The Field - Looping state of mind

Kompakt / Rough Trade
VÖ: 07.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nachdenklicher Rummel
Das dritte Album von Axel Willner beginnt mit einem Gedanken, der sich bis zur letzten Sekunde von "Looping state of mind" durchziehen wird: Die endlose Wiederholung von Motiven, der niemals langweilig werdende Loop, die Magie des Repetitiven. Unweigerlich hat man ein Kinderkarussell vor Augen. Eines, welches aus verschiedenen Armen besteht, mit Figuren, Autos oder Flugzeugen an Enden, in denen man sitzt und die sich um das Zentrum drehen. An einem internen Schalter kann die Höhe des Vehikels bestimmt werden – das Flugzeug fliegt auf und ab, es ist dunkel und die Lichter des Jahrmarkts verschwimmen. Jeder einzelne Track klingt wie eine Fahrt auf diesem Ding, bezaubernd und berauschend, obwohl eigentlich nicht viel passiert.
"Burned out" spielt mit einem minimalistischen Voice-Sample, dass aber ebenso gut die verzerrte Stimme, ganz weit weg, vom Fahrgeschäftsbesitzer sein könnte. "Arpeggiated love" hingegen, unglaublich smooth, housig, kosmisch und treibend, fordernd und gleichzeitig so offen, dass es nicht anders geht, als sich in der auftürmenden Melange aus Stilen zu verlieren. Hypnotisierend dann der besagte Titeltrack: "Looping state of mind" beginnt mit einem fast schon historisch anmutenden Intro, bevor der einfache Einsatz von zwei Synthesizern im Wechselspiel – einer glockenhell und über den Wolken, der andere in deeper, einfacher Melodie wie ein U-Boot-Radar in Loch Ness. Erinnerungen werden geweckt, sind schnell wieder vergessen und werden bei erneutem Hören von anderen überlagert.
Entstanden zwischen Berlin, Köln und womöglich auch der Heimat Schweden, hat Willner ein Album gemacht, welches nicht nur verschiedene Elemente aus Ambient-Techno, deutsch-elektronischem Frühwerk, Shoegaze und moderner Klassik zu einem anschmiegsamen Sound verbindet, sondern sogar ein bisschen Philosophie oder Lebensperspektive vertont: Indem er einen Grundstock in scheinbarer Endlosschleife über mehrere Minuten durchlaufen lässt, greift er die Idee des menschlichen Denkens, als auch die der Zeit auf. Kreisende Gedanken, die Wiederholung der Wochentage, Monate, Jahreszeiten, das immer Wiederkehrende, durch Verschiebung winziger Variablen. Wie im Rauf-Runter-Karussell, das sich zwar mal weiter oben oder unten bewegt, ist es doch noch immer dieselbe Kreisbewegung.
Willner selbst spricht von Menschen, die kommen und gehen, die ihre "Dinge" hinzufügen oder auch nicht und auf diese Weise dich und das was du tust verändern können. Bezüglich seines musikalischen Schaffens dürften da so einige seinen Weg gekreuzt haben: Touren mit LCD Soundsystem oder !!!, Zusammenarbeiten mit Dan Enqvist, Andreas Söderstrom, Jesper Skarin und Jörg Burger aka The Modernist. Faktoren, die "Looping state of mind" nach dem vielbeachteten Debüt "From here we go sublime" und dem 2009er "Yesterday and today" eine kleine Evolution beschert haben: Klangen Tracks wie "Everyday", "Over the ice" und "Sun & ice" noch um einiges mehr verwoben in den Clubszenen dieser Welt, heben nun Akustikinstrumente wie Kontrabass oder Piano "The Field" in wärmere, organischere Gefilde, machen das Album reicher. Ein gutes Beispiel für die perfekte Schmelze von digitaler Technik und humaner Fertigkeit gelingt mit "It’s white", dessen Pianoklänge sanft verschoben und neu montiert werden, während fleischlose Stimmen durch einen Raum voll Geplucker schweben. Ein Album, das klingt, wie eine mentale Dachkammer, staubfrei.
Highlights
- Arpeggiated love
- Looping state of mind
Tracklist
- Is this power
- It's up there
- Burned out
- Arpeggiated love
- Looping state of mind
- Then it's white
- Sweet slow baby
Gesamtspielzeit: 63:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2230 Registriert seit 15.06.2013 |
2013-07-27 03:45:14 Uhr
schon ein ziemlich tolles Album! |
LG |
2011-10-16 07:09:10 Uhr
"Then It's White" ist wundervoll. Ein Computer klang noch nie so menschlich. Später mal das komplette Album anhören. Und, wie findest du es? It's Up There ist für mich der herausragende Track. |
Leatherface |
2011-09-09 14:26:54 Uhr
"Then It's White" ist wundervoll. Ein Computer klang noch nie so menschlich. Später mal das komplette Album anhören. |
LG |
2011-09-09 14:16:19 Uhr
richtig gut bisher.tja, bei PT dream theater, bei p4k the field, was soll man dazu noch sagen. :) Fairerweise muss man aber festhalten, dass das letzte Album von The Field hier auch so richtig gut abgeschnitten hat: Yesterday and today Nur befürchte ich, das der verlässliche Elektro-Freak Harald Jakob gar nicht mehr für PT schreibt. |
tuxx |
2011-09-08 21:40:10 Uhr
der vergleich mit dem fc barcelona hinkt meiner meinung nach, im prinzip hat er aber recht. |
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