Aura Dione - Before the dinosaurs
Island / Universal
VÖ: 04.11.2011
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die Welt ist nicht genug
Ach, wie schön positiv hätte diese Rezension werden können. Stattdessen herrscht Ernüchterung. Das überraschend gute Debüt "Columbine" von Aura Dione versteckte neben den bekannten Hits "I will love you Monday (365)" und "Song for Sophie" nämlich auch wunderbare Kleinode wie "Glass bone crash", und zwar so viele, dass sich der Autor weit aus dem Fenster lehnte. Das zweite Album könne nämlich der ganz große Popwurf werden, stand da seinerzeit geschrieben, ohne viel Brimborium und abseits der Katy Perrys dieser Welt. Tja, wie man sich doch irren kann. Denn anstatt den guten Weg von "Columbine" weiterzugehen, verliert sich "Before the dinosaurs" überwiegend in nettem, schödem Charts-Pop, der zwar einerseits keine so hohen Höhen wie auf dem besagten Debüt erreicht, andererseits aber eben auch nicht komplett auf die Nerven geht. Wir können uns also weiterhin ein wenig freuen, wenn Songs von Dione im Radio laufen, weil dann die Rotation der Schrecklichkeiten eingedampft wird. Ist doch auch etwas.
Es ist im Grunde immer noch so wie auf "Columbine": Dione kann ihre Stärken ganz klar dann ausspielen, wenn die Songs in sich einkehren und sich zur Ruhe betten. Nur dass auf "Before the dinosaurs" diese Songs eben etwas aufgeplusterter daherkommen und dadurch an Eleganz und Charme einbüßen. "Reconnect" lädt sich zum ruhigen Klavier stolpernd-stotternde Elektro-Beats ein, "In love with the world" erliegt auf Dauer leider seinem Drang, auch mal auf den Hitwellen bundesdeutscher Radiostationen stattfinden zu wollen, und "Into the wild" packt die großen Streicher aus, obwohl das überhaupt nicht nötig ist. Entschlacktere Versionen wären hier wohl viel intensiver und weniger profan als die Endprodukte. Sie sind immer noch vergleichsweise gut, aber eben nicht so gut, wie sie hätten sein können. Denn wie es tatsächlich geht, das zeigt uns Dione mit dem ausschließlich durch die Ukulele begleiteten "Recipe" - dem glasklaren Höhepunkt des Albums, der zugleich die Frage aufwirft, warum das nicht öfter möglich ist.
Doch was bringt das leidige Gejammer des knatschigen Rezensenten, wenn Diones Plan aufzugehen scheint. Die erste Single, zugleich schlechtester, weil nervigster Song des Albums, namens "Geronimo" ist ohne Zwischenstopp ganz nach oben in die Charts geschossen. Jegliche Kritik wird also abperlen, zumal die Dänin mit "America" einen weiteren potenziellen Welthit in der Tasche hat. Es wäre verwunderlich, wenn wir davon nicht noch etwas hören würden. Apropops Vereinigte Staaten: Das Album wurde in Los Angeles produziert, was einen weiteren Hinweis darauf gibt, wohin die Reise in Zukunft gehen soll. Frei nach James Bond: The world is not enough. Doch braucht die Welt einen weiteren Popact, der mit dem Rest im Gleichschritt marschiert? Aura Dione deutet auch auf "Before the dinosaurs" an, dass sie ganz anders könnte. Nur will sie anscheinend nicht. Schade.
Highlights
- Reconnect
- Recipe
Tracklist
- Geronimo (Jost & Damien radio mix)
- Reconnect
- Friends (feat. Rock Mafia)
- In love with the world
- What it's like
- Into the wild
- Masterpiece
- Where the wild roses grow
- America
- Recipe
- Superhuman
- Before the dinosaurs
Gesamtspielzeit: 43:49 min.
Referenzen
Amy MacDonald; Lene Marlin; KT Tunstall; Laura Imbruglia; Katy Perry; Ke$ha; Lady Gaga; Gwen Stefani; Hilary Duff; t.A.T.u.; Uffie; Annie; Amanda Blank; Diana Vickers; Gabriella Cilmi; Kelly Clarkson; Britney Spears; Rihanna; Shakira; Avril Lavigne; Michelle Branch; Travis; Texas; Susie Hug; Nerina Pallot; Dolores O'Riordan; The Cranberries; Amy Winehouse; Duffy; Catatonia; The Kooks; Paolo Nutini; Razorlight; Natalie Imbruglia; Lene Marlin; Kathryn Williams; Paula Cole; Amanda Marshall; Joan Osbourne; Beth Orton; Sarah Bettens; The Cardigans; The Corrs; Heather Nova; Sophie B. Hawkins; Liz Phair; Tracy Chapman
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