PeterLicht - Das Ende der Beschwerde
Motor / Edel
VÖ: 28.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Wutburger-Wettessen
Schluss! Aus! Vorbei! Jetzt wollen wir uns doch alle erst einmal beruhigen. Einatmen, ausatmen. Tief einatmen. Und raus. Raus. So, geht's jetzt wieder? Ja? Gut. Die Zeiten, sich aufzuregen, sind vorbei, es hat doch sowieso keinen Sinn. Geldgierige Banker sezieren die Weltwirtschaft, ganze Staaten gehen zu Grunde. Wir haben keinen richtigen Sommer mehr, aber auch keine weiße Weihnacht. Und YES-Törtchen gibt es auch nur in limitierten Editionen. Die Welt, in der wir leben, ist schlecht. Und doch: Wir wollen uns nicht beklagen, die ewige Beschwerde war gestern. Ähnlich wie Tocotronic 2007, stampft PeterLicht nun ein Album aus dem Erdboden, das uns auffordert, nichts mehr zu fordern. Nicht reden, sondern machen! Oder wenigstens sang- und kla(n)glos aufgeben.
PeterLichts fünftes Album "Das Ende der Beschwerde" beginnt indes mit einem Manifest der Unbeugsamkeit und Ratlosigkeit: "Sag mir, wo ich beginnen soll" ist Verweigerungshaltung in Liedform. Vielleicht ist dieses Stück bewusst der Opener des Albums: Ein Fallstrick für jene, die erst mit dem Erfolgsalbum "Melancholie und Gesellschaft" hinzustießen und PeterLicht in seiner knuffigen Kauzigkeit nicht ernstnahmen. Doch schon mit dem nächsten Song, dem melancholisch-verqueren "Wir sollten uns halten", schwebt PeterLicht in den Nachthimmel, pflückt Sterne vom Himmel und konstruiert daraus ein Liebeslied der wirklich schönen Sorte.
Freilich bewegt sich PeterLicht stets auf dünnem Eis: Witzige Poesie mit wahrem Kern wird gerne nicht richtig verstanden, was mitunter auch an ulkigen Titeln wie "Begrabt mein iPhone an der Biegung des Flusses" oder "Meine neuen Schuhe (Große Sonne verbrennt ganzes Geld)" liegen könnte. Klar, irgendwie gaga, doch mit folgenden Zeilen wird er, und hier wären wir erneut beim wahren Kern, Recht behalten: "Blast meine Geheimnummern in die Wolken, die vorbeizieh'n / Zieht mein Gesicht in den Sand / Und handelt mit meiner DNA." Hier spricht jemand bitterlich ohne Bitterkeit, beinahe fröhlich erklingt dazu der einladende Electro-Pop. Wie gesagt: Die Zeiten der Klage sind endgültig vorbei. Auf "Das Ende der Beschwerde" werden viel eher Momentaufnahmen gemacht, und, wie es sich für einen echten PeterLicht eben gehört, mit verschrobenen Bildern versehen.
Die beiden besten Stücke der Platte behandeln indes eher persönliche Themen. "Neue Idee" handelt von Orientierungslosigkeit und dem Leben innerhalb der selbst gesteckten Grenzen. Der Refrain löst schlussendlich die seltsame Spannung auf, die dem Stück bis dahin innewohnte. Ebenso toll, weil ebenso flott und beweglich, ist der vermeintliche Titelsong "Das Ende der Beschwerde / Du musst dein Leben ändern": ein melodieseliger Ratgeber für all diejenigen, die stets auf der Suche nach der richtigen Suche sind. Später, im siebenminütigen "Fluchtstück", driftet PeterLicht wieder in die Welt der leicht verkopften Spoken-Word-Kultur ab. Auch hier beschreibt er, wie der Titel bereits verdeutlicht, die Flucht: Raus aus dem Alltag, raus aus dem Trott. Machen, nicht reden. Lauft, Dieter, Hans-Jörg und Hilde, lauft! Nicht reden, machen! Nicht aufregen, lachen! Und atmen, vergesst nicht zu atmen. Was würden wir nur ohne Peter tun?
Highlights
- Neue Idee
- Das Ende der Beschwerde / Du musst dein Leben ändern
- Schüttel den Barmann!
Tracklist
- Sag mir, wo ich beginnen soll
- Wir sollten uns halten
- Begrabt mein iPhone an der Biegung des Flusses
- Steigen / Fallen
- Neue Idee
- Meine alten Schuhe (Große Sonne verbrennt ganzes Geld)
- Das Ende der Beschwerde / Du musst dein Leben ändern
- Fluchtstück
- Schüttel den Barmann!
- Wir / was / wir / wolln
- Wort von den Worten an den Wänden
- Der neue Mensch
Gesamtspielzeit: 54:43 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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qwertz |
2013-02-25 21:00:32 Uhr
Endlich mal live gesehen, den guten Mann. War ein super Konzert mit abwechslungsreicher Darbietung, eingeschobener Lesung und herrlich debilen Tanz- und Nonsense-Einlagen. Mehrere Textpatzer bei den Songs sorgten für eine lockere Atmosphäre und auch musikalisch absolut fabelhaft: PeterLicht an Gitarre, Cello und Sitar, dazu ein Typ, der sich Piano und Drums teilte. Tolle Setlist und eine absolut gelungene Darbietung. Könnte schwer werden, das 2013 noch zu toppen.Wenn ihr die Chance habt, geht hin! |
Hubble |
2011-12-01 23:58:22 Uhr
Reißt mich nicht alles so mit. Aber den Titelsong, Fluchtstück und Der Neue Mensch sind super. |
captain kidd |
2011-12-01 18:02:08 Uhr
iphone ist ein geiles lied. der rest schädelt noch nich so. abwarten. |
Hahaha |
2011-11-26 14:35:17 Uhr
PS: Ich bin suizidgefährdet. |
Hahaha |
2011-11-26 14:32:25 Uhr
Jetzt erstellen die Trolle hier schon eigene Seiten, um ihre Fakes zu untermauern. Erbärmlich. |
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