Cant - Dreams come true
Warp / Rough Trade
VÖ: 09.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Körperliche Beruhigung
Seien wir doch mal ehrlich: Wann auch immer es derzeit um musikalische Kollaborationen geht, denkt man zunächst an eine ganz bestimmte: Metallica und Lou Reed. In einer Welt, in der aus zwei Namen einer gemacht wird, wäre das Metallou - oder Reedallica. Kaum ein Album wird mit mehr Spannung erwartet, kaum eines kann eine derartige Aufmerksamkeit gelangen. Muss es ja eigentlich auch gar nicht. Irgendwie geht es ja auch ohne. Denn wenn wir jetzt sogar noch ein Stückchen ehrlicher sind, wird vielleicht nur jeder dritte oder vierte zugeben, bewusst schon etwas von Chris Taylor gehört zu haben. Richtig? Oder George Lewis, jr.? Nein? Doch. Wirklich.
Denn Chris Taylor ist Teil der New Yorker Band Grizzly Bear. Offiziell firmiert er als Bassist, Kenner der Band werden aber wissen, dass er dort so ziemlich jedes Instrument spielt, ähnlich wie er auch an einer erstaunlichen Ansammlung von Hipster-Alben der 2000er Jahre beteiligt war. So produzierte er im vergangenen Jahr dann auch "Forget", das Debütalbum von Twin Shadow, welches wiederum der Künstlername von George Lewis, jr. ist. Und weil es so schön ist - und man sich ja immer ein zweites Mal begegnet -, trafen sich Taylor und Lewis vor einer Weile wieder im Studio und machten Musik. Das Ergebnis ist die elektronische Wundertüte "Dreams come true", das erste echte Soloalbum von Chris Taylor, bei dem Lewis nicht unwesentlich mitgeholfen hat, und angesichts der hier stattfindenden Emotionen kann man sich, das darf man sicher sagen, ein Ende des Traums kaum vorstellen.
Dabei beginnt er recht störrisch: Im Opener "Too late, too far" weckt die Symbiose aus stampfendem Folk und Synthesizern zuerst Unbehagen, bis es nach einer Weile, dank des tiefen Basses, langsam zur Beruhigung des Körpers beiträgt. Das verträumt beginnende "BANG" entwickelt sich ab der Hälfte plötzlich in ein verzerrtes Monster, das sich laut und düster ausbreitet; während die darauffolgenden 54 Sekunden des Pianostücks "(brokencollar)" offenbar versöhnlich wirken sollen. Dabei geht das eigentlich viel besser: "She's found a way out" bietet den größten, weil atmosphärisch gelungensten Moment auf "Dreams come true", der zeitgleich an Elliott Smith und Taylors Hauptband Grizzly Bear erinnert, dabei aber nochmal doppelt entwaffnend wirkt. Der sanfte, erneut klaviergetragene Weckruf mit "Bericht" zum Schluss schürt dafür nur noch den Wunsch, noch fünf Minuten länger liegen bleiben zu können. Oder zehn. Oder einfach noch ein bisschen.
Highlights
- Too late, too far
- She's found a way out
- Rises silent
- Bericht
Tracklist
- Too late, too far
- Believe
- The edge
- BANG
- (brokencollar)
- She's found a way out
- Answer
- Dreams come true
- Rises silent
- Bericht
Gesamtspielzeit: 37:21 min.
Referenzen
Twin Shadow; Mister Heavenly; TV Girl; Canvas Kites; How To Dress Well; Wild Nothing; Tame Impala; Tennis; Future Islands; Avey Tare; Small Black; Teen Daze; Baths; Gold Panda; Panda Bear; Twin Sister; Suckers; Neon Indian; Bear In Heaven; Memory Tapes; Real Estate; Caribou; Department Of Eagles; Ducktails; The Whitest Boy Alive; Blackbird Blackbird; MillionYoung; Memoryhouse; Actress; Burial; James Blake; Mount Kimbie; Darkstar; Massive Attack; Bon Iver; My Bloody Valentine; The Jesus And Mary Chain