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Rosenstolz - Wir sind am Leben

Rosenstolz- Wir sind am Leben

Island / Universal
VÖ: 23.09.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Mutmacher der Nation

Rosenstolz wollten ganz von vorne anfangen. Der Burnout von Peter Plate ist überstanden - und nun, so verkünden Interviews und Promo-Meldungen, werden die Uhren noch einmal zurückgedreht. Jegliche Fans, die bei dieser Ankündigung böse Überraschungen fürchten, können sich allerdings unbesorgt zurücklehnen: Die selbsternannten "Rosenstolz 3.0" unterscheiden sich kaum von ihren Vorgängerversionen: Noch immer folgt die gewohnt anständige Vorab-Single dem Liebe-ist-alles-ich-bin-ich-gib-mir-Sonne-Schema, noch immer ist Peter Plates obligatorisches Gesangsintermezzo einigermaßen verzichtbar. Einmal mehr lauern in den butterweich geklopften Pop-Arrangements hübsche Klavier-Hooklines neben der konsequent mitgeschleiften Ladung Kitsch: Allein "Überdosis Glück" versammelt in einem Refrain mehr Schlagerattitüde als fünf Stunden ZDF-Hitparade, bricht diese aber immerhin mit charmanter Hyperaktivität im Swing-Groove. Auch sonst gehören die gewissen Dieter-Thomas-Heck-Momente noch immer dazu, in denen "küssen" sich ungestraft auf "vermissen" reimt und garantiert von der süffigsten Akkordfolge im greifbaren Umkreis untermalt wird.

Das Schöne an all diesen berechtigten Contra-Argumenten: Es ist halb so wild. Wo bei verwandten Künstlern längst der Akustik-Herpes beginnt, kann man Rosenstolz durchaus latente Sympathien entgegenbringen - wenn auch eher trotz als wegen der Unmengen positiver Energie, die sie sich für den Neustart verordnet haben. Denn mehr denn je zeigen Rosenstolz Ambitionen als Mutmacher der Nation: Kaum eine Strophe, in der nicht Augen geöffnet, Feuer entzündet oder Flügel gespreizt würden. Von Alter bis Einsamkeit liegt für jedes Problem der richtige Trostvers parat. Keine Titelzeile, die ihre Wahrheit nicht durch zwanzigfache Wiederholung einbläuen würde, kein Refrain, der sich nicht zu einem opulenten Finale aufplustern ließe. "Ich bleibe stark und ich weiß auch wie", beteuert Anna fast schon aggressiv. Wer da noch Zweifel äußert, dem wird mindestens der Kinderchor aus "E.n.e.r.g.i.e." auf den Hals gehetzt. Hier wird mitgeflogen, keine Widerrede.

Selbst die mit konsequent deutschem "r" ausgesprochene "Marilyn" bekommt nach drei Minuten im Klischee-Klavierballaden-Modus noch einen knackigen Abgesang verpasst. Nur "Beautiful" erlaubt sich vor seinen meterhoch gestapelten Elton-John-Chören ein wenig Zerknautschtheit - und liefert zugleich doch noch eine Überraschung, indem es plötzlich mit niemand anderem als Scott Matthew um die Ecke kommt. Natürlich muss man sich so etwas nicht unbedingt anhören. Aber wenn, dann wenigstens so wie hier.

(Jana Fischer)

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Highlights

  • Wir sind am Leben
  • Lied von den Vergessenen

Tracklist

  1. Wir sind am Leben
  2. Überdosis Glück
  3. Lied von den Vergessenen
  4. Sprachlos
  5. Mein Leben im Aschenbecher
  6. Marilyn
  7. Wir küssen Amok
  8. E.n.e.r.g.i.e.
  9. Flugzeug
  10. Irgendwo in Berlin
  11. Beautiful

Gesamtspielzeit: 48:25 min.

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