Air - Everybody hertz

Source / Astralwerks / Virgin
VÖ: 25.02.2002
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Luftschlösser
Diese Franzosen. Trinken schon zum Frühstück Rotwein, essen Tiere, auf denen andere höchstens reiten würden, und gewinnen zu allem Überfluß seit geraumer Zeit auch noch alle wichtigen Fußballturniere. Das allein reicht eigentlich schon, um neidisch auf unsere Nachbarn zu sein, aber sie haben ja auch noch diese tolle Musikszene. Mit Phoenix zum Beispiel, den leicht angeschrägten Sommerpoppern aus Paris. Oder Daft Punk, die 1997 mit "Homework" die Housemusik nachhaltig mitprägten. Und dann wären da ja auch noch Air. Sozusagen die Vorzeigefranzosen, deren Pop seit jeher aus luftig-leichter Zuckerwatte gemacht scheint und die mit "Everybody hertz" ihrer bunten Discografie aus Compilations, Soundtracks und richtigen Alben nun auch eine Remix-Mini-Platte hinzufügen. Das macht man im Moment halt so, wobei die Betonung des Wörtchens "Remix-Mini-Platte" in diesem Fall auf die vier Buchs taben zwischen den beiden Bindestrichen zu legen ist.
Es wurden nämlich gerade mal drei Tracks des letzten regulären Airplayers "10.000 Hz legend" in fremde Hände gelegt, von denen sich dafür jedoch bis zu fünf verschiedene Neuanstriche auf "Everybody hertz" finden lassen. Desweiteren kommen neben einem bisher unveröffentlichten Song zwei von Air selbst angefertigte Edits ihrer eigenen Stücke "Don't be light" und "How does it make you feel" hinzu, deren Unterschiede zu den Originalen sich jedoch selbst mit der sprichwörtlichen Lupe kaum finden lassen. Da ist ein Blick auf die Namensliste der mitwirkenden Remixer schon weitaus spannender, liest er sich doch wie das "qui-est-qui" französischer Electronica: Mr. Oizo läßt in seiner Version von "Don't be light" von der Urfassung kaum mehr etwas übrig und verwandelt es stattdessen in einen seiner typisch minimalistischen Discostomper, während Modjo seine "People in the city" den Jazz entdecken läßt.
Getreu ihrem Credo "Keine Remixplatte ohne uns" sind mit den Neptunes natürlich auch die Edelhuren der Musikbranche wieder am Start, um "Don't be light" ein paar ihrer gewohnt dicken Beats zu verpassen. Diese werfen das filigrane Soundgerüst des Stückes jedoch eher über den Haufen, als daß sie ihm wirklich neue Aspekte abgewinnen könnten. Auch die in Deutschland eher unbekannten Malibu und The Hacker machen aus ihren Vorlagen enttäuschend plumpe Dancefloorwühltischware. Da hört man doch lieber Air selbst in ihrer reinsten Form, etwa so wie in "The way you look tonight", das für die Verhältnisse der beiden Franzosen geradezu unpompös ausgefallen ist und stattdessen eine einsame Akustikgitarre in den Vordergrund stellt, die erst gegen Ende des Stücks in die Fänge elektronischer Spielereien gerät. Und dennoch: Auch diese Extraportion Zuckerguß kann den faden Geschmack nicht kaschieren, den das dünne Rohkostmenü von "Everybody hertz" im Mund des Hörers hinterläßt.
Highlights
- People in the city (Modjo version)
- The way you look tonight
Tracklist
- Don't be light (Edit)
- Don't be light (Mr. Oizo remix)
- How does it make you feel? (Adrian Sherwood version)
- Don't be light (Neptunes remix)
- People in the city (Modjo version)
- Don't be light (The Hacker remix)
- How does it make you feel? (Edit)
- Don't be light (Malibu remix)
- People in the city (Jack Lahana remix)
- The way you look tonight
Gesamtspielzeit: 45:35 min.
Referenzen
Daft Punk; Phoenix; Zero 7; Bent; Rob; Sébastien Tellier; Bertrand Burgalat; Modjo; Mirwais; The Hacker; Mr. Oizo; Alex Gopher; Etienne de Crécy; Röyksopp; Egoexpress; Kruder & Dorfmeister; Tosca; Kreidler; High Llamas; Burt Bacharach
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- Air (18 Beiträge / Letzter am 28.10.2009 - 14:17 Uhr)