Maria Mena - Viktoria
Columbia / Sony
VÖ: 07.10.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Dissoziative Identitätsstörung
Ein handelsüblicher Vorname als Albumtitel ist zwar etwas plump, erregt aber dennoch meist Neugier. Wer ist diese Person? Was hat sie gemacht, um sich einen Platz auf dem Cover einer Platte zu verdienen? Was also hat Maria Menas "Viktoria" verbrochen? Die Antwort ist so einfach wie öde: eigentlich nichts. Als Kind, so Mena, überlegte sich ihre Mutter, ihr den Namen ihrer Großmutter als zweiten Namen zu vermachen. Der Name ward seither vergessen und kaum genutzt. Für ihr fünftes Album hat die mit ihren 25 Lenzen immer noch junge Norwegerin den Namen wieder ausgekramt. Denn anders als ihre bisherigen Platten soll "Viktoria" sein, so als hätte eine zweite Person, eine andere Maria Mena, diese elf Stücke aufgenommen. Man hat es hier also mit einer multiplen Persönlichkeitsstörung zu tun. Mena wäre damit vielleicht besser bei einem Psychiater als im Aufnahmestudio gelandet. Was aber schade um diese nette Popmusik gewesen wäre.
Böse Zungen würden von belangloser Begleitmusik für Radios und Fahrstühle sprechen. Aber das wäre nur maximal ein Drittel Wahrheit. Denn mindestens zwei Drittel der Songs auf "Viktoria" sind schöne, auf dem Klavier basierende Stücke geworden, die zumeist recht melancholisch daherkommen. Ganz vorne dabei ist mit "Habits" ein intensiv betrübliches Duett mit dem dänischen Singer/Songwriter Mads Langer, bei welchem nicht nur die Stimmen, sondern auch das Klavier sehr still vor sich hin trauert und genau den richtigen Ton trifft. Auch "Secrets" und "Takes one to know" sind ähnlich still und eindringlich. Letzteres erzeugt mit seiner marschierenden Perkussion und ausgefeilter Laut-Leise-Dynamik eine klaustrophobische Atmosphäre, wie sie bei durchschnittlichen Popgören eher selten ist. Mena ist aber eben genau das nicht.
Andere Songs wie "Homeless" und "My heart still beats" sind etwas größer angelegt, vertrauen nicht allein auf die bedrückende Atmosphäre des Klimperkastens. Auch "This too shall pass" und "It took me by surprise" sind mit allerhand Pipapo ausstaffierte Radiopopsongs geworden. Und widerlegen damit im Grunde Menas Ansinnen, mit "Viktoria" eine zweite, eine andere Persönlichkeit für dieses Album verantwortlich zu machen. Sie mag zwar etwas ruhiger sein als Mena, diese "Viktoria". Aber so ganz einfach trennen lassen sich die beiden nicht. Denn auch dieses Album der Norwegerin trägt eindeutig ihre eigene Handschrift, was natürlich auch daran liegt, dass sie alle Stücke in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Martin Sjølie eigenhändig verfasst hat. Auch wenn nicht alle Songs durchweg ins Schwarze treffen, hat Mena erneut ebenso wenig einen einzigen schlechten im Gepäck. Wir müssen wieder einmal eingestehen: Diese Frau ist eine von den Guten. Oder auch zwei.
Highlights
- Homeless
- Habits
- Money
Tracklist
- Viktoria
- Homeless
- The art of forgiveness
- Habits
- My heart still beats
- This too shall pass
- Takes one to know one
- Money
- It took me by surprise
- Secrets
- Am I supposed to apologize
Gesamtspielzeit: 36:02 min.
Referenzen
Gemma Hayes; Heather Nova; Aura Dione; Alanis Morissette; Jewel; Fiona Apple; Liz Phair; Tori Amos; Sarah McLachlan; Kristin Hersh; Sheryl Crow; Natalie Merchant; Meredith Brooks; Katy Rose; Sarah Hudson; Mary Lou Lord; Sinéad O'Connor; The Pretenders; The Sundays; Throwing Muses; The Cranberries; Furia; 10,000 Maniacs; The Cardigans; Feist; Juliana Hatfield; Amy Millan; Amy Mann; Ani DiFranco; Meredith Brooks; Matchbox20; R.E.M.; Paul Westerberg; Gin Blossoms; Eagle-Eye Cherry
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