Jeff Bridges - Jeff Bridges
Blue Note / EMI
VÖ: 28.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Hält den Raum zusammen
Der Dude bleibt aufrecht. Jeff Bridges rettet die musikalische Reputation der Schauspielerzunft in Hollywood genauso lässig, wie er Ersatz für seinen Teppich beschafft. Bridges ist ja bei weitem nicht der erste Leinwandheld, der sich in ein Tonstudio und vor ein Mikrofon setzt. Zu den bekannteren Versuchen gehören sicherlich der nette Indie-Pop von Zooey Deschanel und M. Ward alias She & Him, Scarlett Johanssons viel diskutierte Platte mit Tom-Waits-Coverversionen und Kevin Costners okaye Country-Band Modern West, mit der er mittlerweile drei Alben veröffentlicht hat. Anders als die Genannten hat Jeff Bridges allerdings weder den Anspruch, irgendetwas Hippes und Zeitgemäßes auf Platte zu bannen, noch muss er sich etwas beweisen, weil es mit der Schauspielkarriere nicht mehr so klappt.
"Jeff Bridges" ist vielmehr die logische musikalische Fortsetzung zu seiner Rolle im Film "Crazy heart", für die His Dudeness als abgehalfterter, alkoholkranker und desillusionierter Countrybarde vollkommen zu Recht den Oscar bekommen hat. Dass es der Mann mit Anfang 60 nicht mehr nötig hat, gezwungenen Altherrenrock zu spielen, fällt sofort angenehm auf. Die zehn Songs changieren zwischen waschechtem Country und melancholischen Singer-Songwriter-Momenten. Arrangiert und geschrieben hat das meiste T-Bone Burnett, der auch zu großen Teilen für den Soundtrack zu "Crazy heart" verantwortlich zeichnete.
Bridges' Heiße-Kartoffel-Stimme bekommt in den Songs Gelegenheit, sich so richtig schön zwischen den Instrumenten einzugraben. Dem sinistren "Tumbling vine" verleiht er so einen sehr warmen, behaglichen Touch. Die traurige Ballade "Nothing yet" zerbricht fast auf ihrem filigranen Fundament aus Pedal Steel, Bridges traut sich kaum zu singen und haucht den Text mit so bebendem Organ ins Mikro, dass man seinen Vollbart am Ohr zu spüren glaubt. Auf der Uptempo-Seite steht das fast tanzbare "What a little love can do", das mit seiner charmanten Nuscheligkeit am ehesten an die Musik von Bridges' "Crazy heart"-Charakter Bad Blake erinnert. Hinzu kommt der famos knarzende Piano-Blues "Blue car", der dem Album bei Halbzeit noch einmal etwas einheizt.
"Jeff Bridges" lebt nicht nur vom Bekanntheitsfaktor des Sängers, sondern hält die Spannungskurve über 40 Minuten hoch. Der beste Beweis dafür ist, dass kurz vor Ende der sechsminütige Crooner "Slow boat" noch mal abseits der meisten Songkonventionen alle Register zieht. Von der schnarrend-heulenden Leadgitarre über den behutsamen Gastvocals von Rosanne Cash bis hin zu Bridges absolutem Minimalgesang jagt eine Gänsehaut die nächste - wie der Dude seinen rechtmäßigen Teppichersatz. Gut zu wissen, dass er da draußen ist.
Highlights
- What a little love can do
- Blue car
- Slow boat
Tracklist
- What a little love can do
- Falling short
- Everything but love
- Tumbling vine
- Nothing yet
- Blue car
- Maybe I missed the point
- Slow boat
- Either way
- The quest
Gesamtspielzeit: 40:05 min.
Referenzen
Ryan Bingham; T-Bone Burnett; Kevin Costner & Modern West; William Elliott Whitmore; Jason Isbell & The 400 Unit; Patterson Hood; Son Volt; Cody Canada & The Departed; Tom Waits; Leonard Cohen; Will Oldham; Mugison; M. Ward; Iron & Wine; Howe Gelb; Giant Sand; Calexico; Johnny Cash; Justin Townes Earle; Steve Earle; Asaf Avidan & The Mojos; Bruce Springsteen; Bob Dylan; Keith Urban; Toby Keith; Dixie Chicks; Lady Antebellum; Rosanne Cash; John Fogerty; Willy DeVille; Bright Eyes; Monsters Of Folk; She & Him; Willie Nelson; Townes Van Zandt
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