Cymbals Eat Guitars - Lenses alien

Memphis Industries / Indigo
VÖ: 21.10.2011
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Statisten der Statistik
In manchen Momenten wünschen wir uns doch irgendwie, dass wir Autoren für Pornofilme wären. Wir säßen nicht in kleinen Büroräumen und tippten uns die Finger wund, während zwei Räume weiter die Kollegin Mautz schon wieder lautstark mit den Guillemots am Telefon quatscht. Wir würden Vorstellungsgespräche mit sympathischen jungen Damen führen und unser Chef würde nicht einen Großteil unseres Gehalts verzocken - mit Spekulationen am Pilzrahmsuppen-Markt. Statt "Lenses alien" würden wir den nächsten Drehort auf Ibiza beurteilen und Cymbals Eat Guitars vielleicht erlauben, ein wenig Hintergrundmusik beizusteuern. Aber nein, die Platten kommen per Fließband rein, werden auf ihre Tauglichkeit für die Menschheit geprüft und wandern dann auf den abgearbeiteten Stapel, der natürlich stets zu klein ist für die da oben. Günter Wallraff würde eine Träne für uns verdrücken. Und dann ständig dieser Druck, diese motzende Meute im Forum, diese Ritter des guten Geschmacks, die stets "Nie" sagen zu den Rezensionen, die vor Herzblut triefen - so wie wir zu den Platten, die einfach nicht gemocht werden wollen.
Aber dem Beißreflex kommen wir leicht bei. Bitte schön: "Das hier hört sich an wie der finale Kreuzzug des Indierocks von einst, gewappnet mit dem Wissen um das, was sich die 00er so erlauben werden." Liest sich toll, oder? Einen noch? "Gegenteile sind unwiderruflich verbunden worden. Ruhe und Zorn werden zu Verbündeten. Krach und Melodie zu Kain und Abel, die ewig aufeinander einschlagen." Zufrieden? Was, die Zahl in der Wertung stimmt nicht? Naja, ein Großteil der Sätze zu "Why there are mountains" lässt sich in aller Fröhlichkeit recyclen. Es stimmt eben immer noch, nur dieses Mal in einem anderen Kontext. Warum? Weil "Lenses alien" in Tracks wie "The current" die Spielfreude fehlt. Die Spannungsbögen sind ausgeleiert. Die Jungs haben ihren Sound offenbar schon ausreichend abgeklopft, auf alle Melodien. Der hauseigene Controller schiebt uns in diesen Fällen ein Formular unter, in dem wir diese Abstumpfung von Platte zu Platte in Maßeinheiten angeben müssen. Zehn Arctic Monkeys ergeben einen Strokes. Macht es für ihn einfacher.
Dabei versuchen Cymbals Eat Guitars nur, aus der grauen Masse herauszustechen. Aber das gelang ihnen vor zwei Jahren wesentlich besser. Aber die Situation hat sich ja auch verschärft. Immerhin "Plainclothes" träumt sich zu einem Strandhaus, und bei solchen Gedanken sind wir natürlich wieder bei unserem Wunsch, endlich das Drehbuch zu "Das Physik-Sexperiment - Mit der Saugkraft des Vakuums" fertigzustellen. Ansonsten rauscht "Lenses alien" vorbei. Textzeilen bleiben dieses Mal eben Phrasen und kaum hängen. Alles noch solides Handwerk, aber eben mehr auch nicht. Dieses Mal ein wenig mehr in Richtung Feedback verschoben, weg vom Melodischen. Das fällt aber kaum auf. Der Aufschrei im gelobten "Plainclothes", der ist nachvollziehbar. Der Rest erfüllt seinen Zweck, jedoch gibt es irgendwie auch nichts Langweiligeres. Indie-Rock der alten Schule mit den alten Ideen. Jetzt zurück zu den Dingen, die unsere Fahrkarte raus aus diesem Loch sind - hin zu Ibiza!
Highlights
- Plainclothes
Tracklist
- Rifle eyesight (Proper name)
- Shore points
- Keep me waiting
- Plainclothes
- Definite darkness
- Another tunguska
- The current
- Wavelengths
- Secret family
- Gary Condit
Gesamtspielzeit: 39:19 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God |
2012-02-11 23:05:27 Uhr
Braucht wirklich sehr lange....mag ich aber mit jedem Hören mehr. Das erste war definitiv einfacher zu knacken. |
tim |
2011-11-23 22:53:22 Uhr
besser als debüt und besser als z.b. die aktuelle deerhunter (hier mit 9/10 bewertet, hahaha). |
The MACHINA of God |
2011-11-15 20:41:30 Uhr
Also nach dem ersten Hören find ich es bis auf den Opener aber auch deutlich weniger spannend als das Debut. |
|
2011-11-10 22:57:06 Uhr
haha :D 5/10.Top 10 für dieses Jahr erstmal garantiert;) |
brasil |
2011-09-12 16:42:47 Uhr
geiles teil! vor allem der großartige opener. |
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Referenzen
Pavement; Built To Spill; Modest Mouse; Yo La Tengo; Sonic Youth; Nada Surf; The Fall; dEUS; Handsome Furs; Stephen Malkmus; Pixies; Dinosaur Jr.; The Shins; White Rabbits; No Age; Wilco; Arcade Fire; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; Cursive; Frog Eyes; Liars; The Paper Chase; Titus Andronicus; The Pains Of Being Pure At Heart; Girls; The Antlers; Japandroids
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