Yann Tiersen - Skyline

Everything's Calm / Mute / AIP / GoodToGo
VÖ: 14.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Monsieur Autosimilarité
Yann Tiersen schon wieder. Kaum ein Jahr nach dem dunklen "Dust lane" veröffentlicht der Bretone mit "Skyline" eine weitere Handvoll kunstvoll inszenierter Melancholie. Schnell spürt man die enge Verwandtschaft. Auch sein siebtes Album wird von schummerigen Klängen und hauchenden Chören bevölkert. Die Arrangements kreiseln um niedliche Melodiebruchstücke und haben besonderen Spaß daran, aus hübschen Kleinigkeiten eine große Wolke zu erschaffen. Und weil's beim letzten Mal so schön funktioniert hat, werden immer mal wieder ein paar vielstimmige Zeilen geschmettert.
Dass "Skyline" der kleine Bruder von "Dust lane" ist, gibt Tiersen unumwunden zu. Er verpasste diesen neun neuen Stücken eine leichtere Atmosphäre. Seine Texte hingegen hadern weiterhin mit dem Verlust, der der Kern seines letztjährigen Albums war. So wird jede Euphorie relativ. Der Opener "Another shore" lässt ein paar Glöckchen läuten, zu denen erste Akkorde gezupft werden, bis gleich mehrere weichgezeichnete Lärmschichten wellenartig herangespült werden. Das ist typisch für Tiersens aktuelle Arbeitsweise.
Noch stärker als sein Vorgänger mogelt "Skyline" synthetische Elemente in die fein ziselierten Texturen: Alte Analogsynthesizer bringen eine frische Farbe mit, und für ein elektrisches Knistern im Hintergrund ist immer Platz. Das Zwitschern folgt gehorsam der gleichen Choreographie wie geschrubbte Postrock-Gitarren, Holzbläser, Streicher und Xylophon. Als Puzzlestücke werden sie im Arrangement nach und nach aneinander gesteckt. Dass sie nicht immer ganz ineinander passen, hilft gegen allzu viel Wohlklang. So erinnert das fertige Klangbild oft eher einem flackernden Kaleidoskop mit zahlreichen Selbstähnlichkeiten. Die Stücke variieren sich nicht nur in sich selbst, sondern gemahnen eben auch deutlich an das spiralförmige Kopfkino des Vorgängers.
Doch Tiersen macht es sich nicht leicht. Eine verschrobene Wolkigkeit wie "Monuments" hätte sich nicht jeder als Single getraut. Im Video hört man zu bizarrem Zeichentrick auf- und abschwellende Grooves, tänzelnde Gitarren, elegante Bläser und eine Stimme, die das Süßholz so konsequent raspelt, dass sie selbst ganz zerhackt daherkommt. "The gutter" beantwortet flötenden Gesang mit Saitendissonanz und aufbrausendem Schlagwerk. "Exit 25 block 20" lässt wirre Schreie auf putzige Spieluhrklänge und New-Wave-Gitarren treffen. "Forgive me", die reuevoll geschrammelte Entschuldigung für das übersprudelnde "Fuck me" vom letzten Mal, verzagt am Ende vor lauter Moll. "Skyline" ist immer dann am besten, wenn es sich dezent von "Dust lane" löst.
Highlights
- Another shore
- Monuments
- The gutter
- Forgive me
Tracklist
- Another shore
- I'm gonna live anyhow
- Monuments
- The gutter
- Exit 25 block 20
- Hesitation wound
- Forgive me
- The trial
- Vanishing point
Gesamtspielzeit: 40:12 min.
Referenzen
Philip Glass; Steve Reich; Matt Elliott; The Third Eye Foundation; Gravenhurst; Sigur Rós; Jónsi; Talk Talk; Mark Hollis; Owen Pallett; Final Fantasy; Orka; Piano Magic; Stephan Eicher; Noir Désir; Dirty Three; Andrew Bird; Mercury Rev; The Cure; Pink Floyd; Brian Eno; Mogwai; The Album Leaf; Menomena; Ramona Falls; Dear Reader; Arcade Fire; Devotchka; Beirut; Sufjan Stevens; Kronos Quartet; Balanescu Quartet; Xiu Xiu; Swans; Dirty Projectors; Patrick Wolf; The Beta Band; This Immortal Coil; Bat For Lashes; Shannon Wright; Erik Satie; Joanna Newsom; Joni Mitchell; Eluvium; Rökkurró; Múm; Rachel's; Set Fire To Flames; A Silver Mt. Zion; Can; Faust; Neu!; Dominique A; Benjamin Biolay; Raphael; Louise Attaque; Polarkreis 18
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