Lanterns On The Lake - Gracious tide, take me home

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 23.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Meerchenerzähler
Das Meer kennt keine Eile. Ein Geigenbett, dahinter dezent ratternde Elektronik und immer wieder die gleichen, mantraartig geseufzten Worte. Bei Lanterns On The Lake ist das Wasser nicht nur im Bandnamen allgegenwärtig: Bis hin zur Gischt, die im Video zu "Keep on trying" an steinige Ufer schäumt, durchströmt es den Output des Sextetts aus Newcastle in jedem Winkel. Nicht als stürmische Flut allerdings. "Gracious tide, take me home" ist das Debüt einer Band, die entschleunigter kaum beginnen könnte. Die Lieder nehmen sich Zeit und fließen mit einer Unbeirrtheit dahin, die es schwer macht, in den spärlichen, redundanten Strukturen irgendetwas zu vermissen - Musik, in der man gerne baden würde, hätte man nicht Angst, zwischen klassisch-analogem Instrumentarium und elektronischem Rhythmus-Unterbau etwas in den fragilen Konstrukten zu zerstören.
Legt Adam Sykes Stimme sich auf "If I've been unkind" noch über klassischen Gitarrenfolk, trifft sein weibliches Pendant Hazel Wilde meist auf ausgedehnte Klangmalereien. Die meisten Stücke beginnen ganz intim: "The places we call home" reicht ein tröpfelndes Glockenspiel, "You're almost there" genügen ein paar kilometertief tauchende Klavierakkorde. Danach allerdings legt sich langsam aber sicher Schicht über Schicht, bis die einzelnen Stränge beginnen, schwelgerisch auszufransen. Aus der maritimen Zeitlupe sticht "A kingdom" mit voranpreschendem Trommelfeuer hervor. Passend: Das Stück ist inspiriert von Briefen, die Soldaten im Zweiten Weltkrieg heimschickten. Die größte Intensität kommt trotzdem in den nur zwei Minuten auf, in denen "Ships in the rain" eine Ahnung von Ewigkeit aus seiner stillen Poetik zieht: "My body’s an anchor, I’m lost to the sea / I look to the stars as the waves cover me" - die Geschichte eines verschollenen Seemanns, für immer zwischen den Wellen zuhause.
Auch instrumental scheint das Meer Ruhepol und Bedrohung zugleich: Die Streicher-Karte wird in beide Richtungen gerne und wirkungsvoll ausgespielt, zum Beispiel wenn "Blanket of leaves" mit bittersüßer Geigen-Romantik bepinselt wird oder "Tricks" fast schon feierliche Aufbruchsstimmung verströmt. Eine Zeile wie "If we make it through the nightmare" bleibt da lediglich ein frommer Wunsch, und wenn am Ende von den mannigfalitgen Dream-Pop-Klangschichten nur noch eine dumpfe Akustikgitarre zurückbleibt, haucht Wilde "Leave me here on the rocks by the shoreline". Die Strandparty feiern andere - Lanterns On The Lake werfen ihre Anker ganz weit raus und machen keine Anstalten, in den sicheren Hafen zurückzukehren.
Highlights
- Ships in the rain
- A kingdom
- Tricks
Tracklist
- Lungs quicken
- If I’ve been unkind
- Keep on trying
- Ships in the rain
- A kingdom
- The places we call home
- Blanket of leaves
- Tricks
- You’re almost there
- I love you, sleepyhead
- Not going back to the harbour
Gesamtspielzeit: 48:05 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The Triumph of Our Tired Eyes |
2012-09-05 11:42:34 Uhr
If I've Been Unkind ist grossartig.You Were Never Even There. Sehr schön. |
Herbstseele |
2011-10-03 16:51:48 Uhr
Da werde ich jetzt direkt mal reinhören. |
Beefy |
2011-10-03 16:24:39 Uhr
Diese Platte braucht definitiv einen Thread. Absolut perfekte Herbstmusik. |
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Referenzen
Sun Kil Moon; I Break Horses; The Decemberists; Noah And The Whale; Laura Marling; Arcade Fire; Sigur Rós; Jónsi; Solander; Red House Painters; Death Cab For Cutie; Jenny Hval; I Am Kloot; Sophia; Eagle*Seagull; Great Lake Swimmers; Midlake; The Unthanks; Get Well Soon; Arab Strap; Gravenhurst; Iron & Wine; Okkervil River; The Magnetic Fields; The Postal Service; Tiger Lou; Kings Of Convenience; The Whitest Boy Alive; American Music Club
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