Kerretta - Saansilo
Golden Antenna / Broken Silence
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Es geht voran
Über die heuer wenig bis gar nicht mehr unterscheidbaren Spielarten des Postrock ist mittlerweile viel geklagt, gedacht und gerätselt worden. Die drei Neuseeländer von Kerretta stört all das nicht im mindesten. Bereits "Vilayer" bezog seine Kraft vor allem aus einem hörbaren Selbstvertrauen und einer ebensolchen Bestimmtheit. Und auch auf ihrem Zweitwerk "Saansilo" ergibt sich all das, was Kerrettas Musik vielleicht nicht absolut einzigartig, aber in jedem Fall herausragend macht, einfach so aus dieser selbst - sowie aus ein paar Koordinatenverschiebungen.
So setzen Kerretta eher auf eine schlanke, trockene und handfeste Rhythmik statt auf Melancholie und Atmosphäre, was ihre Musik in Nachbarschaft zum amerikanischen Noiserock à la Unsane bringt. Entsprechend spielen Schlagzeug und Bass eine weitaus prominentere Rolle als bei sonstigen Vertretern des Genres, was sich ebenso auf den eher tiefen und dunklen Sound ihrer Musik auswirkt. Aufbereitet wird all das hingegen durchaus mit den typischen Mitteln des Postrock, dem Laut-Leise-Spiel ebenso wie dem einen oder anderen elektronischen Spleen, delayten Tappingfiguren und allen weiteren Facetten zwischen Zuckerbrot und Peitsche.
Vor allem aber bleiben Kerrettas Songs nicht nur im Zeitmaß überaus kompakt. Selbst die beiden abschließenden Achtminüter "Kept from the brilliance of the outer world" und "Onyxia" zeigen sich als dichte Kraftakte, auch wenn sie vordergründig ebenso häufig ins Massivriffing aus- wie in schwelgerische Obertonfiguren zusammenbrechen. Der ebenso klackernde wie runde Bass und das vollmundige Schlagzeug sind in allen Songphasen präsent, und die Akkorde selbst bewegen sich im Grunde genau auf der Grenze zwischen Dickhosen- und Sternegucker-Rock. Ihre Dynamik erzielen Kerretta hingegen eher durch Verdichtung statt durch Kompression.
So erscheinen Songs wie "A ways to uprise" und "Halls to wherever" zugleich verspielter und noch einmal komprimierter als auf dem Vorgänger. Und auch die Art und Weise, wie sich "Bloodlines" aus seinem über die Bassdrum stampfenden, in den Bässen brummenden und Gitarren als Orgelteppiche ausarbeitenden Grundstock in einen Polyrhthmus hineinarbeitet, der trotz allem ausschließlich Kopfnicken produziert, kann schon eine Menge. Nicht nur hier lenken Kerretta ihr Dasein als Dreigespann in die genau richtige Richtung. Das Weniger an Atmosphäre und Elegie, das sich aus dieser Konstellation ergibt, kontern sie durch einen spürbaren Willen, komplexere Songbauten und größere Streuung ihrer Gitarren-Effekte. Man könnte auch sagen: Kerretta konzentrieren sich auf den zweiten Teil des Namens Postrock. Was, derart gut gemacht, alles andere als ein Rückschritt ist.
Highlights
- Halls to wherever
- Bloodlines
- Onyxia
Tracklist
- A ways to uprise
- Halls to wherever
- Bloodlines
- By the throats
- Shepherds thread
- Kept from the brilliance of the outer world
- Onyxia
Gesamtspielzeit: 41:17 min.
Referenzen
Del Rey; Daturah; Russian Circles; Dianogah; Airpeople; Sleeping People; Darediablo; Oxes; Honey For Petzi; Valina; Shellac; The Mercury Program; Don Caballero; Battles; Paul Newman; Foxhole; Always The Runner; Billy Mahonie; Sweep The Leg Johnny; Redneck Manifesto; Oma Yang; Rodan; From Monument To Masses; Maserati; Mogwai; Shipping News; June Of 44; Mt.; Isis; Neurosis; Breach; Cameran; Nicoffeine; Ulme; Unsane; Oxbow; Helmet; Melvins; Tad; Cave In; Faust; Neu!; Can; Kreidler
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