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Marianne Faithfull - Kissin time

Marianne Faithfull- Kissin time

FRML / Virgin / EMI
VÖ: 04.03.2002

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

There she goes again

Eigentlich ist es ja ein Wunder, daß die Frau noch lebt. Marianne Faithfull, bekanntestes Groupie der Weltgeschichte und Endlager ungezählter illegaler Substanzen, wurde schon weit mehr als einmal ab- und unter die Erde geschrieben. Neben famosen, wenn auch spärlich gesäten Hitsingles wie "As tears go by", "Sister Morphine", "Ballad of Lucy Jordan" und "Broken english" machte sie mehr durch ihren extravaganten Lebenslauf Schlagzeilen. Während an Stimme und Körper von Mick Jaggers Ex im Laufe der Jahre immer mehr die Zeit nagte, sorgte nicht zuletzt auch ihr vor drei Jahren erschienenes, hochgelobtes Album "Vagabond ways" und die unvermutete Zusammenarbeit mit Metallica für einen Logenplatz im Pop-Bewußtsein.

Dieser wird es auch gewesen sein, der bei Faithfulls neuerlicher Rückkehr ins Rampenlicht für fleißiges Klinkendrücken an der Studiotür verantwortlich war. Neben Ex-Kürbis Billy Corgan, Beck und Blur gab sich auch Jarvis Cocker die Ehre. Welcher Teufel ihn aber geritten haben mag, ein so gräßlich rückwärtsgewandtes Kitschgepoppe wie "Sliding through life on charm" zu schreiben, bleibt wohl genauso im Verborgenen wie der musikalische Zweck dieses hüftsteifen Biographieversuches. Während im Hintergrund Pulp zeigen, wie sehr sie verlernt haben, wie man Spannungsbögen aufbaut, gibt Cocker der Faithfull Wenigstens ein paar schicke Songzeilen mit auf den Weg: "If Marianne was born a man she'd show you all / A way to piss your life against the wall."

Auch Corgan bekleckert sich bei seinen drei Hilfestellungen nicht wirklich mit Ruhm. Viel eher schon tropft klebriger Synthkleister aus "I'm on fire", "Wherever I go" und der aufgesetzt fröhlichen Coverversion von Herman's Hermits. Da macht es der eigentliche Klebemeister Dave Stewart schon deutlich besser. Mit ihm kommt bei "Song for Nico" inmitten der Drumloops sogar so etwas wie Atmosphäre auf. Nachdenklich singt Faithfull hier vom Velvet Underground, einem unglücklichen Leben im Blitzlicht und ein wenig auch von sich selbst.

Freund Beck ließ sich nicht lumpen, der Britin mit "Nobody’s fault", einen ursprünglich auf seinem "Mutations"-Album erschienen, bedrückend schwermütigen Song zu schenken, der nicht weit von Lucy Jordan entfernt den Kopf hängen läßt. Die kaputten Beats, von denen die Vorabsingle "Sex with strangers" durchlöchert wird, hätte er trotzdem besser verkniffen. Zu aufgesetzt wirkt Faithfulls Sprechgesang, zu holprig der Rhythmus. So liegt es an Damon Albarn und Co., die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Mit einem laszivem Riff und angenehmer Schrägheit schickt Faithfull die Gorillaz vor die Tür und singt ihr eigenes Mantra: "Your time will come again". Doch gerade, wenn man fast an derlei Selbstbeschwörung glauben will, versemmelt der zuckerkranke Abschluß wieder alles. "Something good"? Nicht wirklich.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Song for Nico
  • Nobody's fault
  • Kissin time

Tracklist

  1. Sex with strangers (feat. Beck)
  2. The pleasure song
  3. Like being born (feat. Beck)
  4. I'm on fire (feat. Billy Corgan)
  5. Wherever I go (feat. Billy Corgan)
  6. Song for Nico (feat. Dave Stewart)
  7. Sliding through life on charm (feat. Jarvis Cocker)
  8. Love & money
  9. Nobody's fault (feat. Beck)
  10. Kissin time (feat. Blur)
  11. Something good (feat. Billy Corgan)

Gesamtspielzeit: 47:59 min.

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