Pothead - Pottersville

Janitor
VÖ: 11.11.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Übertragung aus der Hängematte
Fotos braucht es sowieso keine. Und auch sonst reicht ein winziger schwarzer Kasten in einer Ecke auf Seite fünf des Booklets, in dem kurz und knapp die Namen der drei Beteiligten stehen. Pothead benötigen nach 20 Jahren keine große Einleitung. Bedanken müssen sie sich auch nicht mehr bei irgendwem. Schließlich ist auch "Pottersville" komplett in Eigenregie entstanden und wird beim eigenen Label Janitor veröffentlicht. Eine Freiheit, die man in jedem Song der Platte zu hören meint. Was man nicht hört, ist der Haufen Arbeit, der hinter einer solchen Do-it-yourself-Philosophie stecken muss.
Denn trotz des etwas farbarmen und tristen Covers scheint "Pottersville" die Sonne in ganz hellen Strahlen aus dem Hintern. Dem Sound nach muss die gesamte Platte bei bestem Wetter im Garten in der Hängematte aufgenommen worden sein, in der einen Hand eine kalte Cola und in der anderen die Gitarre. Selbst die härteren Songs wie das AC/DC-Geriffe "Stand" sind derart relaxt, dass sich die Füße sofort die nächste hochgelegene Ablagefläche suchen. So richtig zur Geltung kommt die Lehn-Dich-zurück-Attitüde allerdings erst in den entschleunigten Stonerrockern, von denen es auf dem Album glücklicherweise wimmelt.
In dem leicht redundant betitelten "Rock on, let's rock" wühlt sich ein meist recht einsamer Akkord im Shuffle-Rhythmus fast hypnotisch durch den Wüstensand. Die fahrigen Lagerfeuergitarren von "Love in a way" werden nach einer Minute von einer freundlich säuselnden Ohrwurmmelodie in die richtigen Bahnen gelenkt. Spätestens zur Halbzeit sitzt der Hörer mit einem seligen Lächeln auf den Lippen neben den Boxen und lässt sich im besten Sinne berieseln. Vom tiefen Rhythmus-Geschrubbe im Kopfnicker-Blues "Digitus infamis" zum Beispiel. Oder von den funky Gitarrenlinien in "Sky fallin' in". Pothead brauchen keine technischen oder kompositorischen Spielereien, um zu überzeugen. "Pottersville" ist ein dreiviertelstündiger Beweis dafür, wie einfach und simpel Rockmusik manchmal funktionieren kann.
Dazu kommt, dass sich die Band nach über 15 Jahren ohne Besetzungswechsel dermaßen blind versteht, dass sich die Songs allesamt nach kurzem Einspielen verselbständigen. Bei Pothead passt per Bauchgefühl schon jeder Beat zu jedem Basslauf, jedes Riff zu jeder Gesangszeile, als würde es überhaupt keine anderen Möglichkeiten geben. "Pottersville" klingt an keiner Stelle konstruiert oder forciert, sondern immer federleicht. Und genau das ist die Kunst: sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Arbeit und Anstrengung tatsächlich hinter dem Gezeigten steckt. Selbst eine Hängematte will ja erst einmal sicher vertäut sein, bevor es sich derart grundentspannt schwingen lässt.
Highlights
- C'mon
- Love in a way
- Digitus infamis
- Relax man
Tracklist
- C'mon
- Can go
- Stand
- Rock on, let's rock
- Love in a way
- About the word
- Atomic
- Brunhilda
- Digitus infamis
- Sky fallin' in
- All fishers
- Relax man
- Little dipper
Gesamtspielzeit: 46:58 min.
Referenzen
Mother Tongue; Brant Bjork; Fatso Jetson; Masters Of Reality; Colour Haze; The Grateful Dead; Desert Sessions; Screaming Trees; Clutch; Robbie Robertson; Nebula; Lowrider; The Rolling Stones; 35007; Scumbucket; The Atomic Bitchwax; Monster Magnet; Black NASA; Tweak Bird; Black Space Riders; Josiah; Motorpsycho; Earl Greyhound; Gomer Pyle; Ché; Samavayo; Spirit Caravan; AC/DC; Black Sabbath; ZZ Top; Cream; The Company Band; Unida; Kyuss; Asteroid; Hermano; Karma To Burn; Night Horse; Tracer
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