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Veronica Falls - Veronica Falls

Veronica Falls- Veronica Falls

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 21.10.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Einfach unwiderstehlich

Das Stiefkind eines jeden Albums ist der vorletzte Song. Zumindest wird dies gerne mal in den Raum geworfen. Vielleicht ist es auch schlicht ziemlicher Humbug. Doch die Position vor dem sogenannten "Rausschmeißer" bietet sich an, lästiges Füllmaterial loszuwerden. "Pah!", denken sich die vier blutjungen Briten von Veronica Falls und platzieren genau auf ebenjener Stelle den besten kleinen Gitarrenpop-Song des Jahres. Das muss in aller Bescheidenheit einfach mal gesagt sein. Noch toller: Die Band hat keinen Anstand und benennt den Song schlicht und ergreifend nach sich selbst. Oder andersherum. Jedenfalls heißt das elfte Lied wie die Band selbst: "Veronica Falls". Unauffällig wie das schüchterne, aber schönste Mädchen der Uni stellt sich dieses feine, naive Stück hinten an, um nicht zu sehr herauszustechen. Bescheidenheit, Du hübsches Kind. Und dies bei einem Album, welches selbst so frohlockend und blauäugig den Sound von Sarah Records und C86 mit knarzigem Pixies-Charme würzt, dass es eine helle Freude ist. Es soll Leute geben, die ihre komplette Musiksammlung - inklusive aller Vinylsingles von Another Sunny Day im Original - darauf verwetten, dass diese Platte hier mindestens das Debüt des Jahres ist.

Die vier dunkelhaarigen Wuschelköpfe hinter Veronica Falls sehen in ihrem Preppy-Look aus, wie man sich die snobbistischen Protagonisten aus den Romanen von Bret Easton Ellis so vorstellt. Vielleicht werden sie auch deswegen gerne mit einem Hipster-Etikett versehen, was aber grundsätzlich völlig irrelevant ist. Was zählt, ist die Leidenschaft, von der die zwölf Stücke beseelt sind. Natürlich enthält das viele popkulturelle Verweise, angefangen bei The Velvet Underground über Elvis Costello bis zu The Smiths und noch viel weiter. Und doch: Es bleibt einfach Gitarrenpop, der zu schlau ist, sich dreckig zu machen. Die Grundstimmung ist dabei immer etwas morbide, aber auch sexy. Das offenbart bereits der schöner Opener "Found love in a graveyard", der zunächst wirklich düster beginnt, bevor der Refrain all diejenigen besingt, die mit gebrochenem Herzen durch den Tag streunern. Der zweigeschlechtliche Gesang wird in diesem und in vielen weiteren Songs ein herrliches Trademark, die Stimmen ergänzen sich angenehm, umgarnen sich, spielen Fangen, Verstecken und Russisches Roulette zugleich.

Das flotte, leicht punkige "Right side of my brain" schubbert sich dann wieder sympathisch und kompromisslos durch seine drei Minuten. "Bad feeling", mit seinem kuntergrau-dunkelbunten Video schon länger bekannt, ringt mit dem darbenden Herzschmerz. Sowieso: Liebe, und vor allem das Fehlen ebenjener, ist das Top-Thema auf dieser Platte. Eben ganz so, wie es sich für eine spitzenmäßige Indiepop-Platte gehört. Doch so astrein verläuft das dann auch nicht. Bei Veronica Falls darf es auch mal knarzen und rumpeln: "Stephen" könnte so aus der Feder von Black Francis stammen, während das betörende "Beachy Head" verflucht gut und gut verflucht ist. Hätten die Misfits je Kinder mit Zooey Deschanel gezeugt, sie würden klingen wie Veronica Falls. Zum Ende hin werden Veronica Falls etwas ruhiger, das besagte Titelstück ist ein weiterer Höhepunkt, wenn auch ein sehr stiller. Ganz versteckt, an vorletzter Position, sitzt er da, rausgeputzt, mit weißem Kragen und gewaschenen, roten Bäckchen. "Darkest day I've ever seen / Brightest light will shine for me / When Veronica falls", heißt es in besagtem Song und das ist wirklich herzzereißend schön und rührend. Angesichts dieses Albums mitsamt seiner feinen Facetten, der juvenilen Hymnen und dem frivolen Esprit, werden Ziffern, Positionen und Nummern zu Schall und Rauch. So ist sie, die Jugend von heute.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Found love in a graveyard
  • Bad feeling
  • Beachy Head
  • Veronica Falls

Tracklist

  1. Found love in a graveyard
  2. Right side of my brain
  3. The fountain
  4. Misery
  5. Bad feeling
  6. Stephen
  7. Beachy Head
  8. All eyes on you
  9. The box
  10. Wedding day
  11. Veronica Falls
  12. Come on over

Gesamtspielzeit: 36:51 min.

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