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Slow Club - Paradise

Slow Club- Paradise

Moshi Moshi / Rough Trade
VÖ: 16.09.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Nicht niedlich

Als sich Rebecca Taylor und Charles Watson zu Slow Club zusammenschließen, ahnt wohl noch niemand so wirklich, was passieren würde. Die Trennung ihrer vorhergehenden Band The Lonely Hearts ist mehr oder weniger schnell vergessen, und während das Duo 2009 ihr erstes Album "Yeah, so" vorlegt, ist es gar nicht mal so schlimm, dass in jeder zweiten Rezension erwähnt wird, die Band käme aus Sheffield. Die Heimat der damals noch übergroßen Arctic Monkeys macht sich erstaunlich gut in der Biografie der lebensnahen Musiker, deren erste Texte zwischen ausgereifter Pubertät und zähem Erwachsenwerden schweben - man ist ja auch eben in dem Alter. Das alles ist schön und gut. Was Taylor und Watson nicht mögen, ist das rigorose Schubladendenken jener, die ihre Platten besprechen. Klar, "Yeah, so" ist ein Popalbum. Twee Pop nennt man das. Slow Club hassen diesen Begriff. Twee kommt aus dem Englischen und steht in etwa für "süß" oder "niedlich". Es musste also etwas verändert werden. Denn ganz ehrlich: Wer möchte schon niedlich sein? Eben.

Auf "Paradise" wurde aus dem zuckersüßen Twee melancholischer Indie-Folk, und die jugendlich-naiven Gedanken mussten erwachseneren, nachdenklicheren und, ja, teilweise auch dunkleren weichen. All das macht aber natürlich gar nichts. Schon der Opener und die gleichzeitige Vorabsingle "Two cousins" gibt die Richtung vor, in die es zukünftig - oder sei es nur für dieses Album - gehen soll. Die Stärke liegt hier in den Percussions, deren Sound zum Anheizen natürlich allzu passend ist, und dem Gesang, der im großen Refrain bestens zur Geltung kommt. Der aufgebauschte Sound sorgt für den richtigen Effekt: Von "süß" kann hier keine Rede mehr sein. Daran ändert auch die zarte Ballade "Hackney marsh" nichts, die Taylor die Möglichkeit gibt, das Mädchenhafte an ihrer Stimme rauszulassen, was bei den meisten Songs des Albums tunlichst vermieden wird. Zusätzlich erwartet den Hörer eine weise Erkenntnis gleich zu Beginn des Songs: "Currency can ruin friendships / A mattress will do it, too." Alles weitere zu besagter Beziehung kann man sich wohl selbst ausmalen.

Natürlich kommen die poppigen Momente auch auf "Paradise" nicht zu kurz. Das hypnotische "If we're still alive" überzeugt ebenso wie "The dog" kurz vor Schluss, das ein letztes Mal richtig aufdreht. Nebenher sorgt die schwere Ballade "You, Earth or ash" für den einen oder anderen Stein im Magen, ist aber immerhin kein Klotz am Bein. Ganz im Gegensatz zu "Horses jumping", das die deutsche Version von "Paradise" als letzten Song aufweist. Ein akustischer Genuss zum Abschluss, der dank Watsons Gesang und der geradezu himmlischen Streicher- und Klavierunterstützung zum Träumen einlädt. So weit, so gut. Warum man aber den Titeltrack von "Paradise", der international ein gesonderter Song ist, unbedingt zum unglücklichen Hidden Track verwurschteln muss, bleibt für die deutschen Hörer ein Wermutstropfen. Es bleibt der einzige auf Slow Clubs ganz und gar erwachsenen und überhaupt nicht niedlichem Zweitling. Versprochen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Never look back
  • Hackney marsh
  • The dog
  • Horses jumping

Tracklist

  1. Two cousins
  2. If we're still alive
  3. Never look back
  4. Where I'm waking
  5. Hackney marsh
  6. Beginners
  7. You, Earth or ash
  8. Gold mountain
  9. The dog
  10. Horses jumping

Gesamtspielzeit: 45:02 min.

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