The Dø - Both ways open jaws
Naïve / Indigo
VÖ: 28.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schøner scheitern
Manchmal klingen Alben genau dann besonders gut, wenn es dem Künstler hinter der Musik gelingt, ein möglichst breites Gefühlsspektrum in möglichst vielseitigen Songs darzustellen. Dass dies auch oft genug nach hinten losgeht, liegt auf der Hand. Es ist wahrlich ein Balanceakt, sich wie ein Chamäleon durch die Stile zu bewegen, ohne am Ende beliebig zu klingen. Dieses Kunstwerk schafften The Dø vor nunmehr zwei Jahren mit ihrem umtriebigen Debüt "A mouthful", einer kunterbunt bestückten Naschtüte. Auch live offenbarte das französisch-finnische Duo, bestehend aus der betörenden Sängerin Olivia Merilahti und dem Soundtüftler Dan Levy, ungeahnte Qualitäten. Auf dem Nachfolger "Both ways open jaws" zeigt sich nun, dass The Dø weit mehr sind als eine schnöde Eintagsfliege. Ihren Indie-Rock reichern sie nach wie vor mit leicht psychedelischen, folkigen Elementen an, erhöhen aber nochmals die Hitdichte. Falls der Begriff "Hit" diesen dezent windschiefen Stücken überhaupt gerecht werden kann.
Mit dem verschlafenen "Dust it off" beginnt ein Album, welches erneut keine Scheu vor den unterschiedlichsten Stimmungen hat. Im Mittelpunkt des langsamen Openers steht die herausragende Stimme Merilahtis, nach zweieinhalb Minuten legt sich ein knarziger Beat darunter und verleiht dem Stück schüchtern und doch bestimmt eine feine elektronische Note. Herrlich entrückt geht es mit "Gonna be sick!" weiter, das mit seiner Melodieseligkeit und der geschickten Instrumentierung auch auf dem Vorgänger ein wahrer Farbtupfer gewesen wäre. Melancholischer gerät die tolle Vorabsingle "Too insistent", ein Abgesang an die welken Blüten vergangener Liebe: "What's wrong with you / What is it you want / What's so special / To love about me / I'm ordinary". Später fleht Merilahti mit Nachdruck: "Why won't you let me go?" Schöner scheitern mit The Dø.
"Smash them all" wird von Lagerfeuerromantik getragen, die dominierende Akustikgitarre muss am Ende Streichern Platz machen, was der getragenen Stimmung keinerlei Abbruch tut. Etwas überflüssig hingegen ist das etwas zu müde "Leo Leo", welches das Tempo komplett rausnimmt und eher deplatziert wirkt. Besonders gut sind The Dø nämlich immer noch genau dann, wenn sie rhythmischen Indie-Rock spielen, wie in "Slippery slope". Hier lässt das Duo seinem wilden Bewegungsdrang freien Lauf, beide drehen sich wie Derwische um die eigene Achse, bis sie stolpern und der Song in sich zusammenfällt. Mit "Was it a dream?" gelingt Merilahti und Levy noch eine sehnsüchtige Ballade mit Bläsereinsatz, bevor die Lichter erlöschen. Die bunten und blinkenden Lichter, die "Both ways open jaws" erneut zu einem interessanten Trip gemacht haben.
Highlights
- Too insistent
- Smash them all
- Slippery slope
- Was it a dream?
Tracklist
- Dust it off
- Gonna be sick!
- The wicked & the blind
- Too insistent
- Bohemian dances
- Smash them all
- Leo Leo
- B.W.O.J.
- Slippery slope
- The calendar
- Was it a dream?
- Quake, mountain, quake
- Moon mermaids
Gesamtspielzeit: 45:34 min.
Referenzen
Lykke Li; Cocoon; Cat Power; Oh Land; SoKo; Bat For Lashes; Tunng; My Brightest Diamond; PJ Harvey; St. Vincent; Warpaint; Fiona Apple; Dear Reader; Sia; Florence & The Machine; Joan As Police Woman; Esben And The Witch; Yeah Yeah Yeahs; Little Dragon; Land Of Talk; Wye Oak; Soap & Skin; CocoRosie; Laura Marling; Angus & Julia Stone; Camille; Nouvelle Vague; Charlotte Gainsbourg; Keren Ann; Agnes Obel; Sophie Hunger; Lia Ices; Anna Calvi; Emilíana Torrini; I'm From Barcelona; The Bewitched Hands; Au Revoir Simone; Those Dancing Days; Girls In Hawaii; The Knife; Fever Ray; Planningtorock; The Hundred In The Hands; Austra; Metronomy; Blonde Redhead
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