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We Invented Paris - We Invented Paris

We Invented Paris- We Invented Paris

Spectacular Spectacular / Motor / Rough Trade
VÖ: 04.11.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Immer unterwegs

Straßenmusiker sind nicht gleich Straßenmusiker. Panflötenspieler, deren Sound vom Band kommt und organisierte Gruppierungen, die in der Fußgängerzone mehr schlecht als recht auf ihrem Akkordeon einfallslose Melodien in Dauerschleife spielen, sind schuld am miesen Image. Dabei steht eine Straßenecke weiter oft schon ein begabter Musiker, vielleicht gebrochen, aber doch glücklich, spartanisch lebend, aber hingebungsvoll spielend. Das Musiker-Kollektiv We Invented Paris schaut in ihrem Song "The busker" hinter die Fassade der Musiker, erklärt, wie vorbeiziehende Wolken und einzelne Zuhörer Wärme spenden, das Schicksal des Straßenkünstlers oft im Verborgenen bleibt und welche Kraft bleibt: "I kiss the night with my own my mind / I paint the sky with my own words."

We Invented Paris existieren gerade mal ein gutes Jahr und haben die Monate bis zur Veröffentlichung ihres gleichnamigen Debüts dazu genutzt, sich und ihre Musik bekannt zu machen. Daher rührt ihr Verständnis für Straßenmusiker. Denn eigentlich haben sie nichts anderes gemacht. In 60 Tagen haben sie 50 Konzerte in 40 Städten gespielt oder auch mal 30 Speedgigs an einem Tag absolviert. Sie musizierten in Cafés, beim Frisur, auf Hausbooten, in WG-Wohnzimmern, auf Balkonen und in den Straßen. Mit ihrer Tingeltour haben sie es sogar - damals noch ohne echten Plattenvertrag - in den Plattentests.de-Jahrespoll 2010 geschafft. Die Ursprünge des Kollektivs liegen in der Schweiz, dennoch führte sie ihre Tour über die Grenzen des Alpenlandes hinweg und ließ sie, vielleicht auch wegen der vielen Eindrücke, ein vielfältiges, gleichzeitig aber homogenes Werk entwerfen.

Nach der instrumentalen Einführung "Ouverture" marschiert "The busker" im Gleichschritt hin zur dominierenden Clap-Rhythmik. "A view that alomst kills" schüttelt Marakas-ähnliche Rasseln zu Akustikgitarre und dem Flair des ganzen Folk-Pop-Business. Das anfängliche Xylophon- und Kuhglockengeklöppel kann nicht verhehlen, dass sich "Iceberg" nach vierzig Sekunden zu einem rockenden Indiepop-Hit mausert und das Singer-Songwritertum in den Hintergrund rückt. Die interne Metamorphose ist damit aber noch längst nicht abgeschlossen.

"Kyrie" durchziehen sämige, synthetische Orgelklänge, und das verliebte "Bubbletrees" wagt mit der Melodica einen kleinen Schritt zur Sehnsucht. "Public places" hantiert offenherzig mit Post-Rock, und "Nothing to say" ist eine rhythmische Ehrerbietung für Radiohead. Der dezentrale Gesang Thom Yorkes zieht durch das elektronisch-traktierte "More" und bildet im Gesamtpaket das Gegenteil zur sekundenlangen Stille und der generellen Reduziertheit von "Silence". "Wo ist da Platz für Paris?" mag man sich bei all dem fragen und erhält die Antwort in "Boheme": "Boheme, je t'aime" erklärt Sänger Flavian Graber auf Französisch, ehe er kurzzeitig ins Falsett wechselt, um dann den Raum freizugeben für ein gemeinsam intoniertes, freudetrunkenes Loblied an die künsterlische Freiheit. Auf dass sich ihr geöffneter Gitarrenkasten mit Münzen und Scheinen fülle. Dafür lohnt es sich, auf die Straße zu gehen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Iceberg
  • Boheme
  • Nothing to say
  • More

Tracklist

  1. Ouverture
  2. The busker
  3. A view that almost kills
  4. Iceberg
  5. Kyrie
  6. Lonley Ego
  7. Public places
  8. Bubbletrees
  9. Boheme
  10. Tiny
  11. Nothing to say
  12. More
  13. Silence

Gesamtspielzeit: 49:33 min.

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