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The Book Of Knots - Garden of fainting stars

The Book Of Knots- Garden of fainting stars

Ipecac / Soulfood
VÖ: 09.09.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Zukunftslektionen

Dass The Book Of Knots wissen, wie das geht mit den Alptraum-Soundscapes, haben sie auf ihren zurückliegenden zwei Alben zur Genüge bewiesen. Sowohl das selbstbetitelte Debüt als auch der Nachfolger "Traineater" platzierten ihre Musik in dem molochartigen Untergrund, der jeder anständigen Distopie Charakter verleiht und den Bestien, die in seinen Schlagschatten umherstreifen, ordentlich Futter gibt. Für den abschließenden Teil ihrer Absolutely-No-Happy-Future-Trilogie, "Garden of fainting stars", steigen die Tausendsassas Joel Hamilton, Tony Maimone, Carla Kihlstedt und Matthias Bossi erneut in die Untiefen ihrer Metropolis hinab. Und: Sind die vier Haupt-Knotenknüfper mit all ihren Bands und Projekten an sich bereits ein kleiner Referenzpark, so schleifen sie nun auch noch eine wimmernde und kreischende Gastmusiker-Heerschar sowie einen schieren Wahnwitz an Instrumentarium durchs Geröll.

Unter anderem dabei: Mike Watt, John Vanderslice, Nils Frykdahl, Trey Spruance oder Dawn McCarthy. Sie alle spielen entweder irgendwas mit Phantasienamen, was aber stets klingelt, zirpt oder surrt, singen in Mönchsorden- und beschwipsten Seemanns-Chören mit, oder sie werden, wie der angeblich ebenfalls anwesende Tom Waits, im Booklet erst gar nicht gelistet. Was aber eigentlich nur konsequent ist. Denn einerseits: In den leiernden Kauderwelsch-Klanglandschaften, die den "Garden of fainting stars" wie Ganzkörper-deformierte Monstren bevölkern, lässt sich eh nie sicher ausmachen, wer oder was gerade die Nachtruhe stört. Und andererseits: Wie Tom Waits singt hier eigentlich jeder - selbst die Amsel mit dem einen übergroßen, im Bluttakt pulsierenden Auge, die unwahrnehmbar durch den Background des Titelsongs zu krächzen scheint.

Gleich der Opener präsentiert sich als TripHop-Ungeheuer mit schneidenden Elektronik-Flummis, trockenem Schlagzeug und sägenden bis singenden Gitarren, die von Kihlstedts Gesang - ebenso wie beim abschließenden "Obituary for the future" - björkstyle zu Boden gerungen werden. Überhaupt sind The Book Of Knots stets an jenem Wummerrhythmus interessiert, werfen ihn ansonsten aber eben ihrer Armada an Gastmusikern vor die Füße. Blixa Bargeld palabert in seinem Germania-Englisch über die sirrenden Schallwellen von "Drosophila melanogaster", bevor sich der Song in Düsterbeat und einige Violinen-Striche klärt und Bargelds Stimmbändern das Flirren und Quicken überlässt. Auch Label-Chef Mike Patton schmeißt für "Planemo" zunächst sein Bass-Gemurmel an - da das Stück schließlich aber eher klingt wie eine einmal durch den Höllen-Äther und zurück geschickte Faith-No-More-Ballade, lässt er sich nicht lumpen und die Stimme fliegen wie einst Anfang der 1990er.

Ansonsten gibt sich das gesamte "Garden of fainting stars" als ein einziger dudeldicker, kaputter und bedrohlicher Trip, aus dem nur ab und an einmal der Wille nach Eindeutigerem aufstrebt. Etwa Frykdahls und McCarthys abstruser Funk und Soul im Gesang, der das Schizo-Erlebnis von "Moondust must" zugleich kongenial unterstützt und ihm über die humpelnden Runden hilft. Oder der kratzende Beat von "Yeagers approach", in dem Kalimba und Zitter nur deshalb Platz finden, weil der Song von sich selbst ohnehin schon zur Schockstarre gezittert wurde. "Loosely inspired by growing up in a depressed steel town", prangt als Motto über diesem Album. Verliert man sich in der sehr speziellen Genialität der Book Of Knots, so kann man dem nur beipflichten. Vorher aber bitte das Warmbibbern nicht vergessen.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Microgravity
  • Moondust must
  • Yeager's approach
  • Planemo

Tracklist

  1. Microgravity
  2. Drosophila melanogaster
  3. Moondust must
  4. Lissajous orbit
  5. Garden of fainting stars
  6. All this nothing
  7. Yeager's approach
  8. Planemo
  9. Nebula rasa
  10. Obituary for the future

Gesamtspielzeit: 40:17 min.

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