Deep Cut - Disorientation
Club AC30 / Broken Silence
VÖ: 11.11.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Mein Schuh, der hat drei Ecken
Schüchternheit ist keine Krankheit, aber dennoch werden ständig neue, meist junge Menschen davon infiziert. Besonders schlimm Betroffene erkennt man daran, dass sie allzu oft ihre Schuhe fokussieren, wobei sie doch gleichzeitig mitten in einer Kommunikation sind. Ob das auch für die Londoner Band Deep Cut gilt, wenn sie Konzerte geben, ist vorerst nicht überliefert, aber dass man sie in die Kategorie Shoegazing einsortieren wird, darf man spätestens anhand ihres zweiten Albums "Disorientation" als sicher ansehen.
Doch das wäre zu eindimensional gedacht: Sicher gibt es reichlich Momente, in denen der Hörer an entsprechende Vorläufer denkt. Die Reise zum "Inner star" zum Beispiel wird von langsamen Bassläufen und klirrenden Gitarren getragen, über denen Emma Baileys Stimme recht elfenhaft schwebt. Aber schon die ausladenen Feedback-Schleifen am Ende nicht nur dieses Songs, die oft weiter tragen, als man erwarten würde, geben erste Hinweise, dass es sich die Band um den Ex-Revolver- und Death-In-Vegas-Bassisten Mat Flint nicht einfach macht. Prompt gibt es dann auch noch eher poppig als ruppig ausfallede Gitarren-Stücke wie "Dead inside your heart" oder "Something's got to give", die auf den ersten Blick ohne Weiteres radio-tauglich wie weiland The Cardigans daher kommen. Doch "Next disaster" oder auch das schnelle "Makes me wanna" fallen deutlich handfester aus: Da zuckt der Radiohörer zusammen, wenn Bass, Gitarren und Drums auch mal etwas härter angefasst werden.
Dass man als Hörer nicht völlig desorientiert vor den Boxen sitzt, wenn schließlich auch noch an The Xx erinnernde Loops in "Magazine" oder auch in "Out of nothing" dazukommen, ist erstaunlich. Man findet ungewöhnliche Zusammenstellungen von guten Versatzstücken: Nicht nur Lush, die Popguns oder The Wedding Present sind hier Paten, sondern auch Sonic Youth und Primal Scream. Die Stilwechsel zwischen den einzelnen Songs sind, abstrakt beleuchtet, groß, dennoch wirkt "Disorintation" homogen und ohne Brüche, was beweist, dass ein stimmiges Album nicht durch Eintönigkeit in der Wahl der Mittel entsteht. Wobei gerade das stoische Feedbackgewitter in "Another look in the mirror" eines der Highlights ist. Wenn einen die Welt mal wieder völlig verwirrt, kann es hilfreich sein, einen Fixpunkt fest in den Blick zu nehmen: Ob man dabei auf die eigenen Schuhe schaut oder woandershin, der Weg, den Deep Cut einschlagen, macht einen viel versprechenden Eindruck.
Highlights
- Next disaster
- Magazine
- Another look in the mirror
Tracklist
- Inner star
- Dead inside your heart
- Next disaster
- Magazine
- Something's got to give
- Decision time
- Makes me wanna
- Cruel reminder
- About face
- The letter
- Out of nothing
- Another look in the mirror
Gesamtspielzeit: 57:06 min.
Referenzen
Lush; Sing Sing; Revolver; Death In Vegas; Primal Scream; My Vitriol; Monster Movie; Ride; Slowdive; Swervedriver; Yuck; Spotlight Kid; The Sundays; The Dandy Warhols; The Popguns; The Wedding Present; The Cardigans; The Pale Saints; The Horrors; Kitchens Of Distinction; The Psychedelic Furs; Echo & The Bunnymen; The Jesus And Mary Chain; Editors; Pink Turns Blue; The xx; Siouxsie & The Banshees; Sonic Youth; Hüsker Dü; The Chameleons; The Convent
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