SuperHeavy - SuperHeavy
A&M / Universal
VÖ: 16.09.2011
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schwer in Ordnung
Diese Band ist für jeden musikalischen Kosmopoliten ein Traum, der wahr wurde. Denn SuperHeavy haben sich das nicht gerade unbescheidene Ziel gesetzt, aus scheinbar unvereinbaren Musikstilen aus allen Ecken der Welt etwas komplett Neues zu erschaffen. Ein Projekt, das in einer immer stärker zusammenwachsenden Welt vielleicht auch längst überfällig war. Also hat sich Mick Jagger, seines Zeichens bekanntester und faltigster Frontmann der Rock-Geschichte, mit Eurythmics-Mastermind Dave Stewart, Reggae-Superstar Damian Marley, Soul-Röhre Joss Stone und nicht zuletzt dem indischen Komponisten A. R. Rahman zusammengetan, Letzterer unter anderem bekannt für den Soundtrack zu "Slumdog Millionaire". Im lockeren Supergroup-Jam entstanden 35 Stunden Musik, deren Destillat nun auf Platte vorliegt.
Nun darf man bei einem solch ambitionierten Projekt durchaus skeptisch sein - vor allem, weil hier durch die Bank Musiker am Werk sind, die schon alles oder zumindest sehr viel erreicht haben. Und doch ist das Ergebnis eine recht angenehme Überraschung. Allen Beteiligten ist die Lust auf Ungewohntes nämlich deutlich anzumerken - vor allem Jagger gebührt dafür Respekt, schließlich ist der Mann ja gerade deswegen so beliebt, weil die Rolling Stones seit knapp 50 Jahren mehr oder weniger das gleiche machen. Und nun geht er im stolzen Alter von 68 noch einmal an seine Grenzen. Weil auch die anderen vier Hochkaräter ihr Ego dem Teamgedanken unterordnen, klingt "SuperHeavy" über weite Strecken erstaunlich homogen. Wenn auch freilich nicht so revolutionär, wie man im Vorfeld denken durfte.
Denn eine wirkliche Verschmelzung von Rock, Reggae und indischer Musik findet auf dem Album nur in vereinzelten Momenten statt. Meist sind die Stile strikt voneinander getrennt, was die Lieder aber nicht schlechter macht. Schon bei der Vorabsingle "Miracle worker" war zu hören, dass hier Musiker am Werk sind, die zu den Besten ihres Fachs zählen. Die schöne Reggae-Ballade wird von Stones kraftvoller Stimme geprägt, wie die Engländerin als jüngstes SuperHeavy-Mitglied überhaupt für viele Höhepunkte auf diesem Album verantwortlich ist. Im kraftvollen und sehr rockigen "Energy" treibt sie Jagger im Duett-Refrain zu Höchstleistungen an, und bei den sanften Offbeat-Perlen "Beautiful people" und "I don't mind" schraubt sie den Einsatz zwar zurück, zieht die Aufmerksamkeit aber trotzdem magisch auf sich.
Auch sonst fabrizieren die fünf Superstars viel Gelungenes. Etwa im ungewöhnlichsten Stück "Satyameva jayathe", in dem Rahman die Musik seiner Heimat in den Mittelpunkt rückt und doch glücklicherweise jeglichen Bollywood-Kitsch vermeidet. Noch besser machen es SuperHeavy im überlangen "Rock me gently", das genug Luft zum Atmen und alle Zeit der Welt bekommt - das Ergebnis ist Atmosphäre satt und der Höhepunkt des Albums. Schade nur, dass SuperHeavy nicht durchgehend derart von der Muse geküsst wurden und das Zusammenspiel ab und an verkrampft wirkt. Auch mit Jagger gehen gelegentlich die Pferde durch, wenn er knapp am Ton vorbeikeift. Aber abgesehen vom viel zu langen Opener erspart uns "SuperHeavy" aber immerhin echte Ausfälle. Und um an einem derart souveränen und definitiv ungewöhnlichen Album Freude zu haben, muss man kein Kosmopolit sein.
Highlights
- Miracle worker
- Energy
- Rock me gently
Tracklist
- Superheavy
- Unbelievable
- Miracle worker
- Energy
- Satyameva jayathe
- One day one night
- Never gonna change
- Beautiful people
- Rock me gently
- I can't take it no more
- I don't mind
- World keeps turning
Gesamtspielzeit: 52:56 min.
Referenzen
Damian Marley; Mick Jagger; The Rolling Stones; Dave Stewart; A. R. Rahman; Joss Stone; Bob Marley & The Wailers; Peter Tosh; Gentleman; Ravi Shankar; Nitin Sawhney; Talvin Singh; George Harrison; The Beatles; Aerosmith; Velvet Revolver; The Black Crowes; The Who; Aretha Franklin; Lauryn Hill; Alicia Keys; Kelis; Ray Charles; Candy Dulfer