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Remember Remember - The quickening

Remember Remember- The quickening

Rock Action / PIAS / Rough Trade
VÖ: 14.10.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Teufel im Detail

"Mogwai fear Satan" hieß es 1997 in einem der oftmals aufreizend sinnfreien Songtitel der schottischen Post-Rocker. Ein Satz, der vermutlich genauso erstunken und erlogen sein wird wie das Bekenntnis "I'm Jim Morrison, I'm dead". Obwohl: Vielleicht ist zumindest an der Geschichte mit dem Leibhaftigen doch etwas dran. Den fürchtet nämlich auch Graeme Ronald, früher einmal Livemusiker bei Mogwai, seit seiner Kindheit. Und womöglich hat die Band ihn ja ob dieser Tatsache auf Rock Action Records gelotst und billigend in Kauf genommen, dass sein Instrumental-Projekt Remember Remember alles andere als das veranstaltet, was das Label im Namen trägt. Denn allzu sehr rockt es bei Ronald nicht mehr seit seiner Zeit beim längst aufgelösten Indie-Sextett The Royal We.

Und auch mit einem vorangestellten "Post" ist Remember Remember allenfalls unzureichend beizukommen. Space-Folk für Druiden wäre schon eine zulässigere Beschreibungsebene für das bestrickende Süppchen von "The quickening", in dem neben Glockenspiel, Streichern, Möbiusbändern aus dem Piano und allerlei Holzgebläse auch einige Gitarren vor sich hinköcheln. Nach dem behutsam klöppelnden Einstieg "White castle" arbeiten sich allmählich schwere Riffs durch die monolithischen neun Minuten von "Ocean potion", und Landsmann und Saitenkoryphäe RM Hubbert steuert sogar eine blickdichte klassische Gitarre bei. Schweres Geschütz mit leichter Hand - als würden Fuck Buttons ihre zart anhebenden Tracks nicht mit groben Drones überbacken, sondern zum Spielen auf eine farbenfroh halluzinogene Blümchenwiese schicken.

Doch auch dort ist Vorsicht geboten: Der göttliche Beistand des flockig auf dem Cello daherrumpelnden "Hey Zeus" tut Not, wenn direkt danach "Unclean powers" Einzug halten. Seine Dämonen wird Ronald trotz zauberhafter Gitarrenfigur und loopenden Wohlbefindens eben so schnell nicht los. Sprachlich begabte Erbsenzähler werden zudem mit diebischer Freude konstatieren, dass der Titel der unheilvoll verhallenden Klavieretüde "A larger demon" ein exaktes Anagramm von Ronalds Namen ist. Immerhin: Derart allein im schwarzbunten Wald wie auf seinem selbstbetitelten Debüt befindet sich der Guteste nicht mehr, seit er Remember Remember auf drei feste Mitglieder aufgestockt und "The quickening" mit zehnköpfigem Ensemble aufgenommen hat.

Dies ist außerdem ein möglicher Grund dafür, dass abschließend doch noch dort eine Sonne aufgeht, wo man zuvor das Gefühl hatte, aus einer vernebelten Landschaft in eine fliegende Untertasse gesogen zu werden. "One happier" und "John Candy" entschädigen jedenfalls bestens für sämtliche dräuenden Gefühlsregungen, die den Hörer zuvor beschlichen haben könnten. Mit einem Meer von Echos, geflissentlichem Klingeling und locker sitzendem Groove, der umsichtig aus einem detailfreudigen, musikalisch exquisiten Album geleitet - auch wenn nicht ganz klar ist, wohin es danach geht. Schon hinter der nächsten Ecke könnte ein zu bösen Scherzen aufgelegtes Mogwai-Mitglied mit Schnulzensänger-Maske lauern. Ein Aufschrei des Entsetzens: "You're Lionel Richie"! Und mal ehrlich: Viel schlimmer kann die Hölle auch nicht sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Ocean potion
  • Unclean powers
  • John Candy

Tracklist

  1. White castle
  2. Ocean potion
  3. Scottish widows
  4. Hey Zeus
  5. Unclean powers
  6. A larger demon
  7. One happier
  8. John Candy

Gesamtspielzeit: 48:32 min.

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