefühl von Angst und Spannung, die Streicher zittern wie Espenlaub, bis das Kopfkino im Hörer aus der weiblichen Stimme zum Schluss einen Schrei raushört, weil das so gut zur Szenerie passt. Das tieftraurige "Circumstantial evidence" ist die Fortsetzung dessen und erzeugt ein nagendes Schuldgefühl, bis "The person of interest" schließlich konsequenterweise pure Dramatik nach außen kehrt. Broderick fährt wie auf all seinen Alben mit den Emotionen seines Zuhörers Achterbahn - das abschließende "Old time" wirkt fast wie ein Befreiungsschlag, bis er einem die folgenden Zeilen vor den Latz knallt: "Shame on you and shame on me / Shame on this old time". Die Geister, die er und der Film riefen, sollen zur Ruhe gebracht werden. Dass das nach dem Hören von "Music for Confluence" so gut wie unmöglich ist, versteht sich von selbst - dessen bekennen wir uns ohnehin freiwillig schuldig.
Highlights
- In the valley itself
- We enjoyed life together
- It wasn't a deer skull
- Circumstantial evidence
- Old time
Tracklist
- In the valley itself
- The last Christmas
- We didn't find anything
- Some fisherman on the snake river
- We enjoyed life together
- She just quit coming to school
- It wasn't a deer skull
- What was found
- He was inside that building
- The person of interest
- Circumstantial evidence
- Until the person is apprehended
- Old time
Gesamtspielzeit: 46:17 min.
Referenzen
Nils Frahm; Ólafur Arnalds; Sigur Rós; Kjetil Bjørnstad; Yann Tiersen; Tarantula A.D.; Amiina; Johánn Johánnson; Skúli Sverisson; Hilmar Örn Hilmarsson; Frakkur; Max Richter; Brad Mehldau; Simeon Ten Holt; Didier Squiban; Joanna Newsom; Godspeed You! Black Emperor; Mono; Shadow Parade; Under Byen; Rothko; Krauka; Bugge Wesseltoft; Veljo Tormis; Samuel Barber; Jean Sibelius; Edvard Grieg; Erik Satie; Trond Kverno; Knut Nystedt; Explosions In The Sky; Set Fire To Flames; A Silver Mt. Zion; Esbjørn Svensson Trio; Bilits; Hans Zimmer; Danny Elfman; Eleni Karaindrou; Lefteris Chalkiadakis; Madredeus; Priestbird; Angelo Badalamenti; The Dust Dive; Tenhi; Kytäjä; Ake Malmfors; David Wikander; Hildor Lundvik; Polmo Polpo; Sébastien Tellier; Clannad
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