Snow Patrol - Fallen empires
Polydor / Universal
VÖ: 11.11.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Überall zu Hause
Jetzt singen also auch Snow Patrol ein Lied von Berlin. Damit manifestiert die urbanste aller europäischen Städte ihren Platz im popmusikalischen Mainstream. So schön, wie das R.E.M. auf ihrem letzten Studioalbum geglückt ist, gelingt es den britischen Synthie-Pop-Rockern um Gary Lightbody zwar nicht, doch fällt auch hier die romantische Verklärung auf, eine leichte melancholische Sehnsucht, die wohl nur Außenstehende der Stadt zuschreiben können. Snow Patrol kommen hier mit einem einfachen Chor aus, brauchen keinen Text und verlassen sich auf das Klimpern eines Glockenspiels, um klar zu machen: Unser Berlin, das ist diese kleine Melodie. Wieso dieses Kapitel der Bandgeschichte mit "Fallen empires" überschrieben wird, klärt das sechste Studioalbum der Band ganz zum Schluss.
Die große, tatsächliche Stadt-Hymne folgt vier Minuten später. Ein gewaltiges Liebeslied, eine Verbeugung vor New York. Lightbody singt von der unwiderstehlichen Anziehungskraft dieser charismatischen Stadt und baut seine packende Melodie um ein brodelndes und bald explodierendes Pop-Monstrum, das nicht auf Trompete, Orgel, Pauke und Piano verzichten muss. Snow Patrol wandeln auf diesem Album einmal mehr auf einem hauchdünnen Garn, zwischen Kitsch und Kunst, den man als Hörer nur mit großen Mühen ausmachen kann.
Auf "Fallen empires" bleiben sich Snow Patrol selbst und vorallem ihrem Sound treu. Erwartete man aufgrund der Vorab-Single "Called out in the dark" nun, dass die Band ins Elektronische, ins Tanzbare weiterziehen würde, machen ein gutes Drittel der neuen Songs klar, dass Balladen-Pop mit Akustikgitarre weiterhin zum Aushängeschild gehören. In "Those distant bells" gelingt das auch ausgesprochen gut, schließlich wissen sie nach siebzehn Jahren im Geschäft, wie das Publikum zufrieden zu stellen ist. In die übergroßen Fußstapfen, die U2 irgendwann hinterlassen werden, passen Snow Patrol jedenfalls spätestens jetzt ziemlich bequem rein. Doch treibt die Band ihre grundsympathischen Züge stetig vor sich her, sodass nicht mal das schaurig-klebrige "Lifening" unangenehm in Erinnerung bleiben wird.
Dieser leicht pathetische Grundton zieht sich nicht nur musikalisch durch "Falling empires" - auch textlich wird hier gehadert und getrauert, gebangt und gesorgt. Große Dinge passieren und manches muss verlassen oder eben ziehen gelassen werden: Leben ist Bewegung. Es sind zwar einfältige Binsenweisheiten, verpackt in charmante Metaphern, doch auch die kann man sich mal ins Gehirn jagen. Der letzte Song des Albums, das instrumentale Piano-Stück "Broken bottles from a star", ist dann so versöhnlich wie vorausblickend, denn: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Highlights
- Fallen empires
- New York
- The president
Tracklist
- I'll never let go
- Called out in the dark
- The weight of love
- This isn't everything you are
- The garden rules
- Fallen empires
- Berlin
- Lifening
- New York
- In the end
- Those distant bells
- The symphony
- The president
- Broken bottles from a star
Gesamtspielzeit: 57:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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didz Postings: 2363 Registriert seit 29.06.2017 |
2024-09-16 23:48:56 Uhr
nich ihr bestes, aber dafür is hier eins ihrer besten lieder drauf: in the end.mit einer besonderen klarheit ausgestattet, was richtung und message angeht. auf den punkt, ohne ins kitschige oder pathetische abzudriften. eine verdammte 10. |
Schneeflocke |
2011-12-13 14:53:37 Uhr
Alle, die die Musik als "Mädchenmusik" abtun,hören heimlich zu Hause Bon Jovi. Was für echte Kerle. |
Schneeflocke |
2011-12-13 14:34:08 Uhr
Genau!!! Richtig!!! alte Hackfressen!!!Lassen die in solchen Shows auftreten, ich sag ja, Fremdschämalarm. |
Nici |
2011-12-12 22:46:10 Uhr
Die Marketing Abteilung von Universal Germany gehört samt und sonders gefeuert für die Arbeit die sie für Snow Patrol machen. Kein Wunder, dass sie in Deutschland in dieser Schublade sind. |
Boston |
2011-12-09 21:46:09 Uhr
Snow Patrols Rettung ist, dass sie weder die Show, noch RTL oder die Nasen kennen, die da rumsitzen und kommentieren. Deshalb kann man ihnen nicht krummnehmen, dass sie da auftreten.Aber live hätte es schon sein können. |
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Referenzen
The Reindeer Section; Morning Runner; Embrace; Lowgold; Doves; U2; Coldplay; OneRepublic; Mew; Kashmir; Sparkadia; Starsailor; The Verve; Richard Ashcroft; Feeder; Eskobar; Travis; Idlewild; Vega 4; Crowded House; James Blunt; Ronan Keating; Toploader; Stanfour; Teenage Fanclub; Stereophonics; Aqualung; Leaves; Gay Dad; Elbow; The Czars; R.E.M.; Haven; Manic Street Preachers; Aereogramme
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