Alamo Race Track - Unicorn loves deer

Excelsior / Cargo
VÖ: 11.11.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das Feuer-Werk
Nein, da müssen wir einschreiten. In so vielen Punkten wären Widerworte die falsche Herangehensweise an Alamo Race Track, ihrem Aufruf zur Musikvernichtung in "Records" folgen wir aber sicherlich nicht. "Now it's time to burn all your records / Cause who will need them now." Es sei gleich gesagt: Die Zerstörungswut zerschlägt sich binnen weniger Sekunden; die Band malt lediglich ein Bild trostloser Einsamkeit: "Someone to talk to / Needed someone to talk through / ... / Your heart was living in old abandon houses." Wer schon länger kein Biologiebuch mehr zur Hand genommen hat, sollte genügsam zu "Unicorn loves deer" greifen. Wie der Titeltrack bereits das imaginäre Bild einer Romanze des letzten Einhorns mit Bambis leiblichem Vater forciert, absolvieren Alamo Race Track weitere Ausflüge in die Tierwelt oder bewegen sich mit ihren Songs in der Natur, auch wenn kahlgeschüttelte Bäume und der Todessee womöglich nicht gerade einladend wirken.
Dabei hat man es hier mit den wohl amerikanischsten Niederländern zu tun. Alamo Race Track, die sich vor zehn Jahren formierten, tauchten vor fünf Jahren mit "Black Cat John Brown" in düstere, rockige Gefilde ein; aufgrund ihrer langjährigen Bandhistorie wäre es fahrlässig, sie nun für ihr drittes Album als Tramper des Neo-Folk-Zugs abzustempeln. Dennoch greifen sie beherzt und mit Herz zurück auf die 1960er Jahre, auf Folk, Americana und strahlenden Pop, während die erfrischend quirligen Rhythmik- und Tempowechsel sie mehr denn je ins aktuelle Jahrtausend hiefen. Dazu greift Ralph Mulder vorangegangene Textpassagen wieder auf und singt ebenso mit augenzwinkernder Phantasie wie mit gebotener Ernsthaftigkeit: "We need a revolution in our minds / As we camped at killer lake."
"Apples" schüttelt Schellenkränze zur Akustikgitarre, und Streicher besänftigen die Proklamation "We got hope for the future". "Words sweet trouble" rückt gedämpfte Bläser hinter Banjos und "The moon rides high" ist so hymnisch-melodisch, dass die Fleet Foxes leicht beschämt zu Boden schauen - und dabei ist der Uptempo-Song "Lindyhop" noch nicht einmal losgehüpft. "Records" bietet mit seiner Steel-Guitar Country-Feeling an und "Hypontised" ein verschollenes Mercury-Rev-Stück. Alleine das vielfältige Arrangement des Titeltracks verbietet es, an jedwede Verbrennung von Tonträgern zu denken. Die Band hat genug Feuer, um es gleich auch noch unter des Hörers Hintern zu halten. Funktioniert sogar ohne Zunder.
Highlights
- Apples
- Lindyhop
- Unicorn loves deer
- Killer lake
Tracklist
- Apples
- Words sweet trouble
- Shake off the leaves
- The moon rides high
- Motorman and owls
- Lindyhop
- Records
- Hypnotised I
- Unicorn loves deer
- Hypnotised II
- Killer lake
Gesamtspielzeit: 36:24 min.
Referenzen
Awkward I; The Dodos; The Magic Numbers; Monsters Of Folk; Campfire OK; The Shins; Rogue Wave; The Decemberists; The Beautiful South; Belle & Sebastian; Beulah; Sea Bear; Mumford & Sons; Dan Mangan; Beirut; My Morning Jacket; Sufjan Stevens; Blitzen Trapper; Goldheart Assembly; Dr. Dog; Mercury Rev; Calexico; XTC; Wilco; The Everly Brothers; Tired Pony; CODY; Fanfarlo; The Beatles; Great Lake Swimmers; Megafaun; Buffalo Springfield; Vic Chesnutt; Iron & Wine; Bonnie 'Prince' Billy; Lawrence Arabia; The Band; Bon Iver; Fleet Foxes; Peter Bjorn & John; Spoon; Television; The Beach Boys; Brian Wilson; Get Well Soon; Cashier No.9; Girls; Crosby, Stills, Nash & Young; The Avett Brothers; The Byrds; The Monkees; Treefight For Sunlight