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Twin Sister - In Heaven

Twin Sister- In Heaven

Domino / GoodToGo
VÖ: 23.09.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Spätsommererwachen

Der gute Goethe hatte schon Recht: Die Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte erst genießbar macht. Insofern ist der Verlauf der folgenden Geschichte eigentlich nur logisch: Als sich vor drei Jahren fünf Menschen in Long Island zusammentaten, um fortan unter dem Namen Twin Sister zu musizieren, interessierte das zunächst mal wirklich kein Schwein. Auf dem Thron des Dream Pop saßen andere Größen. Etwa Beach House mit Alleinherrscherin Victoria Legrand, die das Zepter nicht einfach so aus Hand geben würde. Musste sie ja auch gar nicht. Das Quintett um Sängerin Andrea Estella ließ es ruhig angehen, veröffentlichte im Jahr ihrer Gründung die EP "Vampires with dreaming kids", tourte sich die Füße wund und machte sich zumindest bei Kennern einen Namen. Es folgte im vergangenen Jahr "Color your life" und Platzierungen in Jahreslisten, hauptsächlich in den hoffnungsvollen Kategorien, die nicht das vergangene, sondern das kommende Jahr betrafen.

Und nun also das erste richtige Album von Twin Sister, an das angesichts beachtlicher Liveshows und vielversprechender EPs einige Erwartungen geknüpft wurden. Was bis dahin passierte, lässt sich nur erahnen: Vielleicht bekam die Band kalte Füße und wollte weiter am Album herumschrauben. Vielleicht sagte aber auch jemand bei der Plattenfirma, dass man die Prioritäten verschieben sollte. Fakt ist, dass im Sommer zuerst das Album der Labelkollegen von Washed Out veröffentlicht wurde, um auf der gerade so hippen Chillwave mitzureiten. So erscheint das Debüt "In Heaven" erst im Spätsommer - oder Frühherbst, je nach Betrachtungsweise. Das ist natürlich nicht wirklich schlimm. Und doch wären wir da wieder bei der Ironie und der bitteren Erkenntnis, dass Twin Sister eben vor allem eins sind: eine waschechte Sommerband.

Der Eröffnungssong "Daniel" startet schüchtern, geradezu zaghaft, und entwickelt sich nur schleppend zu einer loungigen Popnummer, die bei aller märchenhaften Verträumtheit etwas auf der Strecke bleibt. Ganz anders das forderndere, experimentelle "Space babe", das tatsächlich Erinnerungen an "Teen dream" von Beach House weckt - mit dem feinen Unterschied, dass Estella nunmal keine Legrand ist, deren Stimme gleichermaßen kalt und klirrend oder zärtlich und zuckersüß sein kann und daher im Winter und im Sommer funktioniert. Aber Twin Sister geben nicht auf und reißen das Ruder zumindest in der zweiten Albumhälfte radikal rum: Vom schwebenden "Kimmi in a rice field", das aus einer anderen Welt zu stammen scheint, über das psychedelische "Spain" mit seinem abrupten Ende bis hin zum trotzigen "Saturday Sunday" gelingt den fünf Bandmitgliedern so gut wie alles. Es folgt ein schöner Abschluss mit "Eastern green", einem herzigen Stück Popmusik, bei dem einer der Herren den Leadgesang übernimmt und den Hörer schließlich wieder versöhnlich stimmt. Bis zum nächsten Sommer dauert es sicher nicht mehr lang.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Space babe
  • Spain
  • Eastern green

Tracklist

  1. Daniel
  2. Stop
  3. Bad street
  4. Space babe
  5. Kimmi in a rice field
  6. Luna's theme
  7. Spain
  8. Gene Ciampi
  9. Saturday Sunday
  10. Eastern green

Gesamtspielzeit: 35:31 min.

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