Machine Head - Unto the locust
Roadrunner / Universal
VÖ: 23.09.2011
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Wasser marsch
In der Nachspielzeit kommen sie zur Ruhe. Am Ende von "Who we are" geben Adagio-Celli den Rausschmeißer, und irgendwo im Hintergrund fängt der Cleaning-Clerk von Green Days Jingletown-Studio an, die Scherben aufzukehren, die Machine Head bei den Aufnahmen ihrer neuen Platte "Unto the locust" hinterlassen haben. Demnächst wird er die Fenster öffnen, um den Dampf abzulassen. Das ist dringend nötig: Es ist heiß, unbeschreiblich heiß - "Sauna" ist auch nur ein Wort dagegen, "Hölle" ein anderes. Gut 48 Minuten sind davor vergangen, in denen Machine Head unter widrigen Bedingungen noch einmal alles gegeben haben. Gut 48 Minuten, während denen Sänger und Lead-Gitarist Rob Flynn mit 43 noch mal drauflosgespielt hat wie mit 23. Gut 48 Minuten, in denen Schlagzeuger Dave McClain getrommelt hat, als würde er einen Werbeclip für sein Remo-Drumkit mit Anschauungsmaterial befeuern. Gut 48 Minuten, in denen sich Machine Head noch einmal streckten, als wollten sie den Metal retten. Warum eigentlich?
Die Messlatte hatten Machine Head vor vier Jahren mit "The blackening" hoch angesetzt, die Erwartungshaltung an eine Nachfolge-Platte könnte höher kaum sein. "Auf Jahre hinaus unschlagbar" hätte der Kaiser die vielleicht Band geadelt, wenn er nicht Sprachrohr von Bayern München und deutschem Fußball, sondern Vorstandsvorsitzender von Kerrang!, Rock Hard oder Metal Hammer in Personalunion wäre. Es gab also keinen verdammten Grund, ausgerechnet jetzt nachzulassen. Und sobald sich Headbanger vom Eröffnungstrack von "Unto the locust" in den Boden stampfen lassen, werden sie merken: Machine Head haben aus der Drucksituation das Beste gemacht. Und sie einfach umspielt.
Dieses "I am hell (Sonata in C#)" ist symptomatisch für eine Platte, die meist kaum Probleme hat, das Niveau der neuen Machine Head seit "The blackening" zu halten. Eingeleitet durch Chorgesänge ist das, was folgt, ein Stresstest für jede Flying-V, jede Bass-Drum und jedes Schrei-Organ, die sich jemals durch einen Metalsong geprügelt haben. Und eine Absage an die Gerüchte, Metal könne strukturbedingt immer nur bis vier zählen: In drei Teile und doppelt so viele Riffs haben Machine Head "I am hell (Sonata in C#)" aufgeteilt, fangen erst mit ihren trademarktypischen Drei-Tonnen-Grooves an und überführen den Song schon bald in eine Thrash-Granate mit mehr Wumms als in einem FSK-verstümmelten Stallone-Reißer der 80er. Das ist nicht gewollt. Das ist gekonnt.
"Unto the locust" ist dabei eine Platte voller großer Momente, die man am liebsten festkleben möchte wie die Bildchen im Panini-Album. Den instrumentalen Mittelteil des Songs "Be still and know" heizen Machine Head so auf, als wollten sie Metallica beweisen, dass die Intensität und Spielfreude von "Ride the lightning" und "Master of puppets" auch 2011 noch machbar ist. In "Pearls before the swine" jubeln sie ihrer Version der Brachialgewalt von Lead-Gitarren gesungene Melodien unter, die selbst auf "The blackening" so nicht drauf waren. Lediglich hintenraus leisten sie sich mit dem eingangs erwähnten "Who we are" ein Stück geradlinig geschnittenen Biertheken-Metal mit Kinderchor zum Mitgrölen, der auf dieser Platte so verloren wirkt wie Oktoberfest-Feierbiester auf einer Beerdigung. Trotzdem: Zeit zum Abkühlen.
Highlights
- I am hell (sonata in C#)
- Locust
- Pearls before the swine
Tracklist
- I am hell (sonata in C#) I: Sangre sani (blood saint) II: I am hell III: Ashes to the sky
- Be still and know
- Locust
- This is the end
- Darkness within
- Pearls before the swine
- Who we are
Gesamtspielzeit: 48:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fakeboy Postings: 5521 Registriert seit 21.08.2019 |
2023-12-05 20:31:37 Uhr
Grad mal wieder den Titelsong gehört. Banger! |
stativision |
2012-05-25 21:00:54 Uhr
fett, brett, mett.das album muss man hören und besser nicht die rezension dazu hier lesen. |
Bonzo |
2011-12-22 10:14:28 Uhr
Nochmal besser als "The Blackening". Das ist ein unglaublich fettes Brett. |
Schon erstaunlich |
2011-09-30 22:54:26 Uhr
Flynn ist deutlich über 40, ein Tom Araya geht ganz stramm auf die 50 zu...woher nehmen die "Jungs" die Energie für diese Musik her und das jeden Tag? |
Magoose |
2011-09-30 22:29:14 Uhr
rumpelt ganz schön druckvoll aus den Boxen, ist aber weder so episch wie Blackening noch so tight wie Through The Ashes Of Empire...ne enge Sache bei mir, was die Kaufentscheidung angeht...von Album des Jahres imho ein ganzes Stück entfernt, wenn auch nicht wirklich schlecht... |
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Referenzen
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